Crusader Kings III: Legends of the Dead

Das mittelalterliche Grand-Strategy-RPG Crusader Kings III von Paradox zeichnet sich nicht nur durch die spannenden, sich entwickelnden Geschichten aus. Eine Besonderheit ist, dass es praktisch keinen Failstate gibt, der zum Ende eurer Partie führt. Irgendein lebender Verwandter wird sich schon finden. Mit der Erweiterung Legends of the Dead halten nicht nur Legenden wie die Arthus-Saga Einzug, sondern auch der schwarze Tod und viele Krankheiten nebst Mechaniken. Geplagt werdet ihr aber auch schon im kostenlosen Begleitpatch 1.12 „Scythe“. Wie sich die neuen Mechaniken aufs Spielerlebnis auswirken und ob Crusader Kings III immer noch praktisch „Failstate-Proof“ ist, verrate ich euch im Test.

Patch 1.12 „Scythe“

Auch kostenlos kommt ihr nicht um Plagen herum. Denn mit Scythe werden manche Krankheiten, bei denen jetzt zwischen Kinderkrankheiten und solchen für Erwachsene differenziert wird, zu Epediemien, die sich über die Regionen hinweg verteilen und dort befindliche Charaktere infizieren können. Dazu wurden die Krankheiten nebst Ereignissen überarbeitet sowie neue Ereignisse hinzugefügt. Für den Doktor gibt es neue Aufgaben, zum Beispiel gegen Plagen vorzugehen oder die Pietät zu erhöhen. Mit dem Hospiz-Gebäude stellt ihr euch nicht nur mit der Kirche besser, sondern erhöht auch die Plagenresistenz in der entsprechenden Region. Hilfreich gegen Plagen ist auch die neue Tradition „Wasserrituale“. Natürlich könnt ihr euch und eure Liebsten auch in Quarantäne schicken. Zumal Plagen und Krankheiten tödlicher sind als zuvor. Gerade, wenn es mit der Erbfolge knapp aussieht, solltet ihr das trotz der Nachteile auch machen. Oder ihr begebt euch gleich auf einen Feldzug oder eine Pilgerreise – von einer Plage betroffene Gebiete solltet ihr selbstredend meiden. Für den Schwarzen Tod gibt es nochmal Spezialregeln, aber so weit bin ich mit dem historischen Start der Pest und sehr frühem Spielstart noch nicht gekommen. Die Krankheitsregeln lassen sich konfigurieren und ihr könnt weiterhin recht ungeplagt durchs Spiel kommen.

Komplett neu ist die Legitimität. Das ist ein Wert eures Herrschers, der nicht zu niedrig sein sollte, denn eure Vasallen haben gewisse Erwartungen. Vor allem die mächtigen Vasallen haben ziemliche Ansprüche an die Legitimität eurer Herrschaft, die auch in zahlreichen überarbeiteten Ereignissen modifiziert wird. Mit Legitimität gibt es dann auch ein neues Dynastie-Vermächtnis, das euch vor allem in den ersten zehn Jahren der Herrschaft eurer Legitimität zuträglich ist, aber auch andere Boni bringt, etwa einen erhöhten Wachstum der Kontrolle.

Just die Kontrolle wurde auch überarbeitet: Sie wurde in Wachstums- und Senkungsmodifikatoren gespalten, die ihr auch einsehen könnt. Eine schöne Detailverbesserung.

Neben Bugfixes gibt es zahlreiche kleinere Verbesserungen, etwa neue visuelle Effekte für Events, Vögel, hustende Armeen in Seuchengebieten, vererbbare Glatzköpfigkeit, remasterte Musik, neue Icons und Bilder und Gebäude auf der Karte. Kleinere Verbesserungen, etwa bei den Hofpositionen, gibt es auch. Balancing-technisch interessant ist neben der höheren Tödlichkeit von Krankheiten und Plagen, dass sich Küstenprovinzen schneller entwickeln.

Geplagte Spieler

Legends of the Dead setzt hinsichtlich der Krankheiten und Plagen auf dem Scythe-Update auf. Für den Schwarzen Tod gibt es eine spezielle, von mir noch nicht erlebte, Ereigniskette mit neuen Grafiken, neuer Musik und weiteren Inhalten. Drei Krankheiten, allesamt mögliche Plagen, sind der zahlenden Kundschaft vorbehalten: Rotlauf, Ruhr und die Masern. Krankheiten und Plagen bekommen übrigens immer einen individuellen Touch, so findet sich im Namen etwa die Region des Ausbruchs. Die überarbeiteten Krankheiten haben, auch ohne DLC, einen großen Einfluss aufs Spiel.

