Dungeon of the Endless

Dungeon of the Endless

Der Beitrag “Arcade-Check: Dungeon of the Endless” erschien zuerst am 15.03.2016 auf GamersGlobal als User-Inhalt unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0 DE DEED.

Dungeon of the Endless

2014 erschien mit Endless Legend ein 4X-Spiel, das nicht nur ästhetische Maßstäbe setzte und international hohe Wertungen einheimste. Parallel werkelte ein kleines Team der Franzosen von Amplitude Studios an einem wilden Genremix aus Roguelike, Tower-Defense und RPG, dessen Konzept an einem „Saufabend“ geboren wurde – wie die Macher selbst sagen. Das Ergebnis, Dungeon of the Endless, erschien dann ebenfalls 2014 für den PC, 2015 folgte eine Umsetzung für iOS. Jetzt schafft es der Titel im Pixel-Art-Design auch auf die Xbox One. Wir haben uns hinters Gamepad geklemmt um herauszufinden, ob uns die Flucht aus dem Dungeon mit den Überlebenden eines abgeschossenen interstellaren Gefangenentransportschiffs auf der Konsole begeistern kann.

Wo geht es hier zum Lift?

Die Aufgabe ist klar: Mit euren Überlebenden und weiteren anheuerbaren Recken, insgesamt bis zu vier zeitgleich (dabei gilt: einmal tot, immer tot!), müsst ihr in jeder Ebene eines zwölfstöckigen Dungeons den Aufzug finden und euch so Stück für Stück Richtung Freiheit vorarbeiten. Nicht vergessen dürft ihr den Energiekristall des Raumschiffs, den ihr auch benötigt, um Räume mit Strom zu versorgen und dort Module zu bauen.

Wie in allen Endless-Spielen gibt es als Ressourcen FIDS (Food, Industry, Dust, Science). Dust benötigt ihr als Energiequelle. Industry braucht ihr, um Module zu bauen (die „Major Modules“ produzieren beispielsweise Ressourcen oder versorgen einen Raum mit Energie, die „Minor Modules“ schießen etwa auf Monster, geben den Helden im Raum Kampfboni oder heilen sie). Food benötigt ihr um eure Helden in den Echtzeitphasen, dazu gleich mehr, zu heilen und um sie aufzuleveln (bis auf Level 15; es gibt heldenspezifische aktive und passive Skills, die ihr nach und nach freischaltet). Science könnt ihr an manchen Kristallen in Forschung investieren und viele Module bis auf Stufe vier verbessern. Je nach Händler, ihr könnt Items für eure Helden finden, kaufen, aber auch verkaufen, dient eine der Ressourcen auch als Währung.

Tür um Tür statt Zug um Zug

Rundentaktik oder Echtzeit? Grundsätzlich bewegt ihr eure Figuren von Raum zu Raum in Echtzeit. Wenn ihr eine Tür öffnet, geht das Spiel einen Tick weiter. Das hat gleich mehrere Folgen: Erstens bekommt ihr, abhängig von euren Helden und Modulen (deren Effektivität ihr mit bestimmten Helden auch steigern könnt) Ressourcen. Zweitens besteht die Gefahr dass in den Räumen, die nicht mit Energie versorgt werden oder in denen kein Held steht, Monster spawnen. Diese attackieren dann, je nach Monstertyp, bevorzugt eure Helden oder Module oder machen sich schnurstracks Richtung Kristall auf, um euch Dust zu entziehen. Das ist besonders gefährlich, denn ohne Dust könnt ihr keine Räume mehr versorgen – beim nächsten Tick spawnen also womöglich mehr Monster, ihr bekommt weniger Ressourcen und habt weniger Verteidigungsanlagen. Auch die Kämpfe laufen in stets pausierbarer Echtzeit ab.

Habt ihr alle Monster besiegt, heilen eure Helden automatisch und ihr könnt euch überlegen, wie ihr weiter vorgeht, was ihr wo baut, ob ihr vielleicht andere Räume mit Strom versorgt als bislang oder wo ihr eure Figuren am besten positioniert. Im späteren Spielverlauf werden die Kämpfe natürlich immer knackiger, teils besetzen besonders fette Monster ganze Räume, und ihr habt dann hoffentlich nicht vergessen, eure Helden aufzuleveln und gut auszurüsten, aber auch die Forschung nicht aus den Augen verloren. Während eurer Flucht werden euch ständig spannende Entscheidungen abverlangt: Welche und wieviele Module baue ich? Was erforsche ich? Soll ich etwas beim Händler kaufen? Einen Helden austauschen? Soll ich wirklich alle Türen einer Ebene öffnen oder so schnell wie möglich entkommen?

Fazit

Dungeon of the Endless ist nicht nur ein wilder Genremix, sondern auch ein brillanter. Auf den ersten Blick mag vieles zufällig oder unfair erscheinen, denn das Dungeonlayout ist zufallsbasiert. Tatsächlich werdet ihr aber schnell merken, dass durch steigende Spielerfahrung und sehr taktisches Vorgehen eure Möglichkeiten zur Damage Mitigation, und damit auch eure Siegchancen, immer größer werden. Der Spielmodus „Too Easy“ ist für Einsteiger bereits eine große Herausforderung, „Easy“ dann ein echter Euphemismus.

Grafik und akustische Untermalung sind stimmig, der Wiederspielfaktor aufgrund der zahlreichen Helden mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten (ihr schaltet weitere Figuren frei, wenn ihr sie anheuert und mit ihnen drei Ebenen übersteht oder das Spiel beendet) und hinzukommenden Fluchtkapseln (vergleichbar den Raumschiffen in FTL – Faster than light) hoch. Faktoren wie (zerfallende) Kristalle, die Boni oder Mali bringen, und auslösbare Zufallsevents in Räumen würzen jede Partie zusätzlich an.

Die Umsetzung auf Gamepadsteuerung ist hervorragend gelungen. Allerdings könnt ihr Helden nicht gruppieren, so dass ihr immer nur einen oder alle anwählen könnt; letzteres benötigt ihr zumindest dann nie, wenn ihr befähigte Helden verwendet, um den Output eines Moduls steigern. Abgesehen davon ist die Steuerung sehr innovativ und die Inventarverwaltung sogar besser gelöst als zum PC-Release. Das spätestens auf „Easy“ erforderliche, extrem taktische Denken auf Raumebene, die vielfältigen Optionen beim Vorgehen und die, je nach Geschmack, ansprechende Präsentation machen Dungeon of the Endless zum Pflichtkauf für Taktiker auf der Xbox One.

  • Roguelike
  • Einzel- und Mehrspieler
  • Für Anfänger bis Profis (je nach Schwierigkeitsgrad und Startvoraussetzungen)
  • Release am 16.3.2016
  • In einem Satz: Eine gelungene Umsetzung des Taktik-Genremixes für Xbox One.
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Über Vampiro

Variety Gamer seit Crystal Castle auf dem Atari 2600 Junior. Mein Herz schlägt besonders für Strategie, Taktik, Wargames und Aufbau nebst allen Untergenres (wie Taktik-RPGs ;-) ).

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