Devil’s Hideout

Cosmic Void ist zurück und möchte euch mit Devil’s Hideout das Fürchten lehren. Wir verraten euch, wie gruselig das neue Horror-Indie-Adventure wirklich ist.

In den letzten Jahren war der Indie-Entwickler Aviv Salinas, der kreative Kopf hinter Cosmic Void, äußerst fleißig und veröffentlichte (je nach zählweise) etwa ein Dutzend Spiele, teils als Freeware, teils als kommerzielles Produkt. Zusammen mit Steven Don konnte er im April 2024 bereits zum dritten Mal eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne beenden. Für Devil’s Hideout konnte er 428 Unterstützer überzeugen, insgesamt 11.458 Euro in die Entwicklung zu stecken. Kein halbes Jahr später liegt das fertige Produkt vor. In seiner Inhaltsbeschreibung spricht der Entwickler von Blut und Leichen sowie Horrorelementen mit Jump Scares. Dann schauen wir doch einmal, was es damit auf sich hat.

In my restless dreams, I see that town.

Laurens kleine Schwester Beth ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Oder etwa doch nicht? Von einem Medium erfährt Laura, dass ein mysteriöser Kult den Tod von Beth vorgetäuscht haben soll. Also fährt Lauren mit ihrem Freund Atticus in die Stadt, in der der Unfall stattfand und in der sie Beth vermutet. Die beiden starten ihre Suche im Krankenhaus, in dem Beth angeblich gestorben sein soll und das mittlerweile verlassen ist. Später stellt sich heraus, dass der gesamte Ort einer Geisterstadt ähnelt und dass Lauren auf eine Schnitzeljagd geschickt wird, um endlich den Aufenthaltsort von Beth zu erfahren.

Cosmic Void versucht von Beginn an, eine dichte Horroratmosphäre aufzubauen. Tatsächlich werdet ihr bereits in den ersten Minuten mit Leichen, Blut, Geistererscheinungen und Jump Scares konfrontiert. Die Geschichte entwickelt sich zu einem Sammelsurium von Horror-Klischees, was aber nicht unbedingt schlecht sein muss. Horror-Fans werden einige Elemente aus Filmen oder Spielen dieses Genres wiedererkennen. Teilweise ging mir die Hommage an Klassiker wie Stephen Kings Es aber doch etwas zu weit – der Clown, der euch begegnet, ist beispielsweise eine 1:1 Kopie von Pennywise. Die einsame, scheinbar komplett verlassene Stadt wiederum erinnert stark an Silent Hill. Insgesamt hat es mir aber Spaß gemacht, mich auf der Suche nach Beth durch die Horror-Kulisse zu klicken und die liebevoll gestalteten Orte, die von wenigen seltsamen Charaktere bevölkert werden, zu untersuchen.

I want to play a game.

Anders als das letzte Spiel von Cosmic Void, das klassische Point-and-Click-Adventure Twilight Oracle, handelt es sich bei Devil’s Hideout um ein First-Person-Adventure, in dem die Charaktere in den meisten Fällen bei Dialogen einfach Visual-Novel-Like vor die Pixel-Kulissen eingeblendet werden. Es spielt sich im Vergleich zum Vorgänger-Werk aber gar nicht so unterschiedlich und hat mich von der Art etwas an das tolle Stranger in Utopia erinnert. Ihr werdet aber dementsprechend Lauren nicht durch die Hintergründe spazieren sehen. Das hat auch Vorteile, da ihr so natürlich viel schneller von einem Ort zum anderen kommt. Zusätzlich gibt euch das Spiel auch noch eine Karte an die Hand, mit der ihr euch an die freigeschalteten Orte in der Stadt „teleportieren“ könnt.

Die integrierte Hotspot-Anzeige ist ebenfalls sehr nützlich, auch wenn Devil’s Hideout kein Pixel-Hunting betreibt. Womit wir beim Thema Pixel wären: Diese wurden hier wirklich gekonnt eingesetzt, sowohl die Hintergründe als auch die Figuren sind für Pixel-Liebhaber sehr ansehnlich. Die etwas spärlich eingesetzten Animationen sind ebenfalls gelungen, genau wie die stimmungsvolle Musik-Untermalung sowie die tollen englischen Sprecher. Laurens Stimme empfand ich als sehr angenehm, und auch die anderen Sprecher füllten ihre Rollen gut aus. Eine deutsche Version, sowohl als Text als auch als Sprache, gibt es leider derzeit nicht. Es ist aber laut Entwickler nicht ausgeschlossen, dass diese noch nachgereicht wird.

Über eine Schaltfläche in der linken unteren Ecke erreicht ihr euer Inventar, das ihr klassisch für Rätsellösungen einsetzt. Die Rätsel an sich sind gut nachvollziehbar und lösbar, so dass sie euch nicht Ewigkeiten aufhalten sollten und ihr euch auf die Atmosphäre und die Geschichte konzentrieren könnt. Daher fällt die fehlende Hilfe-Funktion für mich auch kaum ins Gewicht. An wenigen Stellen müsst ihr kleinere Mini-Spiele lösen, um weiter zu kommen. Aber auch diese habt in in kurzer Zeit gelöst, noch bevor sie euch auf den Keks gehen können.

