Combat Mission: Battle for Normandy (mit Gewinnspiel)

Battle for Normandy Teaser

Der Artikel „Spiele-Check: Combat Mission – Battle for Normandy – Mehr Taktik geht kaum“ erschien zuerst am 8. Juni 2023 auf www.gamersglobal.de als User-Inhalt unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0 DE DEED. Es erfolgten kleinere Anpassungen und Aktualisierungen.

Slitherine Gewinnspiel Steam-Key #09

Mit diesem aktualisierten „Re-Release“ eines meiner älteren Artikel kommen wir zur vorletzten Gewinnspiel-Aufgabe:

Welches Spiel würdet ihr unglaublich gerne ausprobieren, seid wegen der erwarteten Komplexität aber bislang davor zurückgeschreckt?

Wenn ihr einen passenden Kommentar hinterlasst, nehmt ihr an der Verlosung Teil und habt die Chance, den Steam-Key zu einem zufälligen Slitherine-Spiel zu gewinnen! Eure Kommentare werden bis einschließlich 24.07.25 berücksichtigt.

Einleitung

Ursprünglich erschien das Wargame Combat Mission: Battle for Normandy (CMBN) bereits am 17.05.2011. Wie alle Serienteile setzt es auf die CM-Engine, die immer wieder geupdated wird (Serienteile ab CM2 profitieren davon; die für 2024 erwartete neue Engine ist noch nicht erschienen). Zwischenzeitlich sind mit Market Garden, Commonwealth Forces, Battle Pack 1 und Battle Pack 2 vier Erweiterungen erschienen. Anlässlich des am 28.03.2023 über Slitherine erfolgten Steam-Releases sowie angefixt durch die Demo und Twitcher DerHobbygeneral, ein Let’s Play ist für euch unten eingebunden, habe ich mich auf Zeitreise in die Bocage-Landschaft Frankreichs begeben. Ursprünglich waren alle Combat-Mission Spiele von Entwickler Battlefront im Selfpublishing erschienen. Der Schritt zu Slitherine und Steam dürfte die Reihe etwas mehr ins Licht der Öffentlichkeit gerückt haben.

Am 27. August 2024 kündigte Slitherine sogar die Übernahme von Battlefront einschließlich des ganzen Teams ein. So wurde das zu Slitherine gehörende Matrix Games „The New Home of Combat Mission„. Grund genug, dass ich Combat Mission zumindest mit diesem aus dem Archiv geholten Artikel in der Themenwoche platzieren möchte. Trotz Nische und hohem Anspruch hat die Nische eine bemerkenswerte und loyale Spielerschaft: Zum Zeitpunkt der Übernahme hatte Battlefront mit seinen über 20 Produkten über eine Million Kopien in 25 Jahren verkauft.

Mehr Sein als Schein

Vorwarnung: Die Combat Mission-Reihe ist kein Eye Candy. Lasst euch als Genre-Freund aber nicht abschrecken, denn hinsichtlich des militärtaktischen Simulationsanspruchs dürfte Combat Mission der Platzhirsch sein. Nehmt die Grafik, als das was sie ist: Die gut lesbare visuelle Darstellung dessen, was auf dem Schlachtfeld passiert. Und da spielt schließlich die Marschmusik!

Mit dem Handbuch in der Hand

Nach rund sieben Stunden in den zwei Tutorial-Kampagnen, angeleitet durch das Handbuch, war ich halbwegs Combat Ready. Das weiterführende Handbuchstudium ist aber Pflicht. Weitere Hilfe gibt es bei Community-Gurus wie Usually Hapless auf Youtube sowie dem Discord-Server von Slitherine.

