In unserer neuen Rubrik KaPoTA? (Keep and Play or Throw Away?) stellen wir uns genau diese Frage: Würden wir dieses Spiel vor Erreichen der magischen Zwei-Stunden-Grenze bei Steam behalten und weiterspielen, oder würden wir es lieber wieder loswerden?

Titel: | DeTechtive 2112 |
Erscheinungsdatum: | 29.01.2025 |
Plattformen: | Windows |
Entwickler / Herausgeber: | M11 Studio / 5Deniz |
Homepage: | https://www.5deniz.com/ |
Worum geht es?
Die Prämisse von DeTechtive 2112 klingt vielversprechend: In einer dystopischen Cyberpunk-Welt schlüpft ihr in den Trenchcoat eines Privatdetektivs und müsst verschiedene Fälle lösen. Dabei bleibt es euch überlassen, ob ihr mit brachialer Gewalt, lautlosem Schleichen oder geschickter Strategie vorgeht. Und ihr müsst das auch nicht alleine machen – mit bis zu vier gleichzeitigen Detektiven könnt ihr im Koop-Modus gemeinsam an den Fällen arbeiten.
Ein Blick auf die Geschichte hätte aber schon die ersten Alarmglocken läuten lassen sollen. Zitat aus der Steam-Seite des Spiels:
Das Jahr ist 2112, und die Welt ist nicht mehr dieselbe. In den Ruinen eines Landes, das einst England hieß, arbeitet der Detektiv Matthew Wallace—ein Mann mit mysteriöser Vergangenheit—als Privatdetektiv. Nach seiner Rückkehr aus dem Dritten Weltkrieg übernimmt Matthew einen vertraulichen Fall mit nur einer Verbündeten: Abigail, eine einfallsreiche junge Sekretärin.
Wohlwollend gesagt klingt dies sehr „cheesy“, aber es wird leider noch schlimmer. Oder um einen Liedtext zu bemühen: This is not what you think it is – it’s worse!

Wie spielt es sich?
Der erste Eindruck nach dem Start von DeTechtive 2112: Das Spiel ist eine technische Vollkatastrophe. Lange Ladezeiten, Gamepad wird nicht erkannt, überall Ruckler und Stotterer, Abstürze. Und das wohlgemerkt auf einem PC, der mit derlei Spielen sonst leicht fertig wird. Auf dem Steam Deck verweigerte das Spiel dann ganz den Dienst und ließ sich gar nicht erst steuern. Immerhin ist die isometrisch angehauchte 3D-Grafik nicht ganz so schlimm – also ein wenig an den Einstellungen gefeilt und mit Maus und Tastatur in die erste Mission gestürzt.
Und hier wurde klar: Die Schleichen-Option ist im jetzigen Zustand ein Witz. Die Levels bieten kaum vernünftige Deckungsoptionen und sobald man erspäht wird rennt jeder einzelne Gegner wie von der Tarantel gestochen auf unseren armen Detektiv zu – und der kann sich zu Beginn mit seiner Erbsenpistole im Twin-Stick-Shooter-Gameplay auch nur schwer verteidigen. Und egal, wie weit ihr in einer Mission kommt: Sobald eure Lebensleiste geleert wurde, müsst ihr wieder komplett von vorne anfangen.
Aber war nicht die Rede davon, dass es ein Detektivspiel ist? Tja, Pustekuchen. Es gibt zwar so etwas wie einen auf Knopfdruck aktivierbaren „Detektiv-Spürsinn“, der besteht im Grunde aber auch nur aus der Anzeige von Schlüsseln für Türen – in der ersten Mission zum Beispiel in der Anzeige eines Türcodes. Meine Schleichversuche scheiterten kläglich und die extrem hakelige Maus- und Tastatursteuerung machte das Umballern der Gegner schier unmöglich. Der Bildschirmtod war also immer in greifbarer Nähe – und somit auch die Notwendigkeit, die ganze Mission neu zu spielen. An dieser Stelle hätte ich das Spiel schon wutentbrannt von der Festplatte getilgt, aber ich wollte mit etwas Abstand noch einen zweiten Anlauf wagen.

