Duck Detective: The Secret Salami

Wir nehmen ein wenig Untitled Goose Game, eine Prise Sherlock Holmes, einen Schuss Paper Mario und einen ganzen Batzen The Case of the Golden Idol, rühren ein wenig um und heraus kommt das putzigste Detektiv-Spiel, das ihr je gespielt habt!

Das Berliner Studio Happy Broccoli Games hat sich für sein zweites Spiel nach seinem Debut Kraken Academy offenbar stark von The Case of the Golden Idol inspirieren lassen. Die “Lückentext mit gesammelten Hinweisen ausfüllen”-Spielmechanik stammt 1:1 aus dem Vorbild. Die Entwickler kombinieren diese Erfolgsformel mit den Personenüberprüfungen der neueren Sherlock Holmes-Spiele und runden das Ganze mit einem knuddeligen Paper Mario-Look und einem herzallerliebsten Enten-Protagonisten ab. Hier gilt mehr denn je: Besser gut geklaut, als schlecht selbst gemacht! Wie die Broccolis die einzelnen Zutaten zu einem eigenen Gericht zusammengekocht haben, erfahrt ihr in dieser Spiele-Besprechung.

Ich heiße McQuacklin und ich bin Brotaholiker.

Das Spiel beginnt in Eugene McQuacklins Detektiv-Büro, das gleichzeitig auch seine Schlafstätte ist. Der sogenannte Duck Detective ist frisch geschieden und pleite. Seine letzten Taler sind in billiges Toastbrot geflossen, seine schwere Brot-Abhängigkeit lässt sich leider nicht mehr verstecken und war wohl auch für seine Ex-Frau zu viel. Da kommt der neue Auftrag gerade recht, um für Ablenkung zu sorgen und wieder neue Taler in die Kasse zu spülen.

Der Humor trifft damit bei mir schon einmal ins Schwarze. Herrlich! Allerdings bin ich auch Untitled Goose Game-Fan, nur damit ihr das besser einordnen könnt. Damit wären wir bereits bei der ersten Zutat: Die UGG-Referenzen zeigen sich vor allem darin, dass ihr viele Dinge mit eurer ungeschickten Art umstoßen könnt, um somit für Chaos zu sorgen. Und natürlich, dass ihr Quaken könnt. Ja, für mich sind das Pluspunkte.

Die ersten Spielmechaniken bekommt ihr schon im ersten Raum beigebracht. Ihr sammelt durch Anklicken von Hotspots Hinweise, die in eurem Notizbuch gespeichert werden. Sobald ihr alles gefunden habt, setzt ihr diese in einen vorgefertigten Lückentext ein. Wenn ihr alles richtig gemacht habt, schreitet die Geschichte voran. Das kommt euch bekannt vor? Dann habt ihr vielleicht The Case of the Golden Idol gespielt, da macht ihr praktisch das Gleiche. Und: Da hätten wir auch schon die zweite Zutat.

Am besten steuert sich der Schnüffler mit den Entenfüßen mittels Gamepad (übrigens auch auf dem Steam-Deck inklusive Cloud Savegames), aber auch die Maussteuerung funktioniert recht gut.

Deutsches Studio = Deutsche Sprachversion? Nö.

Grafisch habe ich persönlich nichts auszusetzen. Die Hintergründe sind zwar simpel gehalten, aber nett anzuschauen. Die Charaktere sehen aus, als wären sie gerade aus Papier ausgeschnitten und in die Spielwelt hineingelegt worden. Das wäre dann Zutat Nummer drei, die offenbar an Paper Mario und Konsorten angelehnt wurde. Es passt aber wirklich gut zusammen.

Eine weitere Spielmechanik lässt euch die Figuren (und andere Hotspots) per Lupe näher betrachten. So erkennt ihr Details, die euch sonst verborgen geblieben wären. Diese sind meistens recht witzig umgesetzt – Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass die süßen Figürchen bei näherer Betrachtung so hässlich wirken können? Eure Aufgabe ist es, die wichtigen Details anzuklicken und in euer Notizbuch aufzunehmen, um später weitere Schlüsse daraus ziehen zu können. Somit heißen wir Zutat Nummer vier willkommen: die Sherlock Holmes-Spiele von Frogwares.

Bis jetzt klingt alles ganz gut, oder? Ist es auch, ich hatte wirklich viel Spaß mit Duck Detective. Die englischen Texte sind gut geschrieben und die englische Synchronisation hat mich einige Male laut lachen lassen. Und wie sieht es mit der deutschen Version aus? Tja, sie ist nicht vorhanden. Der englische Markt ist nun einmal größer als der deutsche, daher kommt es immer häufiger vor, dass kleine Indie-Produktionen auf eine teure deutsche Übersetzung verzichten, selbst wenn das Spiel aus Deutschland kommt.

Fazit

Als ich gehört habe, dass endlich wieder ein neues Detektiv-Spiel in der Art von The Case of the Golden Idol erscheinen soll, war ich Feuer und Flamme. Als ich dann anfangen konnte zu spielen, hatte ich auch großen Spaß. Der erste Fall, der sich später in eine Salami-Verschwörungs-Geschichte (daher der Untertitel) entwickelt, war dann auch innerhalb von zwei bis drei Stunden gelöst. Und dann lief plötzlich der Abspann. Moment, das war’s?! Ein Fall, und dann ist Schluss? Da war ich dann doch enttäuscht, bin ich doch gerade erst so richtig warm gelaufen.