In den Missionen müsst ihr mal eine Stellung halten, mal eine Stadt säubern, mal evakuieren. Eigene und zugefügte Verluste fließen in die Bewertung ein. Die Missionen bewegen sich auf Zugebene (40-50 Soldaten) bis zur Batallionsebene mit hunderten Soldaten. Dazu kommen Fahrzeuge und Panzer oder Panzerabwehrkanonen. Ihr könnt in Echtzeit spielen, der Standard ist jedoch der WEGO-Rundenmodus: Zunächst gebt ihr euren Einheiten Befehle. In Deckung gehen? Rennen? Minenfelder markieren? Artillerieschläge ordern? Dann werden sie eine Minute lang ausgeführt, wobei ihr nicht eingreifen könnt.

Die Pixeltruppen führen allerdings nicht stur ihre Befehle aus, sondern agieren halbautonom, kauern sich etwa verängstigt zusammen, bleiben stehen und erwidern das Feuer oder laufen weg, wenn zu viele Kameraden gefallen sind. Die Missionen dauern zwischen 30 und 90 (mit DLC 120) Minuten. Da ihr auch planen und Befehle geben müsst, dauert eine Mission aber deutlich länger. Zumal ihr die Replay-Phase, gerade bei großen Schlachtfeldern, mehrfach anschauen solltet.

Taktik-Talent

Die taktische Tiefe ist enorm. Ihr müsst letztlich alle Grundregeln der Gefechtsführung beachten. Beispielsweise sollte eine Gruppe oder ein schweres Maschinengewehr Deckungsfeuer geben, wenn Andere vorrücken, denn geratet ihr in einen Feuerüberfall, werden eure Pixeltruppen ruckzuck weggemäht. Mörser und Artillerie, später sogar Flugzeuge, werden über Funk gerufen, wozu der Funker eine Sichtlinie zum Ziel benötigt – oder zu einem in manchen Missionen vorhandenen Target Reference Point. Bis ein Artillerieschlag kommt, dauert es einen Moment. Mörser wirken alternativ direkt auf Ziele.

Wird ein Feind erkannt, kann diese Information verbal, über Zeichen oder Funk an andere Einheiten weitergegeben werden. Sichtlinien und das Erkennen von Feinden sind ein extrem wichtiges Spielelement. Die Moral von Einheiten fällt, wenn sie nicht mehr in Reichweite ihres Anführers sind. Mit gewaltsamer Aufklärung (Recon By Fire), also etwa dem Ballern auf Häuser, in denen ihr Feinde vermutet, könnt ihr Reaktionen hervorrufen und euch das Leben erleichtern. Eure Pioniere sprengen Durchlässe in dichte Hecken und Mauern, erschließen euch so neue Wege, und markieren Minen. Mit Fahrzeugen lassen sie sich schnell verlegen. Hand- und Rauchgranaten fehlen nicht. Einzelne Einheiten teilt ihr auf um mit einer geteilten Gruppe wechselweise vorzurücken oder einen Spähtrupp loszuschicken.

Die Sichtlinie jedes einzelnen Soldaten wird berechnet, so dass es passieren kann, dass manche Soldaten einer Gruppe auf den Feind wirken können, andere aber nicht. Und im Dunkeln ist zwar gut Munkeln, aber man sieht nicht so gut. Schließlich werden sogar die ballistischen Kurven berechnet. Kurz gesagt: Die Simulationstiefe und die sich daraus ergebenden taktischen Möglichkeiten und Erfordernisse sind beeindruckend.

Kampagnen, Szenarios und Community

Wenn ihr bei CMBN Feuer fangt, seid ihr schon mit dem Basisspiel hunderte Stunden versorgt. Vier Kampagnen, 21 Szenarios und Karten für schnelle Schlachten mit selbst zusammengestellten Verbänden bringen eure Freizeit ans Limit. Ihr agiert im Juni und August 1944 sowohl auf Seiten der Amerikaner als auch der Deutschen, beginnend mit dem Angriff auf Utah Beach. Die Missionen sind historisch oder an historische Ereignisse angelehnt. In den Kampagnen kämpft ihr immer mal wieder mit den gleichen Verbänden (oder teilt euch Artillerie und deren Munition!). Verluste werden übernommen! Der Schwierigkeitsgrad ist ziemlich hoch, so dass ihr am besten mit den Szenarios übt. Nachschub liefert zudem die Community, die mit dem Editor sehr aktiv war.

