2003 – 2004
2003: Pure Pinball (Windows, A.S.K. Homework / Iridon Interactive)
Nachdem 1999 der letzte Teil der Pro Pinball-Reihe erschienen war, gab es einige Jahre lang eine Lücke im Bereich der realistischen Pinballsimulationen. Nicht, dass es in der Zwischenzeit keine netten Titel gegeben hätte, aber die Pinballspiele auf den Konsolen waren doch sehr videospielartig.
Für das ungarische Studio A.S.K. Homework war Pure Pinball bereits der zweite Genre-Eintrag. Für das schwedische Studio Iridon Interactive (heute Legendo Entertainment) war es der erste Ausflug in dieses Genre. Gemeinsam setzten sie in den Bereichen Kugelphysik und Lichtsimulation neue Maßstäbe. Die Beleuchtung auf dem Tisch wirkt wärmer und authentischer als bei anderen Spielen jener Zeit. Die Kugel bewegt sich noch präziser als bei der Pro Pinball-Reihe.
Der Schwierigkeitsgrad ist hoch, da hier die Simulation im Vordergrund steht. Um einen halbwegs hohen Highscore zu erreichen, werdet ihr einige Stunden Übung investieren. Thematisch sind die drei Tische sehr unterschiedlich: der erste basiert auf dem Top-Down-Racer Excessive Speed aus dem Jahr 1999. Der Tisch mit dem Weltkriegsszenario ist für das Pinball-Genre höchst ungewöhnlich und der dritte Tisch entführt in die Frühzeit der Eisenbahn.
Das Spiel zum Laufen zu bringen, ist heutzutage nicht ganz einfach. Die bei GOG erhältliche Version läuft auf modernen Rechnern sehr schlecht. Schließlich gelang es mir mit einer Windows XP-Installation in VMWare Workstation Pro und einer Imagedatei der Originalversion von 2003, das Spiel in der maximalen Auflösung von 1600×1200 Pixel flüssig spielen zu können.
Gameplay-Video

2003: Flipnic – Ultimate Pinball (Playstation 2, Sony)
Während Sony heute keine Spiele mehr in Japan entwickelt, sondern sich nur noch auf westliche Entwickler konzentriert, war das zu Zeiten der PS2 noch anders. Damals konnte auch ein surreales Experiment namens Flipnic entstehen. Das will erst gar keine Pinballsimulation sein, sondern nimmt das Genre als Grundlage um verrückte Ideen auszuprobieren.
Jedes der vier großen Areale besteht aus mehreren kleinen Spielfeldern, auf denen es zuweilen zu kuriosen Überraschungen kommt. So kann sich ein Spielfeld plötzlich in ein Pachinko-Feld verwandeln oder der Ball wird von einem UFO entführt, wenn der Spieler nicht innerhalb einer bestimmten Zeit auf ein anderes Feld wechselt. Oder wie wäre es, wenn plötzlich die Eiszeit hereinbricht, alles zu Eis gefriert und alle Spielfelder sich nun völlig anders spielen – wiederum mit völlig neuen Aufgaben?
Diese wahnwitzige Kreativität, die ich bei Flipnic erlebt habe, habe ich so in keinem anderen Pinballspiel gesehen. Natürlich zünden nicht alle Ideen gleichermaßen, aber es ist schön zu sehen, wie die Entwickler außerhalb von Genre-Konventionen gedacht haben und gleichzeitig bleibt es im Kern immer noch ein Pinballspiel.
Gameplay-Video

2003: Patriotic Pinball (Playstation, Wildfire Studios)
Wenn man bedenkt, wie beliebt Balls of Steels 1997 bei vielen Spielern war – und dann kommt ein paar Jahre später diese müde Vorstellung von den gleichen Entwicklern. Und nein, ich habe die „2“ bei der Plattformangabe nicht vergessen. Das Spiel wurde direkt für den Wühltisch der ersten Playstation veröffentlicht.
Es war auch das letzte Pinballspiel von Wildfire Studios. Danach gab es mit den beiden Tumblebugs-Spielen noch kleine Achtungserfolge im Casual-Bereich, anschließend wurde das Studio Ende der 2000er geschlossen.
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2003: Pokémon Pinball – Rubin & Saphir (Game Boy Advance, Nintendo)
Der direkte Nachfolger des Game Boy Color-Spiels bietet zwei neue Tische auf denen es sehr viel zu entdecken und zu erledigen gibt. Allen voran sollen natürlich wieder die zahlreichen Pokémon eingefangen werden. Abwechslung gibt es durch kreative Bonusrunden.
Gameplay-Video

