
Dieser Artikel ist Teil der DKSN-Halloween-Woche 2024.
Nachdem mich das Spiel Ash vs. Evil Dead von WayForward nicht ganz so überzeugt hat, wie ich es mir erhofft hatte, habe ich mir gedacht, dass wir doch eine kleine Zeitreise unternehmen könnten. Wir befinden uns tief in der Ära der Playstation 2 und der ersten Xbox. In dieser Zeit erschien das dritte 3D-Actionspiel von THQ, das auf der Marke Evil Dead basiert. Und THQ hatte einiges gut zu machen: Das erste Spiel Hail to the King aus dem Jahr 2000 entpuppte sich als langweiliger und nahezu unspielbarer Resident Evil-Klon. Das zweite Spiel A Fistful of Boomstick aus dem Jahr 2003 war eher im Hack & Slash-Genre angesiedelt, jedoch sehr repetitiv. Da halfen auch keine prominenten Synchronsprecher, allen voran natürlich Bruce Campbell himself.
Regeneration war daher ein Reboot der Spielereihe. Es erschien 2005 in den USA und Europa für PS2, Xbox und Windows. Außer in Deutschland. Hier waren die ersten beiden Evil Dead-Filme noch auf dem Index und man befürchtete wohl, dass auch dieses Spiel sofort indiziert werden würde. Wir erinnern uns, es waren die Jahre der sogenannten Killerspieldebatte und die meisten Actionspiele wurden in Deutschland allenfalls geschnitten veröffentlicht. Die Befürchtungen waren nicht unbegründet, denn der Titel landete – trotz fehlender Veröffentlichung hierzulande – 2006 schonmal vorsichtshalber auf der A-Liste der BPjM. Übrigens wurden die Filme mittlerweile vom Index gestrichen. Beide Filme haben in ihrer ungekürzten Fassung mittlerweile eine FSK-Freigabe ab 16 Jahren. Zeiten ändern sich.

Wovor wollte uns der Staat eigentlich schützen? Die Story des Spiels ist schnell erklärt und nicht sonderlich komplex: Ash Williams sitzt nach den Ereignissen von Evil Dead 2 in einer psychiatrischen Anstalt für Kriminelle. Eine sehr heruntergekommene, versteht sich. Seine Anwältin Sally Bowline glaubt ihm, was in der Waldhütte passiert ist und hat bei ihren Recherchen das Tagebuch von Edward Knowby gefunden. Blöd nur, dass sich auch der Anstaltsleiter Dr. Reinhard mit dem Necronomicon beschäftigt und beim Lesen des Inhalts („Khandar estrada khandos thrus indactu nosfrandus khandar dematos khandar“) das Böse heraufbeschwört und davon besessen wird. Mit dem Necronomicon und Knowbys Tagebüchern will er nun die Welt erobern, weshalb er die Anwältin entführt. Natürlich hat Ash Williams etwas dagegen. Also durchsucht er die Psychiatrie, die nun vom Bösen heimgesucht wird und Patienten und Wärter in Monster verwandelt, nach seinen Kleidern, seiner Kettensäge und seiner Schrotflinte.

Am Ende des ersten Levels wird Ash vom Geist Knowbys instruiert, der ihn die Pläne Reinhards offenbart. Ashley muss nicht nur den besessenen Doktor finden und seine Anwältin retten, sondern auch die Portale zur Unterwelt schließen. Dabei hilft ihm ein kleines Monster namens Sam. Gesprochen übrigens von Schauspieler Ted Raimi, dem Bruder des Serienerfinders Sam Raimi. Ash kann Sam nicht nur auf Monster werfen, an einigen Stellen im Spiel könnt ihr Sam auch selbst steuern, um kleine Umgebungsrätsel zu lösen oder auf großen Monstern zu reiten.
Ansonsten ist Evil Dead Regeneration eine geradlinige Mischung aus Shooter und Hack and Slash. Mit verschiedenen Waffen wie Pistole, Schrotflinte und Flammenwerfer nehmt ihr die Skelette, Monster und Zombies aus der Ferne aufs Korn, kommen sie einem zu nahe, kommt die gute alte Kettensäge zum Einsatz. Die Steuerung wird in einem Tutorial-Level erklärt, der witzigerweise in der ikonischen Waldhütte aus den Filmen spielt. Das Spiel besteht aus sieben großen Levels. Es geht durch einen Friedhof, einen Sumpf, eine verlassene Stadt oder in einen Bergwerk. Die Levels sind etwas verwinkelt, aber auch linear aufgebaut. Farblich ist das für dieses Jahrzehnt berüchtigte Braun in allen Variationen zu sehen.
Auch das Spieldesign lebt die frühen 2000er: Eskortmissionen, zu simple Rätsel und ansonsten schnetzelt ihr euch durch Unmengen von Monstern. Was gut zur Vorlage passt, aber dennoch etwas repetitiv werden kann. Auf extreme Gewaltdarstellungen, wie man sie aus anderen zeitgenössischen Spielen a la Manhunt von Rockstar Games kennt, wurde tatsächlich verzichtet. Für mich wirkt die dargestellte Gewalt eher übertrieben und stark überzeichnet. Sehr schön inszeniert sind auch die aus Filmen bekannten Kamerafahrten, wenn das Böse dargestellt wird.

Das große Highlight des Spiels sind jedoch die Dialoge zwischen Ash Williams und Sam, die während der Levels stattfinden. Hier wird der Humor der Filme exzellent eingefangen und besonders die vielen Oneliner des Helden geben dem Spielgeschehen eine humoristische Brechung und unterstreichen den überzeichneten Charakter der Reihe.
In der damaligen Spielepresse kam der Titel einigermaßen okay weg. Deutsche Tests liegen natürlich nicht vor, aber für die internationalen Outlets wie GameSpot oder IGN war das dritte 3D-Abenteuer von Ashy Slashy eine hohe 60er Wertung. Auch die Metacritic liegt im hohen 60er Bereich. Wobei ihr hier bedenken müsst, dass damals noch nicht die große Wertungsinflation eintrat und eine hohe 60er-Wertung tatsächlich gutes Mittelmaß bedeutete. Spielerisch ist es genau das: Mittelmaß. Es macht spielerisch wenig falsch, aber auch nichts richtig gut. Wo Evil Dead Regeneration glänzen kann, ist die gelungene Repräsentation seiner Vorlage.

Evil Dead Regeneration wurde nie neu veröffentlicht oder bekam gar eine geremasterte Fassung. Ich würde die Chancen auch als relativ gering ansehen, dass das noch passiert – wobei sich das Franchise bis heute großer Beliebtheit erfreut. Also so ganz ausschließen mag ich es dann auch nicht.
Mit dgVoodoo 2 lässt sich die Windows-Version auch auf heutigen Rechnern starten ohne erst eine virtuelle Maschine mit Windows XP aufsetzen zu müssen. Die einfachste Methode ist sicherlich die Nutzung der PS2-Version im Emulator, die in hoher Auflösung auch sehr nett ausschaut.
Das war nun unsere kleine Halloween-Woche. Wir hoffen, dass sie euch ein wenig gefallen hat und wir euch einige passende Spieletipps geben konnten!
Hatte vorher noch nie etwas von dem Spiel gehört. Danke für den Bericht. 🙂