Fazit

Einstiegshürden und Einarbeitungsaufwand sind hoch, die Grafik ist kein Zugpferd. Der Aufwand lohnt sich jedoch, denn so öffnet sich die Welt eines extrem realistischen Militärtaktik-Simulators, der viele Stunden fesseln kann und in dem ihr ständig neue Erkenntnisse gewinnen und neue Taktiken erproben könnt. Dank der Engine-Gemeinsamkeit fällt dann auch der Einstieg in andere Serienteile leichter.

Technisch lief alles einwandfrei. Die anfangs umständlich wirkende Steuerung geht dank der Hotkeys schnell gut von der Hand. Ich würde mir aber zum Beispiel einen simplen „Feuer halten“-Button wünschen, statt einen niedrigen Wirkbereich festzulegen, um zu verhindern, meine Position zu verraten. Die KI hinterließ einen ganz guten Eindruck. Als Angreifer tut sie sich zwar etwas schwer, verteidigend weicht sie aber schonmal nach hinten aus. Die Besonderheit von Battele for Normandy ist sicher die Bocage-Landschaft, deren Hecken als Deckung und Hindernis eine besondere Rolle spielen.

CMBN ist für mich eine spielerische Offenbarung, die mit ihren Alleinstellungsmerkmalen auch Jahre nach dem ursprünglichen Release noch punktet. Da es aber ein sehr spezieller Titel ist, empfehle ich euch erstmal die Demo (leider mit Vorgängerengine) kombiniert (!) mit Tutorialvideos auszuprobieren. Und vielleicht packt es euch dann ebenfalls!

Im September 2023 startete übrigens das große Combat Mission – Grand Tournament, an dem ich ebenfalls teilnahm. Bislang sind nur Inhalte zu Combat Mission: Red Thunder auf meinem Kanal, aber auch in Battle for Normandy hatte ich spannende Gefechte, Inhalte werden folgen. Allerdings fand ich die Spielzeit für die per PBEM ausgetragenen Runden doch sehr knapp bemessen, so dass es sehr schwierig war, Runden auch wirklich zu beenden. Durch die Übernahme durch Slitherine setzt Combat Mission übrigens auf das dort vorhandene, sehr gute Turniersystem für den Multiplayer. Die Umstellung hierauf und die Portierungen auf Steam sind ein Grund, weshalb sich die neue Engine verzögerte. Sowohl zu den DLC als auch zum Multiplayer möchte ich alsbald auch noch einen Artikel schreiben; falls ihr Lust auf eine PBEM-Partie in einem der Titel habt, lasst es mich wissen!

  • Runden/Echtzeittaktik
  • Einzel- und Mehrspieler
  • Für Profis
  • Preis: 58,99 Euro auf Steam, 52,99 Euro bei Matrix Games
  • In einem Satz: Anspruchsvolle und realistische Militär-Taktik, die ihre Stärken auf dem Schlachtfeld ausspielt.
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Über Vampiro

Variety Gamer seit Crystal Castle auf dem Atari 2600 Junior. Mein Herz schlägt besonders für Strategie, Taktik, Wargames und Aufbau nebst allen Untergenres (wie Taktik-RPGs ;-) ).

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15 Comments on “Combat Mission: Battle for Normandy (mit Gewinnspiel)”

  1. Solaris, weil Herr Graf das ja jedes mal erwähnt, wie toll das ist. Aber dann fällt mir wieder ein, dass es ja ein typisches Paradox Spiel ist und daher wirds auch nie angefasst.

