In einer beeindruckenden, von der nordischen Eleganz des frühen 20. Jahrhunderts inspirierten Stadt begibt sich die Protagonistin Hanna auf eine gefährliche Reise, um ihren entführten Bruder Herman zu finden.

| Titel: | Eriksholm: The Stolen Dream |
| Erscheinungsdatum: | 15.07.2025 |
| Plattformen: | Windows, PlayStation 5, XBox Series X|S |
| Entwickler / Herausgeber: | River End Games / Nordcurrent |
| Homepage: | https://eriksholmgame.com/ |
Eriksholm: The Stolen Dream, das Erstlingswerk von River End Games, ist ein isometrisches taktisches Stealth-Spiel, das am 15. Juli 2025 veröffentlicht wurde.
Dieselpunkiges Dänemark

In dieser dieselpunkigen Welt, die mich stark an Dishonored denken lässt, herrscht der Bürgermeister von Eriksholm mit eiserner Hand über seine Stadt. Für die Reichen ist die Stadt am Meer ein Paradies, für die Armen jedoch ein Alptraum. Außerdem grassiert gerade eine furchtbare Krankheit namens Heartpox, für die es offenbar keine Heilung gibt und die meistens zum Tode führt.
Zu Beginn des Spiels erwacht die Teenagerin Hanna nach längerer Krankheit, ihr jüngerer Bruder Herman hat sich liebevoll um sie gekümmert. Plötzlich wird ihre armselige Absteige von den Schergen des Bürgermeisters gestürmt, wobei Herman gefangengenommen wird. Hanna versteht die Welt nicht mehr, läuft davon und versucht auf eigene Faust, herauszufinden, wo Herman ist und warum er entführt worden ist.
Die Handlung entfaltet sich in einer dynamischen und lebendigen Umgebung, in der jede Ecke neue Herausforderungen und Geheimnisse bereithält. Durch optionale Collectibles könnt ihr mehr über die Spielwelt und ihre Lore erfahren. Die Entwickler haben es geschafft, eine Welt zu kreieren, die gleichzeitig schön und abstoßend ist. Eine gelungene Kombination aus packender Erzählung und taktischem Gameplay sorgt dafür, dass man ständig auf der Hut sein muss, während man sich durch Straßen und Gänge schleicht und dabei versucht, unentdeckt zu bleiben.


Eriksholm ist in acht Kapitel unterteilt. Ich denke für jedes Kapitel habe ich etwas mehr als eine Stunde gebraucht. Nach jedem Abschnitt gibt es eine kurze Zusammenfassung und längere Cutscenes.
Das Gameplay von Eriksholm ist sowohl intuitiv als auch herausfordernd. Ein Tutorial führt dabei schön in die Mechaniken ein. Mit einem Klick auf die linke Maustaste interagiert Hanna mit ihrer Umgebung, während die rechte Maustaste dazu dient, einen Schlafpfeil abzufeuern – eine Fähigkeit, die erst ab Kapitel 2 verfügbar ist und die das Spielgeschehen erheblich bereichert. Mittels Shift könnt ihr laufen, was aber leicht von nahen Gegnern gehört werden kann, also Vorsicht! Mit WASD scrollt ihr durch die Spielwelt, mit Q und E könnt ihr die Karte rotieren. Man gewöhnt sich relativ schnell an diese Steuerung, und mit der Lernkurve steigt dann dementsprechend der Spielspaß. Wahlweise könnt ihr das Spiel auch per Controller bedienen, das hat mir aber nicht so gefallen (vermutlich, weil ich doch eher ein linuxzentrierter Claviarius bin).

Das Team



Später im Spiel kommen neben Hanna noch weitere Charaktere dazu, die wieder eigene Skills mitbringen. Alva, Hannas Mutterersatzfigur, begibt sich auf die Suche nach ihr und wird bald in die ganze Chose hineingezogen. Die agile Alva hat eine Steinschleuder, mit der sie Lampen kaputtschlagen und die Gegenspieler ablenken kann. Außerdem kann sie Rohre hochklettern, was Hanna nicht kann (dafür kann diese in Schächte klettern).