Nach ein paar Tagen habe ich mich erneut an das Spiel gewagt und tatsächlich gibt es etwas Erfreuliches zu vermelden. Nach einem größeren Update scheinen die schlimmsten technischen Probleme behoben worden zu sein. Und: Endlich funktioniert das Gamepad! Damit lässt sich DeTechtive 2112 deutlich besser steuern. Bevor ich mich in die nächste Mission stürze schaue ich mir also einmal an, was man hier noch so machen kann.
Zwischen den Missionen gibt es selbstablaufende Gespräche, die wirklich schlecht geschrieben sind und an denen das Beste noch der „Skip“-Knopf ist. Die deutsche Übersetzung, die vermutlich nie ein deutschsprachiger Mensch jemals gegengelesen hat, ist so schlecht, dass ich nach kürzester Zeit auf die englische Sprachversion gewechselt bin. Passend dazu gibt es auch eine Sprachausgabe – allerdings nur für unseren Protagonist, dessen Sprecher den rauen Ton des knallharten Killer-Detektivs ziemlich gut trifft. Die Gesprächspartner geben allerdings im besten Fall nur ein kurzes Raunen von sich. Das wirkt schon sehr unbeholfen und unfreiwillig komisch. Davon abgesehen kann ich in der Cyberpunk-„Stadt“ ein wenig herumlaufen und versuchen, Passanten anzusprechen, doch niemand möchte mit mir reden. Im Waffenladen kaufe ich mir ein Gewehr von dem Geld, das ich in der ersten Mission erhalten habe. Und das war es dann auch schon wieder, also ab in die zweite Mission.
Mit dem Gamepad steuert sich das ganze so viel besser – aber gut ist das Gameplay noch lange nicht. Da ich mittlerweile keine großen Ambitionen mehr habe, mich in das Spiel reinzuarbeiten, wähle ich freiwillig den leichtesten der drei Schwierigkeitsgrade. Dennoch: Schleichen funktioniert weiterhin nicht. Was mit „Strategisch vorgehen“, wie in der Spielbeschreibung erwähnt, gemeint ist: Keine Ahnung. Also bleibt noch die Action-Variante mit Twin-Stick-Steuerung. Und diese Variante ist wirklich trivial. Ich schieße einen Wachmann um, renne in einen Raum mit nur einem Ausgang und warte einfach darauf, dass alle Gegner des Levels in den Raum und somit in meinen Kugelhagel rennen. Netterweise bringen diese dann auch immer Munition mit, so dass sie nicht einmal knapp wird. Auch die „Levelbosse“, quasi normale Gegner mit etwas mehr Lebensenergie und einem dummen Spruch vorab, agieren extrem dämlich und müssen nur ein wenig mit Blei vollgepumpt werden. Die versprochenen Rätsel und „echte“ Detektivarbeit, für die man kurz mal den Finger vom Abzug nimmt und seinen Denkapparat anstellen muss, gibt es hier einfach nicht -oder sie sind es einfach nicht wert, auch nur erwähnt zu werden.

Keep and Play or Throw Away?
Ich hatte keine besonders großen Erwartungen an DeTechtive 2112 und wurde doch bitter enttäuscht. Die gerade einmal fünf Missionen könnt ihr auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad in unter zwei Stunden durchspielen – falls ihr das überhaupt so lange spielen wollten würdet. Ich bin sogar ganz froh, dass ich den Koop-Modus nicht testen konnte, denn das hätte ich meinen Freunden wirklich nicht antun wollen. Schleichen und „Strategisches Vorgehen“ finden praktisch nicht statt und werden auch nicht wirklich belohnt. Immerhin ist die Gamepad-Steuerung brauchbar, ganz im Gegensatz zur grottigen Maus- und Tastatur-Steuerung.
Fazit nach zwei Stunden Spielzeit: Ich fasse das Spiel bestimmt nicht noch einmal an und würde es vor Ablauf der Zwei-Stunden-Grenze definitiv zurückgeben. Hätte ich es nur privat gespielt, ohne diesen Artikel zu schreiben, hätte es nicht einmal eine Stunde auf meiner Festplatte verbringen dürfen. Ich rate wirklich allen von dem Kauf ab, sogar gestandenen Twin-Stick-Shooter-Fans und vor allem Liebhaber von Detektivspielen. Throw Away!
Offenlegung: Wir haben ein kostenloses Rezensionsexemplar dieses Produkts von keymailer.co erhalten.
Ich fasse zusammen: In den See! In den See! Mit einem Gewicht an den Füßen!
Danke für die lustige neue Kategorie. Mal sehen, was da so kommt.
Die Prämisse liest sich super. Ich finde sogar den Cheesy (ich nenne es Mal positiv old school :D) Ansatz charmant. Aber dann liest sich das ja doch abschreckend, danke für die Warnung und den Auftakt zur neuen Serie!