Was ist das schönste an Österreich? Der Blick auf Bayern.

Für mich überraschend ist auch ein Amiga 500 aufgebaut, der angeblich von Stefanie Tücking designt wurde. Da er einfach nur die Farben und Formen der guten alten Formel 1-Sendung nachahmt, ist das immerhin möglich. Daneben gibt es eine PDP-10, die allerdings wegen ihrer schieren Größe im Nebenraum läuft und „nur“ ihr Bedien-Display im Museum zu bestaunen ist. Ebenfalls vertreten ist der berühmte BBC Micro, mit dem in Großbritannien bereits in den frühen 1980er Jahren eine digitale Schuloffensive gestartet hatte. Auch die Deutsche Demokratische Republik ist mit einem kleinen Schmuckstück vertreten: Der Robotron KC85/4 ist zwar ähnlich formschön wie sein Name griffig, aber dafür gibt es bis heute eine rege Fan- und Entwickler-Szene für das Gerät.

North & South auf dem Tücking-Amiga. Den ersten Durchgang gewinnt Christoph haushoch, aber da wir beim zweiten Durchgang die Minispiele versehentlich ausgeschaltet hatten, ging diese Runde an mich. Ein kurzer Schnupperer an der Morgenluft, bis sich in Runde drei alles gegen mich verschwor. Dann lieber Arkanoid. Da lassen mich Menschen in Ruhe. Oder Gryzor auf dem CPC. Kaum zu glauben, dass ich in diesem grünen Muster früher Gegner problemlos erkannt habe. Während Christoph und Andreas sich an die Konsolen setzen, ziehe ich Packungen aus den Regalen und genieße die Handbücher. Den Roman in Elite, Dial-a-Pirate in Monkey Island. Oder natürlich die Landkarten in Ultima oder die Zeitung in Sherlock! Ja, bei solchen Beilagen bin ich Verfechter der Früher-war-manches-besser-Fraktion.
Ein kurzes Fazit: Natürlich liegt das Museum nicht ideal, wenn man mit Zug oder Flieger anreisen möchte. Aber wer in der groben Umgebung Urlaub macht oder gar dort wohnt, sollte sich die Zeit für diesen kleinen Ausflug in die Vergangenheit nehmen. Und wer schon mal dabei ist, kann in der Nähe auch noch schnell in einer kleinen Ortschaft vorbeischauen, die überraschenderweise keine Burg zu bieten hat: Wolfenstein. Christoph und ich können jedenfalls vermelden: Kautzen ist eine Reise wert!
Andreas hat mir für diesen Artikel noch ein kurzes Interview gegeben, das ihr euch am besten mit einem leichten österreichischen Akzent selber vorlest.
Das Interview
Hallo Andreas! Du hast das Kautzner Computer Museum aufgebaut und da stellt sich schon die Frage: Was für ein Mensch macht so was? Wie kamst du auf die Idee?
Ein sehr verrückter, würde meine Frau sagen. Jemand mit einer Passion würde ich sagen. Die Idee kam mir, als ich in meiner fertiggestellten Männerhöhle stand, alle Geräte um mich herum waren angeschaltet, wohlige Schauer der Erinnerung und der Freude liefen mir über den Rücken und ich habe gegrinst wie ein Honigkuchenpferd. Doch dann kam der Gedanke, ist doch voll schade, dass es nur für mich sein soll. Da gibt es doch sicher noch viele andere, die ebenfalls gerne mal wieder diese wohligen Gefühle haben wollen oder junge Menschen, die sich vielleicht dafür interessieren. Und so kam ich auf die Idee mit dem Museum. Bei Nachfrage an meine Frau, was sie davon hält, kam nur die Antwort, wenn es dich glücklich macht und ich nicht zu viel Arbeit damit habe.
Wie groß ist das Museum? Wie viele Systeme und Spiele beherbergt es momentan?
Oho, also im Herzen ganz groß, aber klein verpackt. Also das Museum ist lediglich 34 Quadratmeter groß, also eher klein und gemütlich. Die Größe war übrigens ausschlaggebend dafür, dass mein Wikipedia-Artikel nicht freigegeben wurde – nur so als kleine Randnotiz. Die Sammlung umfasst hauptsächlich Heimcomputer aus den Jahren 1977-1995, die meisten Original, aber auch ein paar Repliken bei sehr seltenen Modellen. Es gibt auch einige Konsolen, die in der dauerhaften Ausstellung sind. Aktuell sind 20 Computer und 9 Konsolen ausgestellt. Die Anzahl der Spiele ist eine gute Frage, ich denke, dass so an die 1000 Spiele im Museum stehen.