Danach stößt Sebastian zur Runde, ein liebenswerter Herr in den besten Jahren und alter Freund von Hanna und Herman, der mit Bärenkräften ausgestattet ist und Feinde mit einem Würgegriff bewusstlos machen kann, sofern er sich ihnen von hinten nähern kann. Außerdem kann Sebastian im Gegensatz zu den Damen schwimmen.



A puncto ad punctum
Das Spiel ist – anders als Shadow Tactics und Konsorten – episodisch/szenisch sowie linear angelegt. Ihr könnt nicht speichern, sondern müsst Checkpoints finden, zu denen ihr zurückkehrt, so ihr entdeckt werdet. Hier ist Eriksholm ziemlich erbarmungslos: Wenn ihr nur einmal kurz gesehen werdet oder ein bewusstloser Körper entdeckt wird, ist es schon vorbei und ihr müsst wieder einen Schritt zurück. Zum Glück sind die Checkpoint nicht weit voneinander entfernt. Ihr sollt die Verhaltensweisen der Wachen genau studieren und Umgebungsreize nutzen, um clevere Lösungen für die verschiedenen Situationen zu finden. Das Spiel belohnt Geduld und strategisches Denken, da ihr eure Umgebung sorgfältig ausleuchten, Deckung nutzen und Ablenkungstaktiken einsetzen müsst, um nicht entdeckt zu werden.

Atmosphärisch? Allemal!


Die grafische Gestaltung von Eriksholm ist das wahre Highlight des Spiels. Die Stadt ist lebendig und detailreich, mit einer beeindruckenden visuellen Ästhetik, die die Eleganz und den Charakter der nordischen Städte des frühen 20. Jahrhunderts einfängt (ähnlich wie Warschau in The Thaumaturge, den ich kürzlich für euch hier rezensiert habe). Die Umgebungen sind nicht nur schön, sondern auch funktional, da sie euch zahlreiche Möglichkeiten bieten, um euch zu verstecken und taktisch vorzugehen. Die Kombination aus Licht und Schatten spielt eine entscheidende Rolle im Gameplay, da ihr die Dunkelheit nutzen müsst, um unentdeckt zu bleiben.
Fazit
Die Kritiken sprechen eine deutliche Sprache: Mit einer Bewertung von 10/10 von TheSixthAxis und 9.5/10 von Loot Level Chill wird suggeriert, dass Eriksholm: The Stolen Dream nicht nur ein Spiel, sondern ein Erlebnis sei, an anderer Stelle wird behauptet, dass es die Grenzen des Stealth-Genres neu definiere. GamingBible beschreibt es als eine der angenehmsten Spielerfahrungen des Jahres und hebt hervor, dass Kreativität und Talent in der heutigen Spielelandschaft immer noch einen Platz finden können.

Wie ihr wisst, bin ich ein großer Adventure-Fan, vor allem von unbekannteren oder von in Vergessenheit geratenen (an dieser Stelle sei mir ein kleiner Hinweis auf meine Kolumne Adventure-Schatzkiste gestattet). Auf Platz zwei sind bei mir definitiv taktische Stealth-Spiele, und damit meine ich allen voran die Heilige Dreifaltigkeit Shadow Tactics, Desperados III und Shadow Gambit. Ich komme einfach nicht drum herum, andere mit diesen zu vergleichen, weil sie einfach so gut sind. Viele haben mich entweder nicht mitgerissen oder gar enttäuscht. Eriksholm hat mich zugegebenermaßen am Anfang etwas gelangweilt, denn richtig interessant wird es erst, wenn die anderen Charaktere zum Team stoßen. Bei den zuvor genannten Spielen gefällt mir die Freiheit, auf hundert verschiedene Arten zum Ziel zu gelangen, teilweise auch ganz verrückte Sachen zu machen, Aktionen mehrerer Charaktere gleichzeitig zu planen, während Eriksholm sehr linear ist und meistens nur einen Lösungsweg zulässt. Hier wäre noch Raum nach oben gewesen. Wo Eriksholm aber punktet, ist definitiv die schöne Grafik, die spannende Kulisse und die ungewöhnliche Geschichte (die aber auch etwas Anlauf braucht). Manche Situationen sind schon sehr tricky, und man muss ordentlich tüfteln, um weiterzukommen. Außerdem gibt es mehr Story als bei bei meinen Lieblingen und es ist weniger verspielt.