We all go a little mad sometimes.

Das klingt jetzt bisher alles durchaus positiv. Aus gutem Grund, denn ich hatte hier wirklich viel Spaß. Gegruselt habe ich mich allerdings keine Sekunde, aber das liegt wohl eher an mir. Solltet ihr für Dinge wie Leichenteile, Blutspritzer, Geister oder die generell düstere Stimmung anfällig sein, müsstet ihr euch auch in Devil’s Hideout auf eine gute Art Unwohl fühlen können.

Was mir nicht so gut gefallen hat, war die kurze Spielzeit. Im ersten Durchlauf, den ich blind ohne jede Hilfe gemacht habe, war ich nach etwa 90 Minuten am Ende angelangt. Beim zweiten Durchlauf, mit dem Wissen des ersten im Hinterkopf, konnte ich das Spiel sogar in unter einer halben Stunde beenden. Gerne hätte ich noch etwas mehr Zeit im Versteck des Teufels verbracht und meine detektivischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt. So kam mir Devil’s Hideout an manchen Stellen etwas überhastet vor. Beispiel? An einer Stelle müsst ihr drei Gegenstände sammeln (eine schöne, klassische Adventure-Aufgabe). Den ersten findet direkt dort, wo ihr die Aufgabe bekommt, für den zweiten müsst ihr ein Rätsel lösen und der dritte wird euch danach praktisch geschenkt – da wäre mehr drin gewesen.

Nighty night, knights

Devil’s Hideout hat mich besser unterhalten, als viele Filme, die genauso viel Zeit beansprucht haben – übrigens auf dem Steam Deck, was wunderbar funktionierte. Auch wenn die Geschichte nicht die große Stärke des Spiels und, wenn man es böse ausdrücken möchte, eher eine Aneinanderreihung von Horror-Tropes ist, die im Gesamtbild nicht immer perfekt zusammenpassen, so ist unter dem Strich doch ein schönes kleines Indie-Horror-Adventure dabei rausgekommen. Die kurze Spielzeit hatte mich schon bei Midnight Scenes: A Safe Place, das mich ähnlich lang beschäftigt hatte, nicht davon abgehalten, es zu mögen. Ich denke, ich werde mich daher noch einmal in die Höhle des Löwen begeben und nach dem alternativen Ende suchen.

Ihr findet Devil’s Hideout ab sofort auf Steam und itch.io zum regulären Preis von knapp unter 10 Euro. Wie üblich gibt es zum Release einen Rabatt, in diesem Fall in Höhe von 20 Prozent, so dass ihr bei unter 8 Euro landet.

Vielen Dank fürs Lesen! Wer von euch hat alle Horror-Zitate aus den Zwischen-Überschriften erkannt?

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Über TheLastToKnow

Adventure-Fan aus dem Ruhrpott, groß (aber nicht erwachsen) geworden mit den SCUMM-Adventures in den 1990er Jahren. Spürt immer wieder kleine Indie-Perlen auf und zerrt sie ans Tageslicht.

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10 Comments on “Devil’s Hideout”

  1. Danke für den Test. Mir war aufgrund des Themas ja schon vorher klar, dass dies nicht mein Spiel sein wird. Trotzdem habe ich den Text natürlich gerne gelesen.
    Mir ist klar, dass Animationen teuer sind, doch ich mag diese angeklebten Figuren nicht, die immer ins Bild geschoben werden. Immerhin wird hier manchmal gespiegelt. Wow.

    1. Ich gebe mal Tipps:

      1. Sehr beliebtes Survival-Horror-Spiel aus Japan, zu dem im nächsten Monat ein Remake erscheint.
      2. Erster Teil einer langen Filmreihe, die wohl wie keine andere für „Torture Horror“ steht.
      3. Ein Filmklassiker von Hitchcock aus den 1960ern.
      4. Der vierte Teil der wohl bekanntesten Survial-Horror-Reihe mit einem Remake aus 2023.

  2. Danke für den schönen Testbericht.
    Klingt nach einer lohnenden Investition.
    Da ich allerdings kein Horrofan bin, erkenne ich die Zwischenüberschriften nicht.

  3. Eine kurze Spielzeit muss nichts schlechtes sein. Lieber 90 gute als 180 langweilige Minuten. Ich erwische mich in letzter Zeit immer öfter dabei, dass ich mich freue, wenn ein Spiel bereits nach ein paar Stunden vorbei ist. Dieses Spiel hier, spricht mich nicht so an, da Horror nicht so meins ist und Jump Scares schon gar nicht. Danke für den Test!

  4. Ich habe das Spiel jetzt durch und muss sagen, es hat mich schon etwas enttäuscht.
    Die Story ist leider relativ dünn, die beiden Enden nur marginal unterschiedlich und es bleibt einem viel selbst überlassen, was man aus der Story macht oder eben nicht.
    Gegruselt habe ich mich nur über ein bis zwei fragwürdige „Rätsel“ aber ansonsten gar nicht.
    Was ein Spiel der Kategorie OK, nicht mehr aber auch nicht weniger. Für den rabattierten Preis war es in Ordnung. Noch einmal rauskramen werde ich es in absehbarer Zeit wohl nicht.

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