Trödel funktioniert nicht nur im Fernsehen. Seit Jahren ist die Handelssimulation Dealer’s Life sehr erfolgreich. Zuletzt erschien der dritte Teil der Reihe, das in einer Fantasy-Welt angesiedelt ist. Ob das Spiel im Early Access überzeugen kann?

Titel: | Dealer’s Life Legend |
Erscheinungsdatum: | 15.01.2025 |
Plattformen: | Windows |
Entwickler / Herausgeber: | Abyte Entertainment |
Homepage: | https://abyteentertainment.com/dealers-life-legend/ |
Das italienische Indie-Studio Abyte Entertainment wurde 2016 von den beiden Programmierern Giulio Marra und Federico Palombini gegründet. Die erste Idee für ein Spiel, bei dem das Feilschen im Vordergrund steht, hatten die beiden bereits während ihres Studiums in den 2000er Jahren. Doch die Indie-Szene war damals noch nicht groß genug, um damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen, daher arbeiteten die Entwickler zunächst einige Jahre in der Industrie. Doch die Leidenschaft für Videospiele lässt sich nicht ewig unterdrücken und so versuchte sich das Duo 2016 an der Entwicklung eines eigenen Spiels.
Nicht nur im deutschen Fernsehen waren und sind Sendungen wie „Bares für Rares“ in den letzten Jahren sehr erfolgreich, auch im italienischen Fernsehen gibt es ähnliche Formate. So entstand die Idee für ein Tycoon-Game, in dem der Spieler ein Pfandhaus leitet: Dealer’s Life. Kern des Gameplays ist es, mit Kunden über verschiedene Gegenstände zu verhandeln. Ziel ist es, möglichst billig einzukaufen und möglichst teuer zu verkaufen. Im Laufe der Zeit wird das Geschäft immer weiter ausgebaut, Mitarbeiter werden eingestellt und so weiter. Das Spiel entwickelte sich zu einem schönen Erfolg, vor allem im mobilen Bereich, wo allein die Android-Version über 100.000 Mal verkauft wurde. Nicht schlecht für ein Spiel, das nicht im Free-to-Play-Segment angesiedelt ist. Der zweite Teil erschien 2020 und war nicht nur grafisch schöner und inhaltlich umfangreicher, sondern auch kommerziell erfolgreicher: über 500.000 Verkäufe allein für die Android-Version sprechen für sich.
Auf ins Mittelalter
Nun wurde der dritte Teil im Early Access veröffentlicht und ändert das Setting: Statt ein Pfandhaus in der Moderne zu leiten, schlüpfen wir in eine mittelalterliche Fantasywelt namens Pecunia, in der gerade ein Wettbewerb stattfindet: die Quest des wandernden Händlers.
Wir beginnen damit, einen eigenen Charakter zu erstellen und die ersten Skillpunkte auf die Charakterwerte Stärke, Charisma, Intelligenz und Weisheit zu verteilen. Diese Werte beeinflussen euren Erfolg im Feilschen, die Genauigkeit beim Einschätzen des Werts von Gegenständen, die Entdeckung verfluchter Gegenstände, das Erkennen der Werte der Kunden und eure Durchsetzungsfähigkeit.

Wie auch schon in den Vorgängern geht es hier darum, Gegenstände möglichst unter ihrem Wert zu kaufen und dann so teuer wie möglich zu verkaufen. Dabei unterscheiden sich die Gegenstände in den Seltenheitswerten Gewöhnlich, Ungewöhnlich, Selten und Episch. Zudem spielt der Zustand der Gegenstände eine große Rolle: Ein ruiniertes Schwert bringt natürlich weniger ein als ein ordentlich gepflegtes Schwert.
Die Welt besteht aus vielen verschiedenen Städten, die sich in verschiedenen Biomen wie Wüsten, Berglandschaften oder Wäldern befinden. In der Schreinerei könnt ihr Tiere kaufen, die für verschiedene Biome geeignet sind und unterschiedliche Geschwindigkeitswerte haben. Ein schnelles Tier ist teurer, dafür werden die Kosten für die Reisen zwischen den Städten niedriger. Zudem lassen sich Wohnbereiche, Inventarslots und Lager gegen gutes Geld ausbauen.

In vielen Städten gibt es Auktionshäuser. Hier habt ihr die Gelegenheit, auf Kisten mit gleich mehreren hochpreisigen Waren oder auf einzelne seltene Waren zu bieten. Besitzt ihr selbst gerade Waren, die selten oder gar episch sind, könnt ihr diese wiederum versteigern und somit womöglich mehr Geld einnehmen als im freien Verkauf auf den Marktplätzen. Aber nicht in jeder Stadt steht solch ein Auktionshaus – und euer Inventar ist begrenzt. So kann es auch passieren, dass seltene Waren auf dem Marktplatz verkauft werden müssen.
Und dann wäre da noch die Kneipe zu nennen: Hier könnt ihr wie in einem Rollenspiel treue Gefährten anheuern. Hier stehen euch Kleriker, Magier, Kunsthandwerker und auch Söldner zur Verfügung. Einige können verschiedene Zaubertränke herstellen, mit denen es unter anderem möglich ist, die Verkaufsgespräche zu beeinflussen, Flüche von Waren zu entfernen (oder hinzuzufügen) oder auch beschädigte Waren zu reparieren. Zudem besitzen die Gefährten einige aus neun verschiedenen Fähigkeiten wie Diebstahl, Diplomatie, Kampf oder Entdecken. Diese sind wichtig für die Quests, die in den Kneipen angeboten werden. Hier können ebenfalls Geld und seltene Gegenstände gefunden werden – und die Gefährten bekommen Erfahrungspunkte. Bei einem Levelaufstieg kann eine neue Fähigkeit vergeben werden. Aber auch für die Zufallsereignisse auf den Reisen sind diese Fähigkeiten von großer Bedeutung. Wichtig wäre noch zu erwähnen, dass diese Gefährten natürlich nicht kostenlos für euch arbeiten, sondern je nach ihrem Charakterlevel unterschiedlich hohe Vorstellungen für ihre Besoldung haben, die sie pro Woche einfordern. Seid ihr doch mal knapp bei Kasse oder kommt gar in den Schuldenbereich, könnt euch ein Besuch bei der Bank weiterhelfen: Hier könnt ihr einen Kredit aufnehmen.