    1. Wobei die großen Paradox-Spiele trotz ich sage mal einer gewissen Grundähnlichkeit sich SEHR verschieden spielen. Darum mag auch nicht jeder alle. Die Zugänglichkeit ist, gerade seit CK3, denke ich ein bisschen gestiegen. Kann ich aber gut verstehen, nachvollziehbarer und interessanter Pick 🙂

  2. Wenn es um Slitherine Games geht, würde ich Panzer Corps 2 gern ausprobieren, habe dazu auch schon einen Steam Key und es liegt bei mir in der Bibliothek (nein das soll jetzt keine Ausrede dafür sein daß ich das vergessen habe :-D)

    Stellaris von Paradox spiele ich bereits. Weil es eher mechanisch ist, wirkt das für mich zugänglicher als Crusader Kings 3 oder EU4. Letztgenanntere von Paradox würde ich gern auch ausprobieren, habe mich aber bisher noch nicht so rangetraut bzw die Basisspiele zu kaufen.

    1. Panzer Corps 2 bin ich gespannt, wenn du es gemacht hast 🙂

      EU4 ist auch sehr mechanisch, ich würde sagen mindestens so mechanisch wie Stellaris, tendenziell sogar mechanischer (weil man z.B. Stellaris auch RPGig spielen kann). Da reicht das Basisspiel und dann z.B. mal ein Abo um alles auf einmal auszuprobieren. Aber es kommt ja auch bald EU5. Das dürfte komplex und zugänglich werden. Das wäre dann vllt was.

  3. Zu Victoria 3 schaue ich unheimlich gerne Let’s Plays, bin aber auch immer irgendwie froh, dass da jemand zockt, der weiß, was er tut. ; )
    Auch wenn mich der Ansatz sehr interessiert und Paradox da erfreulich engagiert die Mechaniken weiterentwickelt, überwiegt noch der Respekt vor der Komplexität des Titels.

    1. Victoria 3 zumindest schauen, ist eine sehr gute Wahl 🙂 Tolles Spiel.

      Spannend, dass Paradox jetzt schon zweimal gepicked wurde 🙂

  4. Bei mir ist es Ark. Es ist zwar nur ein Survival Game aber man muss soviel beachten beim Dinos züchten etc. dazu fehlte mir die Zeit.

    1. Wow, das kann ich total verstehen. An Survival-Spiele hatte ich gar nicht gedacht. Aber ich denke jetzt an meine 98 Stunden mit der Release-Version von Conan. Da muss man zwar nicht züchten, aber ein echter Zeitfresser ist es auch. Cooler Pick!

      1. Ich hab ARK Survival zwischen 2017 (Beta) und 2020 ziemlich häufig gespielt und meinen Spaß. Allerdings leider nur im Singleplayermodus.

        Auf öffentlichen Multiplayer Servern habe ich nie fuß gefasst als arbeitstätiger Gamer. War ich wegen Schichten mal einen oder mehrere Tage nicht online, waren alle meine Dinos gekillt und alles andere, was ich mir baute kaputt gemacht, schade eigentlich, das hat mir das Multiplayer in dem Game etwas versauert, obwohl tolles Spiel.

  5. Zwei Vorschläge aus dem Plenum nehme ich gleich direkt auf, auch wenn es sich bei beiden (glaube ich) nicht um slitherine Titel handelt.

    Europa Universalis – Hier habe ich mal mit einer Ureinwohnerkampagne bei den drei großen Seen Nordamerikas angefangen und hab gar nicht gecheckt, was ich nun machen müsste, und ob das gut sei, und wurde dann schon nach ein paar runden in der Pfeife geraucht.

    Dwarf Fortress – hier habe ich ab und zu mal bei Nilfraß über die Schulter geschaut, wie er ein Gerugon (glaube ich) – Let´s Play dazu konsumierte. scheint schon eine tolle und wuselige Sim zu sein 😀

    Ich hab gefühlt aber zu wenig Zeit mich da reinzufuchsen.

  6. Wie schon vorhin angerissen, habe ich mir Anfang des Jahres im Sale War in the east 2 für 50 Euro gekauft und war von der Komplexität wie zu Erwarten etwas abgeschreckt und habs seitdem nicht mehr wirklich angefasst.

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