Wie vergrößerst du deine Sammlung? Spenden? Eigen-Erwerb?
Der Großteil wurde von mir erworben, aber es kommen in den letzten Jahren auch immer wieder viele Spenden zu mir, wofür ich sehr sehr dankbar bin. Den Spendern ist es oft wichtig, dass die Geräte nicht weggeschmissen werden, sondern gepflegt und wertgeschätzt. Soweit es meine Kenntnisse erlauben, repariere ich die Geräte auch selbst.
Gibt es Sachen, auf die du besonders stolz bist?
Der Amiga 1000, der aus einer sehr großzügigen Spende kam, ist schon ein Schmuckstück. Bei der Software sind es vor allem die LucasArts-Spiele Maniac Mansion und Zak McKracken die ich sehr gerne ausstelle. Was für tolle Spiele! Besonders stolz bin ich, dass alle Geräte in der Ausstellung laufen und von den Besuchern genutzt und bespielt werden sollen. Das unterscheidet das KCM von den meisten großen Museen.
Möchtest du deine Sammlung noch in eine bestimmte Richtung ausbauen? Was wäre dein heiliger Gral?
Oha, gute Frage. Hab noch mehrere weiße Wale, die ich gerne erlegen würde. Als Fan von Textadventures und Rollenspielen zum Beispiel Ultima 1 oder Labyrinth, ja das wäre schon was Feines. Sonst bin ich mit meiner Sammlung ganz zufrieden. Aktuell bin ich dabei, für jedes Gerät im Lager ein oder zwei Ersatzgeräte zu besorgen. Bei 40 Jahren alten Systemen kann es schon mal vorkommen, dass etwas zu Bruch geht. Da tausche ich dann auch gerne mal Geräte, die ich mehrfach in der Sammlung habe oder die nicht wirklich ins Museum passen, ein. Also wenn jemand noch einen Apple IIe hat, von dem er sich trennen kann: Meldet Euch!

Grundsätzlich ja. Die Spiele, die ich für die einzelnen Systeme ausgesucht habe, sind meistens schnell erlernt. Das größte Problem ist meistens, dass die Besucher den Joystick falsch halten oder nicht genau lesen, was auf dem Bildschirm steht. Also man braucht keine Vorkenntnisse, um Spaß bei uns zu haben. Viele erinnern sich auch noch teilweise an ihre Jugendtage mit den Geräten.
Das ist überraschenderweise sehr unterschiedlich. Es kommen oft Familien mit Kindern, denen dann oft beide Eltern zeigen, welche Spiele sie als Kinder gespielt haben. Und wie so oft macht auch der jungen Generation das Spielen an den Geräten Spaß. Einige haben mir auch nach einem Besuch erzählt, dass sie nun daheim wieder mehr gemeinsam spielen. Es kommen aber auch Besucher, die gezielt ein System suchen und es spielen oder darauf programmieren wollen. Eine Familie aus unserem Nachbarland Tschechien kam mit ihrem Sohn, weil der auf einem C64-Emulator programmiert und dort eine Fehlermeldung bekam. Er wollte testen, ob das auf einem originalen C64 auch passiert oder ob sich dieser anders verhält. Siehe da, der originale C64 verhielt sich in der Tat anders.
Oh ja, natürlich. Vor allem die Joysticks sind ständig im Austausch. Tja, nach 40 Jahren ist das zu erwarten. Vieles mache ich selber, aber oft brauche ich auch Hilfe von Fachkräften. Da hilft es dann, in der Retro Szene in Foren vernetzt zu sein und sich gegenseitig zu helfen.
Ja die Veranstaltungen sind immer wieder ein Highlight. Es kommen jedes Jahr mehr Besucher. Leider rentiert es sich nicht wirklich, aber ich bin froh, wenn es wenigstens eine schwarze Null am Ende des Tages gibt. Auch bin ich immer wieder Aussteller bei Messen wie zum Beispiel der Level-UP in Salzburg oder dieses Jahr auch mal auf der Game-City in Wien.
Den Kindern taugts, um es auf gut Österreichisch zu sagen. Ohne die Hilfe meiner ganzen Familie wären die Events daheim nicht zu schaffen und das Museum in der jetzigen Form auch nicht möglich. Meine Frau hat ja gewusst, wen sie da heiratet und dafür liebe ich sie. Gerade die Kinder mit aktuell 8 und 6 Jahren kommen gerade rein ins Spielen und sind aktuell voll im Minecraft-Fieber. Aber auch Pac-Man, Donkey Kong, Lode Runner, Lemmings und seit neustem auch Adventures werden gespielt. Also ein richtiges Familienmuseum.

(Dieser Artikel erschien zuerst am 12. September auf GamersGlobal)
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