Für gewöhnlich halte ich mich von Handy-Spielen fern. Zu häufig pralle ich „dank“ der Free-to-Play-Mechaniken ab – und seit mir Apple wegen des damaligen Umzugs auf 64-Bit-Architektur gekaufte Inhalte weggenommen hat, habe ich auch nichts mehr käuflich erworben. Nun bin ich doch wieder auf dem Smartphone aktiv. Denn wenn der Name „Disney“ auf einem Produkt drauf steht, kann es ja gar überhaupt nie nicht schlecht sein. Oder?
Disney Solitaire heißt mein Testkandidat. Nachdem das Kartenspiel im Dezember 2024 unter anderem in Kolumbien und den Philippinen einem ersten Test unterzogen wurde, ist es seit April 2025 weltweit erhältlich. Zeit, es mal mit Gemütlichkeit zu probieren. Oder gilt hier eher „Let it go“?

From Zero to Hero
Der Name des Spiels ist natürlich Programm: Im Grunde handelt es sich um ein Karten-Ablagespiel im Solomodus. Auf dem Tisch liegen verdeckte Karten, die passend auf die unten am Bildschirm liegende Karte abgelegt werden müssten. Die Farbe ist egal, doch dürfen nur Nachbarkarten gelegt werden. Liegt also eine 10 auf dem Stapel, darf der Spieler nur einen Buben oder eine Neun anlegen. Gibt es keine passende Karte, hilft nur der Griff zum schnell schrumpfenden Notfall-Stapel an Karten. Immerhin werden im oberen Bereich freigelegte Karten ebenfalls umgedreht. Falls gar nichts mehr geht, kann der Spieler gegen einen erkleckerlichen Goldbetrag eine Wild-Card kaufen, an die jede beliebige Karte angelegt werden kann.
Um den Spaßfaktor zu steigern, bietet Disney Solitaire noch einen stetig steigenden Serienbonus an. Wer es schafft, mehrere Karten hintereinander abzulegen, kann zusätzliche Züge, Wild-Cards oder schlicht Gold gewinnen. Außerdem gibt es Puzzle-Karten, Bonus-Karten oder (mein persönliches Ärgernis) Karten, die bei jedem Zug ihren Wert einen Zähler nach oben oder unten korrigieren. Selbstverständlich gerne so, dass sie nie angelegt werden kann. Ist das ein aufregendes Spielprinzip? Nein. Ist es ein entspannendes Spielchen für Zwischendurch? Theoretisch ja. Aber…

Hellfire

Zum Zeitpunkt dieses Artikels ist Disney Solitaire weltweit erst einige Monate erhältlich. Es ist also sehr gut möglich, dass der Anbieter SuperPlay das Free-to-Play-System noch feinjustiert. Derzeit sind neben der prominent präsentierten Möglichkeit, sich Goldmünzen gegen Echtgeld zu kaufen, die Einnahmequellen des Spielers begrenzt. Einmal pro Stunde darf sich der Solitaire-Freund eine kleine Menge Gold ins Säckel packen, desgleichen einmal pro Tag. Und selbstverständlich erwirtschaften auch gewonnene Level ein (äußerst kleine) Menge an Spielwährung. Gewonnene Level scheffeln dank vieler zusätzlicher Bonus-Klimbim-Währungen einen steten Strom güldener Münzen aufs Konto, Koch-Herausforderungen, zerdepperte griechische Vasen, Sammelalben-Bilder, Muscheln… Die Welt ist groß, die Welt ist bunt. Wer also das Kartenglück auf seiner Seite hat, darf sich auf viele fröhliche Spielstunden einstellen.

Doch wer ein bis zwei Level hintereinander Pech hat, landet im Tal der Tränen. Wer nach dem Ende des Nachziehstapels noch einige Karten auf dem Tisch liegen hat, kann entweder das Level abbrechen oder mit Wild-Cards und zusätzlich nachgekauften Karten noch die Siegesserie retten. Oder eben mit geleerter Kasse wieder im Auswahlmenü landen und trotzdem nichts vorweisen zu können. Da jeder Level-Start auch Geld kostet, bremst das Spiel einen hier extrem aus. Nun ist das teilweise auch die Schuld des gierigen Spielers, der für eine höhere Gewinnsumme auch mehr riskieren kann – doch reißt diese Mechanik mich auch dermaßen aus dem Spiel, dass ich es nach diesem Text deinstallieren werde. Selbstverständlich muss SuperPlay Geld verdienen – aber meiner Meinung nach versucht die Firma das derzeit noch zu offensiv. Teilweise werden bei Spielstart viel verschiedene Supersonderangebote hintereinander eingeblendet, die der immer genervtere Spieler wegklicken darf.

Hakuna Matata

Die Präsentation mit den Disney-Figuren ist gelungen. Von Schneewittchen bis hin zu neueren Pixar-Filmen ist alles vertreten, was im Gedächtnis geblieben ist. Besonders schön sind die nach und nach freischaltbaren Hintergründe. Während bei „König der Löwen“ anfangs der junge Simba alleine in der Steppe steht, schaltet der Spieler dank gewonnener Level Stück für Stück Veränderungen frei und am Ende gibt es eine hübschen (kurzen) animierten Clip. Beispielsweise tanzen bei „Die Schöne und das Biest“ die beiden Titelfiguren ihren Walzer.

Doch die Präsentation rettet das Spiel leider nicht vor seiner Monetarisierung. Es mag Menschen geben, die gut mit den Einschränkungen klar kommen mögen. Doch mich stört es, wenn ich mangels Gold nicht weiterspielen darf. Vermutlich kein Wunder, dass das einzige Free-to-Play-Spiel, dass seit Jahren auf meinem Smartphone ist, Umsonst-Spielern wie mir zwar den Fortschritt verlangsamt, aber ansonsten jederzeit ein Spielchen erlaubt. Wäre das hier auch der Fall, würde ich Disney Solitaire eine Heimat bieten.