Bislang habe ich Crusader Kings III als das Paradox-Spiel angesehen, in dem ihr praktisch keinen Failstate erreichen könnt. Irgendwie geht es mit irgendeinem Erben, und sei er nur über zig Ecken verwandt, weiter. Echtes Scheitern? Nahezu unmöglich. Eine Partie in Persien, zur Erweiterung Legacy of Persia folgt noch ein Artikel, sollte mich eines besseren belehren. Ich hatte zwar reichlich Nachwuchs, der wurde aber reihenweise von einer Plage dahingerafft. Ich hatte die bislang eher harmlosen Krankheiten völlig unterschätzt und meine Dynastie quarantänelos Richtung Untergang manövriert. Der verbliebene designierte Erbe wurde dann auch noch von missgünstigen Personen entsorgt. Mein bereits recht alter Herrscher hat es dann auch nicht mehr geschafft, rechtzeitig seine nicht mehr wirklich fruchtbare Frau loszuwerden und einen neuen Stammhalter zu zeugen. Game Over!

Gibt es aber noch Überlebende, könnt ihr nicht nur ein feierliches Begräbnis ausrichten, sondern im Herzog-Gebäudeslot eine Familiengruft starten.

Der Stoff, aus dem Legenden sind

Legenden sind das Salz in der Suppe des Mittelalters. Wer kennt sie nicht, die Geschichte von König Artus und den Rittern der Tafelrunde (siehe auch Conquests of Camelot: The Search for the Grail)? Und genau solche historischen Legenden, aber auch neue Legenden, könnt ihr mit Legends of the Dead schreiben. Dazu benötigt ihr zunächst einen „Legend Seed“. Manche Herrscher starten schon damit, zum Beispiel die Waliser mit Uther Pendragon. Auch die Geschichte von Karl dem Großen hält in Crusader Kings Einzug. Einen Legend Seed könnt ihr beispielsweise auch über heroische Taten erhalten, indem ihr etwa mehrere Turniere gewinnt, durch schwerwiegende Entscheidungen (vorhandene Entscheidungen wurden extra überarbeitet) oder Erlegen eines legendären Vertreters der Fauna.

Die drei Legendentypen sind „Heldenhafte Legende“, „Heilige Legende“ und „Legitimierende Legende“. Bei Heldenhaften Legenden winkt euch vor allem Prestige oder auch die Chance, ein legendäres Abenteuer zu starten. Heilige Legenden bringen vor allem Pietät. Legitimierende Legenden sorgen insbesondere für Legitimität, aber auch Ansprüche.

Neben dem Legend Seed braucht ihr zum Start einer Legende auch noch Cash und Prestige. Zudem kostet es Unterhalt, bis sich die Legende verbreitet hat. Das geht durch Ereignisse, eine neue Festivität oder auch mit Hilfe von Personal wie dem Musiker oder dem neuen Hofchronist. Die neue Gebäudekette Scriptorium für Temple-Holdings sorgt nicht nur für Kontrolle und Pietät, sondern auch für Legitimität und hilft beim Verbreiten eurer Legende. Wer schreibt, der bleibt. Eurem persönlichen Einhard flüstert ihr auch, wie die Legende niedergeschrieben werden soll. So entsteht letztlich ein Buch. Und die Boni hängen ein Stück weit von euren Entscheidungen ab. Auf einem speziellen Bauplatz könnt ihr dann nach erfolgreichem Abschluss auch beispielsweise eine Statue errichten. Rund um Legenden dreht sich das neue Vermächtnis „Heroic Bloodline“. Es macht Legenden nicht nur erschwinglicher, sondern bringt euch auch einen Legend Seed und ihr könnt euch zum Heiligen oder zur Lebenden Legende aufschwingen. Abgerundet wird der Legendenteil durch einen entsprechenden Kartenmodus. In Patches seit Release wurde das Interface optimiert.