Die fehlende deutsche Sprachversion ist wieder einmal ärgerlich, aber ich bin ja dran gewöhnt. Unter dem Strich hat mir Duck Detective für kurze Zeit Spaß gemacht, auch wenn der investigative Erpel das Genre nicht revolutioniert hat. Für weitere Duck-Detective-Abenteuer wäre ich durchaus zu haben!

Avatar-Foto

Über TheLastToKnow

Adventure-Fan aus dem Ruhrpott, groß (aber nicht erwachsen) geworden mit den SCUMM-Adventures in den 1990er Jahren. Spürt immer wieder kleine Indie-Perlen auf und zerrt sie ans Tageslicht.

Alle Beiträge anzeigen von TheLastToKnow

10 Comments on “Duck Detective: The Secret Salami”

  1. Diesmal las ich den Test vor dem Spiel. Konträrer Ansatz, vergleichbarer Ausgang. Mir gefällt weder Konzept, Humor noch Grafik. Angesichts der Sprecher war die Musik in An English Haunting doch nicht so schlecht. Aber: Ich mochte das Krokodil und dachte an gute Spiele, in denen man zum Tier wird – es wird voll auf der Arche: Hund, Katz, Schwein, Frosch, Bär, Dinosaurier, Fledermaus, Kugelfisch, Känguru und Affe – um nur einige zu nennen. Qwak.

    1. Da haben wir ja schon die Lösung: Du musst meine Texte lesen und dann meinen Empfehlungen NICHT folgen! 😉
      Aber mal im Ernst: Hattest du The Case of the Golden Idol gespielt? Gefiel dir das auch nicht?

      1. Oder: du verzichtest zukünftig auf Tests; mir gefallen somit die Spiele; ich hab mehr Freude; dir verbleibt mehr Zeit. So ist für jeden was dabei – US-Amerikaner sprächen von einer Win-Win-Situation. Nebeneffekt: Gefällt mir ein Spiel, zu dem kein Test von dir erschien, nicht, weiß ich, dass du heimlich einen schriebst. Ich kläre noch, inwieweit das justiziabel ist und du für enstandene Kosten, Aufwand, Täuschung etc. haftest.

        Ich versuchte mich im Fall des goldenen Götzen, aber es war nicht meins. Ich schloss mit Videospielen einen Pakt: Ich spiele und lösche sie nicht, wenn sie mich unterhalten, sie mir auf irgendeine Art gefallen, ohne dabei in Arbeit auszuufern, die, gefühlt, in den Vordergrund rückt.

        Welche Spiele machten Dir zuletzt Spaß?

        1. Sorry, dafür macht mir das Schreiben zu viel Spaß! 🙂
          Lass uns doch darauf hoffen, dass wir irgendwann einen Titel finden, der uns beiden Spaß macht!

          Spiele, die mir zuletzt Spaß machten? Da waren viele! Möchtest du die jetzt alle umgehen? 😉
          Kleiner Auszug aus den letzten Wochen: Battle Brothers, Gloomhaven, Duck Detective, An English Haunting, The Legend of Skye, Midnight Scenes – A Safe Place, Dünnes Eis

          Spiele, auf die ich in den letzten Wochen hätte verzichten können: Harold Halibut, Scott Whiskers, Champy – the Useless Vampire, Chronique des Silencieux

          Die meisten Spiele findest du übrigens auch auf der DKSN-Kuratoren-Seite wieder:
          https://store.steampowered.com/curator/44964318/

          1. Heureka! 20% Übereinstimmung beim Mögen und volle 100% beim Unverträglichen – du scheinst ein wenig unkritischer zu sein.

            Danke für den Link. Von der betreuten Liste empfehle ich, als furiosi, eine Handvoll, wobei Nightmare Frames die dunkle Schnittmenge definiert.

  2. Ente, Salami und Brokkli – klingt nach einem leckeren Gericht. 😀
    Das Spiel sieht echt charmant aus und hat gegenüber Golden Idol den Vorteil, die Augen nicht zu beleidigen. 😉 Der Humor scheint auch meins zu sein, so Wortspiele wie “Deducktion” lassen sich eh nicht gescheit übersetzen.
    Vielleicht findet das seinen Weg auf meine Liste…

  3. Muss man bei “The Case of the golden Idol” auch am besten Notizen nebenbei machen? Hab das Spiel in zwei Sitzungen durchgespielt, hatte auch nur einen vollen Arbeitstag dazwischen. Aber ich hab am Ende eine Deduktion per Trial and Error durchgeführt, weil ich mich schlicht nicht mehr an eine Begebenheit erinnern konnte und das Spiel es nicht im Notizbuch aufzeichnet.
    Ingesamt würde ich den Daumen seitwärts drehen: der Humor ist ganz nett und das Spielprinzip macht auch Spaß, auch wenn ich nicht immer wusste was das Spiel von mir wollte. Aber die technische Umsetzung lässt dann doch etwas zu wünschen übrig und zwei bis drei Stunden waren jetzt auch eher dünn (aber der Fall hat sich zum Ende hin auch recht gestreckt angefühlt).

    1. Bei mir war dann wohl der Unterschied, dass ich es in einem Rutsch durchgespielt habe.

      The Case of the Golden Idol ist deutlich komplexer. Ich kann mich daran erinnern, dass ich bei späteren Fällen eine Excel-Tabelle angelegt habe…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert