2001 – 2002
2001: KISS Pinball (Windows, Wildfire Studios)
KISS Pinball ist ein herrlich typisches Beispiel dafür, wohin sich das Genre auf dem PC in den nächsten Jahren entwickeln wird: billig produziertes Mittelmaß. Von den Entwicklern des Hits Balls of Steel aus dem Jahr 1997 stammen diese beiden Tische rund um die Hardrock-Band. Leider wurde die Engine in all den Jahren nicht weiterentwickelt. So ist es immer noch ein 2D-Flipper aus der Vogelperspektive. Das muss auch nicht unbedingt schlecht sein und an sich spielt es sich auch ganz okay.
Das Problem ist nur: Zwar wurden der Name KISS und die Bilder von Gene Simmons & Co. lizenziert, aber Kulthits wie Detroit Rock City oder Unholy sucht man vergebens. Stattdessen muss sich der geneigte Spieler mit furchtbar generischem Gitarrengeschrammel als Hintergrundmusik „begnügen“.
Gameplay-Video

2001: Pinball Mania Plus (Windows, Redoubt)
Vom britischen Entwickler Redoubt stammt dieses Remake von Spidersofts Pinball Mania aus dem Jahr 1995. Die ehemaligen 2D-Tische erstrahlen nun in 3D und wurden auch spielerisch etwas erweitert. Die Ballphysik ist ebenfalls in Ordnung. Leider konnte ich keine Informationen über den Entwickler ausfindig machen, da die Spiele von Redoubt keine Credits haben (oder ich sie nicht finden kann).
Gameplay-Video

2001: Williams Pinball Classics (Windows, Redoubt)
Williams Electronics und Bally waren in den 70er und 80er Jahren die beiden bekanntesten und erfolgreichsten Hersteller von Flipperautomaten. Viele Innovationen wie Sprachausgabe, elektronische Hintergrundmusik sowie Elemente aus Computerspielen wurden von diesen beiden Firmen etabliert. 1988 wurde Bally von Williams aufgekauft und seitdem werden beide Marken gemeinsam vermarktet. Vor allem seit Williams 1999 die Produktion von Automaten eingestellt hat und als eigenständiges Unternehmen längst nicht mehr existiert.
Bereits 1990 hatte Rare versucht, zwei Williams Tische auf das NES zu bringen, leider mit unpassenden Videospielelementen wie Monstern (siehe erste Galerie). In der Zwischenzeit wurden vor allem Gottlieb Tische lizenziert, zuletzt sehr schön in Microsoft Pinball Arcade von 1998. Hier haben wir nun endlich die erste ernstzunehmende digitale Umsetzung von vier Williams- / Bally-Automaten: Creature from the Black Lagoon, Tales of the Arabian Nights, Black Rose und Lost World.
Natürlich reichen diese Umsetzungen bei weitem nicht an den Detailgrad späterer Umsetzungen der Firma Farsight heran. Aber alle Komponenten der originalen Tische sind vorhanden. Lediglich die Kugelphysik scheint mir nicht so recht zu den vollgestopften Tischen zu passen, sondern eher zu den einfacheren Tischdesigns wie man sie von Pinball Mania kennt. Auch wurde die Musik sowie die Sprachausgabe neu aufgenommen und entsprechen nicht den Sounds aus den originalen Automaten.
Gameplay-Video

In den 2000ern: Browsergames
Wer erinnert sich noch an die Flut von Browsergames in den 2000er Jahren? Keine Homepage eines Kinofilms, einer Süßigkeitenmarke oder irgendeiner anderen Firma ohne das passende Werbespiel. Natürlich gab es in dieser Zeit auch einige Pinballspiele, die meisten davon waren furchtbar zu spielen und hatten alles andere als Tiefgang.
Es würde hier den Rahmen sprengen, auf alle diese Spiele einzeln einzugehen. Aber auch diese Zeit gehört (leider) zur Entwicklung des Genres der digitalen Flipper. Wer sich selbst ein Bild machen und diese Spiele aus längst vergangenen Internetzeiten spielen möchte, kann dies auch heute noch tun.
Die Mitglieder des Projekts Flashpoint Archive haben seit der Gründung im Jahr 2017 über 170.000 (!) alte Browserspiele und Animationen gesammelt und für die Nachwelt archiviert. Von Flashgames über Shockwave bis hin zu HTML5. Die Spiele werden offline auf der Festplatte gespeichert und starten mit entsprechenden Playern, die ebenfalls keine Online-Anbindung haben.
Übrigens ist das Flashpoint Archive meiner Meinung nach ein fantastisches und sehr wichtiges Projekt. An sich gab es damals hunderte von sehr guten bis fantastische Browsergames, die es wert sind, archiviert und bewahrt zu werden.

Auch in den 2000ern: Java-Spiele für’s Handy
Nicht nur der Internetbrowser auf dem PC wurde in den 2000er Jahren mit Spielen überschwemmt, sondern auch das Handy in der Hosentasche. Die alten Java-Spiele für die Nokias, Motorolas und Sonys jener Zeit üben auf mich eine seltsame Faszination aus. Sie waren selten größer als 100 bis 200 Kilobyte, hatten kaum Sound und trotzdem wurden alle möglichen Spielkonzepte ausprobiert. Natürlich durften auch Flipperspiele nicht fehlen.
Und was soll ich sagen? Ich hatte mehr Spaß beim Screenshotten als ich dachte. Haunted Mansion – Ball Blast von Disney Mobile ist zum Beispiel ein sehr netter Devil’s Crush-Klon. Die Entwickler von Gameloft haben es mit Mystery Mansion Pinball und King Kong Pinball geschafft, sehr authentische Flipper-Action samt Dot-Matrix-Screen zu zaubern und krude Kuriositäten wie Mega Man Pinball haben mich unfreiwillig zum Lachen gebracht.

2002: Hardcore Pinball (Game Boy Advance, Paragon 5)
Wer 2002 einen GBA besaß und darauf unbedingt Pinball Dreams erleben wollte, griff zum Port aus dem Vorjahr. Wer dann immer noch nicht genug von 10 Jahre altem Flipper-Gameplay inklusive stark scrollenden Tischen hatte, der wurde mit Hardcore Pinball glücklich. Aber auch nur solche Menschen. Alle anderen blickten verdutzt auf den Titel und fragten sich, wie man im Jahr 2002 ernsthaft einen Pinball Dreams-Klon produzieren konnte.
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2002: The Pinball of the Dead (Game Boy Advance, Sega)
1990 hat angerufen und will sein Devil’s Crush zurück! Das hatten wir lange nicht mehr in der Galerie: Ein Pinballspiel, bei dem es nur sekundär darum geht, Bumper zu treffen und Lanes zu überqueren. Stattdessen gilt es hier, ganz in der Tradition von House of the Dead, zahlreiche Zombies mit der Pinballkugel zu zermatschen. Kann man so machen und ist auch gekonnt umgesetzt. Wenn es doch nur eine schöne Pixelgrafik statt diese furchtbare Rendergrafik gäbe…
Gameplay-Video

2002: Muppet Pinball Mayhem (Game Boy Advance, Digital Eclipse Software)
Die Rendergrafiken von Muppet Pinball Mayhem sind deutlich besser gealtert und sehen vor allem auf echter Hardware immer noch richtig gut aus. Ansonsten ist Muppet Pinball Mayhem, wie schon im GBA-Ranking erwähnt, dank des fantastischem Gameplay und den tollen Tischdesigns der beste Genrevertreter auf dem GBA!
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2002: Akira Psycho Pinball (Playstation 2, KAZe)
Das letzte Pinballspiel von KAZe, den japanischen Entwicklern, die in den 90er Jahren mit Super Pinball für das SNES und Digital Pinball für den Saturn für anerkennendes Kopfnicken sorgten.
Dies ist ein Spiel mit der Akira-Lizenz, einer in den 80er Jahren sehr beliebten Manga-Serie, zu der es auch einen Anime gab. Und ich mag das Spiel sehr gerne. Zum einen gibt es Tische, auf denen man gegen einen Computergegner flippert, zum anderen gibt es Tische, die während des Spiels ihr Design verändern. Das hat mir schon bei der 3-D Ultra Pinball Serie von Sierra gefallen, wenn die Möglichkeiten eines Computerspiels auf diese Weise genutzt werden. Auch die etwas düstere Stimmung des Films wird mit passender Musik und Geräuschkulisse sowie kurzen Filmsequenzen sehr gut eingefangen.
Nach dem Spiel entwickelten die Entwickler noch ein PS2-Spiel namens Detonator, in dem es darum geht Häuser mit Hilfe von Dynamit zu sprengen. Des Weiteren gab es ein Japan-exklusives GBA-Spiel zu Jurassic Park auf dem GBA. Anschließend schloss das Studio seine Pforten.
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2002: Jinni Zeala (Windows, Littlewing)
Eine größere Veränderung fand Anfang der 2000er Jahre beim japanischen Studio Littlewing statt: Wurden die Spiele bis Ende der 90er Jahre noch für den Retail-Markt entwickelt, wechselte man nun zum Shareware-Modell. Spieler konnte eine Demo herunterladen und mit einem Lizenzschlüssel die Vollversion freischalten. Dieses Modell wurde damals sehr häufig von kleinen Indie-Studios gewählt, um unabhängig vom Retail-Markt zu sein.
Jinni Zeala beinhaltet wieder das klassische Littlewing-Gameplay, das ich so mag: übersichtlicher Tisch und forderndes Gameplay. Diesmal mit einer „1001 Nacht“ Thematik.
