Nein, Adventures müssen nicht immer nur lustig sein und Comic-Grafik haben. Aber es ist auch nicht schlimm, wenn sie lustig sind und Comic-Grafik haben. Hier zu sehen am Beispiel Elroy and the Aliens.

Titel: | Elroy and the Aliens |
Erscheinungsdatum: | 02.04.2025 |
Plattformen: | Windows, MacOS, Linux |
Entwickler / Herausgeber: | Motiviti / Motiviti |
Homepage: | https://elroythegame.com/ |
Tyler hat sich in seiner Adventure-Vorschau zu der steilen These hinreißen lassen, dass wir es bei Elroy and the Aliens mutmaßlich mit dem Adventure des Jahres zu tun haben werden. Ich bin dennoch völlig unvoreingenommen an das neueste Werk des slowenischen Studios Motiviti herangegangen und habe mir selbst ein Bild von diesem neuen Vertreter der beliebten Gattung „Comic-Adventure“ gemacht.

Raketenwissenschaft
Elroy and the Aliens spielt in einer alternativen Version des Jahres 1993 in der fiktiven westlichen Stadt Slope City. Vor mittlerweile 18 Jahren ist Elroys Vater, ein bekannter Archäologe, auf einer Expedition verschwunden. Auch aus diesem Grund hat Elroy einen anderen Karriereweg eingeschlagen und ist Ingenieur geworden. Sein neuestes Projekt: Ein selbstgebaute Rakete!
Um Aufmerksamkeit für seine Arbeit und die damit verbundenen finanziellen Unterstützungen zu erlangen, lädt er die Zeitungs-Reporterin Peggie zum ersten Raketenstart ein. Natürlich läuft nicht alles wie geplant, aber immerhin bringt das Missgeschick unverhofft eine Nachricht des verschollenen Archäologen ans Licht. Mit den dort gewonnen Informationen begibt sich Elroy nun auf die Suche nach seinem Vater. Peggie, die eine große Geschichte wittert, schließt sich ihm an.
Im Laufe der Geschichte müsst ihr zunächst den Hinweisen nachgehen, die euch auf die Spur des Vaters bringen. Dadurch schaltet ihr nach und nach weitere Orte danach, die euch im späteren Verlauf auch auf einen fremden Planeten führt. Spätestens hier wird deutlich, dass die Geschichte Science-Fiction- und Mystery-Elemente einwebt. Neben der Vermissten-Suche spielen aber auch andere Themen eine Rolle, etwa die Rivalität zwischen Kollegen und die Art und Weise, wie die Charaktere mit dem Verlust von geliebten Personen umgehen. Trotz dieser ernsten Themen ist Elroy and the Aliens eher ein leichtherziges Abenteuer, vergleichbar mit einem lustigen Disney-Film, der auch zwischendurch mal ernst sein möchte.
Zwischenzeitlich ändert sich die Erzählperspektive und dürft auch einmal andere Charaktere als Elroy steuern. Das lockert das Geschehen deutlich auf. Am Ende habt ihr dann noch die Möglichkeit, den Ausgang der Geschichte ein wenig mitzugestalten.

Kinder, ist das schön
Die vielzitierten „Produktionswerte“ sind bei Elroy and the Aliens sehr hoch, vor allem bezogen auf das Point-and-Click-Adventure-Genre. Die hochauflösende 2D-Comic-Grafik ist wunderschön gezeichnet und animiert, der Soundtrack ist filmreif und die englische Sprachausgabe klingt äußerst professionell. Auch die gut übersetzten deutschen Untertitel müssen lobend erwähnt werden. Der optische Stil erinnert teils an Klassiker des Genres, wie etwa Runaway oder The Curse of Monkey Island, teils auch an Zeichentrickfilme.

Vor allem das Aussehen der menschlichen Charaktere und im späteren Spielverlauf auch das der Aliens wirkt vielleicht so, als wäre es für Kinder konzipiert worden – allerdings haben wir es hier keineswegs mit einem reinen Kinderspiel zu tun. Vielmehr handelt es sich bei Elroy and the Aliens um ein Adventure, das Eltern problemlos mit ihren Kindern spielen könnten. Die Rätsel sind teilweise recht knackig und fordern abstraktes Denken. Unterstützung bei der Lösung gibt es dabei dabei nur über die Dialoge und durch das Betrachten von Gegenständen, ein explizites Hilfesystem fehlt ein wenig. Neben den Klassikern wie Inventar- und Dialogrätseln gibt es im Spiel auch kleinere Mini- und Logikspiele, die aber gut inszeniert sind und auch wirklich Spaß machen können.
Die Maussteuerung geht keine Kompromisse ein: Linksklick zum Benutzen, Rechtsklick zum Ansehen, Hotspotanzeige ein- und ausschaltbar. Es gibt sogar eine Gamepad- bzw. Steam-Deck-Steuerung, die ich für meine Zwecke auf dem Deck noch leicht angepasst habe, was problemlos möglich ist. Die Dialoge können per Klick übersprungen werden, per Doppelklick geht es zum Bildschirmausgang. Hier gibt es also nichts zu meckern.

Inspirationen
Die Entwickler machen keinen Hehl daraus, dass ihr Spiel von den LucasArts- und Sierra-Adventures der 1990er inspiriert wurde. Nicht umsonst ist die Geschichte wohl auch in diesem Jahrzehnt angesetzt, selbst wenn keine großen 90er-Anspielungen (und zum Glück auch kaum bis keine Rückbezüge auf die Adventure-Vorbilder) in Elroy and the Aliens enthalten sind. Hinzu kommen eine Prise Indiana Jones und Stargate sowie weitere Abenteuer- und Science-Fiction-Quellen und ergeben eine stimmige Mischung, die einen schönen Unterbau für den Point-and-Click-Spaß bildet.
Dabei wird kein großer Wert auf ausgeprägte Charakterentwicklung gesetzt, was hier vielleicht aber auch gar nicht unbedingt gepasst hätte. Elroy bleibt ein leicht einfältiger, aber technisch versierter und netter Wissenschaftler. Peggy bleibt die sprachbegabte und geschichtsinteressierte Reporterin mit einem Herz aus Gold. Und auch der Antagonist der Geschichte verfolgt seinen Plan unbeirrt bis zum Ende des Spiels. Der Fokus liegt also klar auf einer humorvollen Geschichte mit ein paar Wendungen, die wie ein Abenteuerfilm wirken und einfach Spaß machen soll.



Fazit
Nach zehn Kapiteln und etwa acht bis neun Stunden Spielzeit hatte ich Elroy and the Aliens beendet und war mit dem Spielerlebnis sehr zufrieden. Stellenweise war mir die Geschichte zwar etwas zu seicht und generell bin ich kein großer Science-Fiction-Fan, aber das möchte ich dem Spiel nicht ankreiden. Es spielte sich sehr angenehm, hat mich an einigen Stellen aber schon gefordert. Richtig lange hing ich dann aber nicht fest, die Rätsel sind aus meiner Sicht ziemlich fair.
Ich fühlte mich in etwa so wie nach dem Ansehen eines unterhaltsamen Popcorn-Kinofilms, der mich zwar über die gesamte Zeit unterhalten hat, aber nicht im Gedächtnis bleibt. Elroy and the Aliens ist definitiv ein gutes Adventure, technisch sehr gut umgesetzt und wird euch Spaß machen, wenn ihr auch mal an leichter Unterhaltung (nicht zu verwechseln mit leichten Rätseln) Spaß habt.
Ihr könnt Elroy and the Aliens ab sofort auf Steam erwerben und herunterladen.
Ich bin noch nicht ganz durch mit dem Spiel aber so viel kann man schonmal sagen: Dieses Spiel darf sich durchaus in die Highlights der letzten paar Adventure-Wochen einreihen.
Sehr liebevoll gemacht und bisher (ich bin etwas über der Hälfte des Spiels) spielt es sich sehr fluffig. Noch hatte ich keine wirklichen langen Kopfnüsse, bei denen ich mir ein Hilfesystem gewünscht hätte.
Ob es wirklich das Adventure des Jahres sein könnte?
Hmm naja, ich weiß nicht. 😉 Vielleicht werde ich da noch ein Update dazu geben, wenn ich ganz durch bin…
Schön, dass es dir auch gefallen hat. Ob es das Adventure des Jahres wird, weiß ich aber ebenfalls noch nicht. 😉
Danke für Deine Einschätzung zum Spiel. Werden dann bald mal zuschlagen müssen und mir das gesamte Spiel ansehen. Das mit meiner These „Adventure des Jahres“ würde ich nun zu hoch hängen. Könnte durchaus sein, dass im Laufe des Jahres noch was kommt, was alle Adventure-Fans noch mehr begeistert. Es ist jedenfalls schön, dass in dem liebenswerten „Nischen-Genre“ doch immer neuer und guter Nachschub kommt.