Dies alles vorausgeschickt, finde ich Eriksholm doch eines der besseren Taktikspiele, in dessen Spielewelt ich gerne länger eingetaucht wäre, doch leider wars bei mir nach 15 Stunden dann auch wieder vorbei. Verglichen mit Shadow Gambit, bei dem ich die 100er-Marke schon deutlich überschritten habe (und immer noch nicht ganz mit den beiden DLCs durch bin), ist das doch etwas wenig. Das Stealth-Genre definiert Eriksholm entgegen der populären Meinung sicherlich nicht neu, dennoch bin ich froh, es gespielt zu haben und ich kann es euch ruhigen Gewissens empfehlen – aber vielleicht solltet ihr auf einen Discount warten, damit das Preis-Leistungs-Verhältnis auch stimmt.

Vielen Dank für den tollen Test. Damit ist das Spiel noch etwas mehr auf meinen Radar gerückt. Die Spielzeit von 15 Stunden sehe ich dabei sogar als großen Vorteil.
Danke! Ich denk, das ist genau etwas für dich 🙂 Wie ist eigentlich dieses taktische Stargate-Spiel? Ich schau nämlich mal wieder SG-1 😉
Ich habe auch den Eindruck, vielen Dank 🙂
Season 1 habe ich gerne gespielt (Artikel noch auf GG), Season 2 muss ich noch spielen, dann gibt es hier einen Artikel. Ich, ohne SG geguckt zu haben, würde sagen, es ist nicht oberstes Regal, aber sehr kompetent gemacht und hat mir (bislang) viel Spaß gemacht. Die Schauplätze gefallen mir, taktisch geht einiges, die Story ist auch völlig ok. Ein sehr solider, kompetenter Genrevertreter. IGN gab 8, Metacritic sieht es bei 72, ich würde es auch so im Bereich 77-79 ansiedeln (je nach dem wie Season 2 ist auch etwas höher oder niedriger).
Was ein wirklich deutlich anderes Spiel aus dem Genre ist, das ist The Stone of Madness.
Danke, ich werd mir Stargate zulegen. Stone of Madness hab ich schon auf Steam, habs nur noch nicht zum Laufen bekommen auf Linux (wird aber sicher noch ;). Sonst noch Empfehlungen Richtung Shadow Gambit, Desperados III und Shadow Tactics? Von Partisans 1941 war ich ein bisschen enttäuscht…
Ich werfe ungefragt mal den Genremix Last Train Home in die Runde….
Danke für den Tipp! 🙂
Commandos: Origins, da war ich sehr positiv von angetan.
Etwas kontroverser (wegen des Entwicklers, die sind angeblich tendenziell dem rechten polnischen Spektrum zuzuordnen, da kennst du dich aber mit deinen Slawistik-Kenntnissen sicher besser aus) (aber ich denke ganz gut!) sind War Mongrels und 63 Days, beide im 2. Weltkrieg und eher düster. In 63 Days spielt man polnische Partisanen, in War Mongrels Wehrmachtsdeserteure, die sich (iirc) mit dem polnischen Widerstand zusammentun.
Und ein Oldie: Robin Hood: The Legend of Sherwood, auf GOG gerade 1,59 Euro. Star Trek Away Team vllt auch (GOG), aber da habe ich nicht soooo viel Erinnerung dran.
Danke, Vampiro! Irgendwas, was nicht mit Krieg zu tun hat?
Nach etwas grübeln fallen mir jetzt noch, abgesehen von den bereits genannten, Invisible Inc (Agenten) und Hard West 1 und 2 ein (Wilder Westen mit Fantasyelementen) ein. Und, zumindest verwandt und sehr atmosphärisch, Satellite Reign (geistiger Nachfolger von Syndicate).