2003: Sonic Pinball Party (Game Boy Advance, Sega)
Neun Jahre nach Sonic The Hedghog Spinball gab es mal wieder ein Pinballspiel mit dem stacheligen Helden. Diesmal jedoch ein sehr traditioneller Flipper, bei dem gelegentlich umherlaufende Gegner auf dem Spielfeld noch am ehesten an ein Videospiel erinnern. Neben Sonic gibt es zudem ein Wiedersehen mit Samba de Amigo und Nights.
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2004: Super Mario Ball (Game Boy Advance, Fuse Games / Nintendo)
Nach der Schließung von Cunning Developments im Jahr 2002 gründeten die beiden Pro Pinball Designer und Programmierer Adrian Barritt und Richard Horrocks die Firma Fuse Games, um weiterhin Pinballspiele zu entwickeln. Relativ schnell kamen die beiden Briten auf die Idee, einfach mal einen Prototypen für ein Pinballspiel auf dem GBA mit Mario zu bauen und diesen an Nintendo of America zu pitchen.
Dort war man sofort begeistert und bot den Beiden an, ein Pinballspiel im Mario-Universum zu entwickeln. Adrian und Richard holten weitere alte Freunde aus der lokalen Entwicklerszene ins Boot, die sie noch aus den 80er Jahren kannten, als sie bei Oxford Digital Enterprises gearbeitet hatten – sowie aus der gemeinsamen Zeit bei Empire Interactive in den 90er Jahren.
Was konnte da noch schief gehen? Die alte Band war zumindest zur Hälfte wieder zusammen. Die Entwickler, die in den 90er Jahren mit Pro Pinball das Genre tiefgreifend revolutionierten, arbeiteten nun für Nintendo an einem Mario-Pinballspiel!
Umso enttäuschender ist das Endergebnis. Es gibt keine klassischen Pinballtische, sondern verschiedene Spielfelder, die in fünf große Level unterteilt sind. In jedem Level gilt es, die typischen Gegner wie Gumbas oder Koopas zu besiegen, um Sterne zu sammeln, die wiederum neue Areale freischalten. Sind fünf Endgegner besiegt, geht es zum Schloss von Bowser, um die Prinzessin zu befreien.
Klingt soweit erwartungsgemäß, nur die Steuerung von Mario, der hier als Kugel fungiert, ist grauenhaft. Es ist extrem schwer, ihn unter Kontrolle zu halten, und genaues Zielen ist fast unmöglich. Zudem sind die Spielfelder geradezu langweilig gestaltet. Diese Prämisse haben andere Spiele schon in den 90er Jahren unterhaltsamer und abwechslungsreicher präsentiert.
Kein Wunder also, dass das Spiel von Spielekritikern und Fans eher lauwarm aufgenommen wurde. Dennoch war Super Mario Ball der Grundstein für weitere Kooperationen.

2004: Pinball Hall of Fame – The Gottlieb Collection (Playstation 2, Farsight)
Endlich! Der erste Genre-Aufschlag des US-Entwicklers Farsight. Ein kleines Indie-Studio, das es seit den späten 80ern gibt und vorher (sowie auch in den letzten Jahren wieder) mit Sportspielen aufgefallen ist. Dass die Entwickler bei Farsight darüber hinaus riesige Fans der Flipperautomaten sind, haben sie gleich mit deren ersten Pinballspiel bewiesen.
Insgesamt 8 Tische des Herstellers Gottlieb der 50er bis 90er Jahre wurden detailgetreu umgesetzt. Vom Lichtspiel über das Gameplay bis hin zur Soundkulisse sind die digitalen Versionen kaum von ihren realen Vorbildern zu unterscheiden. Hinzu kommen eine akkurate Ballphysik, verschiedene Kameraperspektiven und eine 3D-Grafik, die das Beste aus der PS2-Technologie herausholt.
Später wurde das Spiel für Gamecube, PSP und Wii geportet.
Gameplay-Video

2004: Monster Fair (Windows, Littlewing)
Ihr fragt euch sicherlich, wieviele es von diesen Littlewing-Spielen eigentlich noch gibt, oder? Ist ja immerhin schon das neunte Spiel. Littlewing hatten damals eine durchaus treue Fangemeinde. Die war nicht riesig, jedoch wurde sehr verlässlich jedes Spiel der beiden Entwickler gekauft. Vermutlich weil die Spiele den Stil der PC-Flipper der 90er behalten haben (vgl. Full Tilt Pinball mit dem Space Cadet Tisch) ohne spielerisch altbacken zu wirken.
Gameplay-Video