Fazit

Zusätzlich zu den neuen Spielmechaniken und dazu passenden Assets gibt es neue Musik und Musikinstrumente. 28 neue Kleidungsstücke, teils für Ärzte und Kranke gedacht, sind auch am Start. Frische Achievements gibt es natürlich auch. Der Patch krempelt eine Partie Crusader Kings III bereits gehörig um. Der „Dead“-Teil setzt dem ganzen die Krone auf. Und das meine ich mittelalterlich, denn da war es meist gut, eine Krone aufgesetzt zu bekommen.

Der „Legends“-Teil ist mit dem Patch und „Dead“ allenfalls lose verknüpft. Die Inhalte hätten daher eigentlich auch separat erscheinen können. Mit Plagen und Legenden knöpft sich Legends of the Dead allerdings zwei Aspekte des Mittelalters vor, die bislang entweder deutlich zu kurz kamen oder noch gar keine Rolle gespielt hatten. Eine spielmechanische Umwälzung solltet ihr allein durch den DLC, tödlich werden die Plagen schon mit dem Update, nicht erwarten. Zumal ihr die Krankheiten justieren und die Legenden ignorieren könnt. Letztere solltet ihr euch aber angesichts der möglichen, mächtigen Buffs trotz des zunächst hohen finanziellen Invests nicht entgehen lassen. Legends of the Dead fügt sich zudem sehr gut ins Spiel ein und schafft genau das, was eine Erweiterung für Crusader Kings III erreichen sollte: Sie macht das Spielerlebnis im tödlichen Mittelalter deutlich lebendiger und immersiver.

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Über Vampiro

Variety Gamer seit Crystal Castle auf dem Atari 2600 Junior. Mein Herz schlägt besonders für Strategie, Taktik, Wargames und Aufbau nebst allen Untergenres (wie Taktik-RPGs ;-) ).

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9 Comments on “Crusader Kings III: Legends of the Dead”

  1. Crusader Kings hab ich irgendwann in nem -75% Deal (Publishersale) mit Stellaris und Europa Universalis 4 bei Steam bekommen, 3 Games zum Preis von einem. Allerdings hab ich mich bisher nur mit Stellaris herumgeschlagen. Nein das ist nicht negativ gemeint, absolut nicht. Aber da sind so viele Mechaniken und Stellschrauben drin, daß man dafür ne Zeit braucht um durchzusteigen.

    1. Das ist ein guter Kauf gewesen 🙂

      Stellaris ist super! Alle Paradox-Spiele spielen, kostet schon seit. Wenn du einmal drin bist, fällt es aber trotz der teils deutlichen Unterschiede leichter.

      CK3 ist das erste sehr einsteigerfreundliche Spiel von PDX, also im Sinne von UI. Gute Tooltips gab es zwar schon lange, aber jetzt auch nested tooltips (die afaik übrigens von Jon Shafer für At the Gates erfunden wurden). CK3 hat gerade im Bereich des Erbrechts einige (realistische) Tücken und klar, es gibt viele Mechaniken, die man zum minmaxen lernen kann. Es ist aber zu großen Teilen (und sogar zunehmend!) ein „Dynastie-RPG“. Und auch wenn es jetzt etwas wahrscheinlicher ist, dass eine Partie scheitert, ist es doch sehr spaßig und einsteigerfreundlich.

      Was ich auch sehr empfehlen kann ist das Abomodell, gibt es afaik bislang für EU4, Stellaris, HoI4. Da kriegst du für ca. 9,99 Euro im Monat (bei mehr Monaten wird es billiger) kriegst du Zugriff auf ALLE DLC. Du brauchst nur das Basegame. Lohnt sich imho total, wenn man noch gar nix hat und es ausprobeiren mag oder ich sage mal einen Stellaris-Monat macht im Jahr oder 2.

      1. Ich komme ja von der Civilizationreihe und da war das erste Civ, was mich wirklich geflasht hat, der sechste Teil. Da mag jetzt der eine oder andere aufschreihen, aber für mich ist das der Beste Teil.

        Ich verstehe schon die Faszination der Paradox Games, aber dennoch sind die anders als Civ im direkten Vergleich.

        1. Du meinst anders im Sinne von „Civ kann man auch spielen, wenn man nur zehn Stunden pro Woche Zeit für ein Spiel und seine Mechaniken hat?“ Ja, stimmt 🙂

          1. Hallo Jürgen,

            ich kann derzeit nur Civ und Stellaris (stellvertretend für alle Paradoxgames) vergleichen und das ist aber auch nicht abwertend gemeint. Beides sind Tolle Spiele, mit denen ich gern Zeit verbringe. Aber zum Vergleich: in Stellaris habe ich derzeit so ca 250 Stunden versenkt und habe noch nicht alle Aspekte des Games verinnerlicht. Bei Civ6 ticken bei mir über 3000 Stunden auf der Uhr.

            Aber wenn ich so an meine Anfangsphase von Civ zurückdenke, egal welcher Teil, so habe ich in der Civ-Reihe eine steilere Lernkurve als bei Stellaris gehabt.

            Aber ich denke das liegt natürlich an einem Punkt: Fängt man mit einer Session Civ an, so hat man am Anfang noch nicht alle Optionnen, die man sich im Spielverlauf erspielen kann, das fängt bei der Diplomatie beispielsweise an. Verschiedene Casus Belli zum Beispiel kann man erst auslösen, wenn man die Sozialforschung dafür abgeschlossen hat. Man kriegt im Prinzip so nach und nach alles dazu.

            Bei Stellaris habe ich den Eindruck, daß man beispielsweise bei der Diplomatie schon alle Möglichkeiten zu Spielbeginn hat und daß man die schon von Anfang an nutzen kann.

        2. Krass, ich fand Civ 6 nicht so gut. Allerdings war die Release-Version auch unterirdisch, habe es daher nie mit DLC oder so gespielt. Die Ausgestaltung der Distrikte fand ich im Detail etwas nervig, weil man im Prinzip zum Spielstart erstmal 30 Minuten Schilder aufstellen muss zur Planung 😀

          Das mit den Distrikten ist übrigens aus Endless Legend geklaut. Heute noch ein gutes und stimmungsvolles Spiel, die Kämpfe sind allerdings in Rundentaktik (gekämpft wird auf den Hexfeldern der Weltkarte, wo sich die Armeen treffen).

          Sehr empfehlenswert, dazu mit guter KI, ist Age of Wonders 4. Allerdings mit Rundentaktikkämpfen auf Schlachtfeldern. Die kannst du auch auswürfeln lassen. Gibt aber keine Distrike, zwischen den Regionen gibt es aber Synergieeffekte. Gewisse Synergieeffekte in den Regionen gibt es in Millennia und Ara, letzteres bekam gerade einen wichtigen Patch.

          Sehr empfehlen kann ich Old World. Absolut hervorragende KI, Synergieeffekte zwischen Regionen. CK3-like gibt es auch Charaktere. Das wäre vielleicht ein Brückenspiel zu CK3 😉

          Ja, die PDX-Spiele spielen sich komplett anders als Civ. Und untereinander sind sie auch nochmal komplett unterschiedlich.

          1. Ich habe Civ6 im Sale irgendwann nach Release gekauft und beide Addons dann später auch im Sale. Beide Addons – Gathering Storm und Rise and Fall – machen das Spiel erst richtig komplett und ausgewogen und bringen eine Menge neuer Einstellmöglichkeiten für Sessions mit.

            Ich komme eher aus der Richtung Rundentaktik/Rundenstragie, also Xenonauts, Civilization, Colonization, Ufo Enemy, HoMM und co. Echtzeitstrategie stresst mich leicht denn da passiert zu schnell zuviel auf einmal, während ich in jeder Runde mir Zeit lassen kann und jede Aktion genau planen kann.

            Auch aller stressigen Widrigkeiten, an Stellaris habe ich dennoch ein bisschen Gefallen gefunden.

          2. Ja, nach Release war bei Civ 6 sicher besser. Man bekam ja nichtmal die Info, was gerade fertiggestellt worden ist. Denke, die Addons rbauche ich doch auch irgendwann mal, ist sonst eine Bildungslücke.

            Alle von dir genannten Titel Spiele und liebe ich 😀 Bzw. bei Xenonauts so wirklich erst Teil 2. Für Colonization stand ich extra früh vor der Schule auf und HoMM war ein Grund für meinen ersten eigenen PC 😀

            Dass Stellaris Spaß macht, freut mich 🙂 Da werden auch bissi Inhalte kommen 🙂

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