Kunst und Krempel
Das eigentliche Herzstück ist natürlich der Marktplatz. Hier kommen allerlei Figuren zu eurem Stand und wollen entweder eure feilgebotene Ware kaufen oder ihre Gegenstände verkaufen. Jeder Kunde besitzt Werte in den Bereichen Geduld, Gier, Sammler und Intelligenz. Weniger intelligente Figuren können beispielsweise den Wert der Gegenstände nicht richtig einschätzen – meist ein Zeichen dafür, die Gegenstände weit unter ihrem eigentlichen Wert zu kaufen. Sammler hingegen geben gerne sehr viel mehr für einen Gegenstand aus, als er eigentlich wert wäre. Gierige Genossen neigen hingegen dazu, ihre Ware für teuer Geld zu verkaufen, und ungeduldige Kunden wollen nicht so gerne handeln. Manche kommen zudem mit eigenen Preisvorstellungen auf euch zu, andere hingegen wollen euren Vorschlag als Erstes hören. Nicht so einfach, wenn es gerade um einen Gegenstand geht, dessen Wert ihr nicht einschätzen könnt. Sehr schön: Im Verkauf eurer Ware wird nicht nur der Wert angezeigt, sondern auch der Betrag, für den ihr einen Gegenstand ursprünglich mal gekauft habt.

Und ich muss gestehen, dass ich mehrere Anläufe brauchte, um in Dealer’s Life Legend richtig hineinzufinden. So simpel die oben aufgeführten Mechaniken auch sind: In ihrer Gesamtheit entwickeln sie durchaus eine unerwartete strategische Tiefe, die euch immer wieder dazu zwingt, abzuwägen und Prioritäten zu setzen. Wieviel Gold sollte ich als Reserve bereithalten? Wann ist der richtige Augenblick, in einen Gefährten oder in den Ausbau der Karawane zu investieren? Wann sollte ich bei einer Auktion mitmachen? Dadurch, dass das Spiel rundenbasiert ist und nach jedem abgeschlossenen Markttag oder einer Quest ein Tag vergeht, hatte ich trotz Statistiken manchmal Probleme, die Übersicht zu behalten, und irgendwann kam ich der Pleite sehr nahe. Und wenn dann die Kunden nur noch mit Kleinkram ankamen, konnte ich auch nicht mehr viel Geld einnehmen. Mit der Zeit gewinnt ihr jedoch Erfahrung, spielt effizienter und bekommt ein Gefühl für den Gameplay-Loop.
Fazit
Bereits in seinem jetzigen Stadium macht Dealer’s Life Legend richtig Spaß. Man merkt, dass es sich hier um den dritten Teil einer Reihe handelt, denn das ganze Handelssystem ist gut durchdacht. Auch wurde erkennbar in die Verbesserung der Grafiken investiert. Die Welt halt einen angenehmen Comic-Look, die Figuren sehen ausdrucksstark aus. Die Musik dudelt jedoch ein wenig im Hintergrund herum und diese habe ich sehr schnell abgestellt. Daher auch ein ideales Spiel zum Podcast hören!

Derzeit befindet sich das Spiel im Early Access und es wurde bereits eine Roadmap angekündigt. Darin werden für dieses Jahr mehr Gegenstände, Zufallsereignisse in den Städten und eine Arena in der sich die Gefährden messen können, angekündigt.
Aber auch in der jetzigen Version kann ich Dealer’s Life Legend Freunden von dieser Art Handelssimulationen durchaus empfehlen.
Offenlegung: Wir haben ein kostenloses Rezensionsexemplar dieses Produkts von keymailer.co erhalten.
Ich schau mir ja schon „Bares für Rares“ nicht an. Von all den Trödeltrupp-Sendungen lasse ich auch die Finger. Kurz: Das hier ist wohl nichts für mich, auch wenn es echt niedlich aussieht. Dir wünsche ich noch sehr viel Spaß mit dem Spiel – meine Handelstage sind wohl seit Vermeer vorbei.
Nachdem ich deinen Artikel gelesen hatte, habe ich mir noch einmal den Vorgänger auf das Handy geladen und damit ein paar Stunden verbracht. Ist wirklich ganz nett, aber mit der Zeit geht dem Spielprinzip dann doch die Luft aus. Mit einiger Zeit Abstand könnte ich mir aber vorstellen, das noch einmal anzuwerfen.
Das liest sich ja super, und die Bares für Rares Überschrift kriegte mich auch 😉 Auch im britischen TV gibt es einige gute Sendungen mit antikem Kram. Zum Beispiel die Promis (müssten für mich keine Promis sein), die eine mehrtägige Tour, begleitet von einem Experten, durch diverse Antikshops im UK machen mit einem gewissen Budget. Am Ende wird dann auch wirklich versteigert. Wer mehr erlöst, gewinnt. Finde ich sehr cool.