Clash of Heroes

Es kommt mir vor, als wäre Clash of Heroes erst gestern erschienen, dabei ist es tatsächlich schon zwölf Jahre her. Ein guter Zeitpunkt, um einem meiner Lieblinge zum Geburtstag zu gratulieren.

Es gibt wenige Spiele, die mich so lange und stetig in meinem Gamer-Leben begleitet haben. Und es gibt noch weniger Spiele, die ich auf so vielen Plattformen über die Jahre hinweg so oft durchgespielt habe, wie diesen Rundenstrategie-Titel. Might & Magic – Clash of Heroes ist für mich ein treuer Wegbegleiter.

Heute vor genau zwölf Jahren erschien die ursprüngliche Fassung in den USA. Kurz darauf, es muss 2010 gewesen sein, habe ich das Spiel für meinen damals häufig genutzten Nintendo DS entdeckt. Und obwohl mich die Optik doch zunächst etwas abgeschreckt hatte, konnte mich das Gameplay direkt in den Bann ziehen. Auch die Spieleveteranen thematisieren Clash of Heroes in ihrer neuesten Ausgabe und denken wohlwollend daran zurück, auch wenn sie die zeitlose Genialität nicht vollumfänglich erkannt haben.

Zugegebenermaßen ist der Anfang der Kampagne etwas zäh. In einigen Tutorial-Kämpfen bekommt ihr die Grundzüge des Spiels beigebracht, während Dämonen in das Land einfallen und die späteren Protagonisten durch ein Portal flüchten. Ich gebe zu, die Geschichte ist für mich so belanglos, dass ich quasi jeden Dialog so schnell wie möglich übersprungen habe. Worum es genau geht? Wen interessiert’s? Ich spiele das ja nicht wegen der Story. Übrigens ganz zum Unverständnis meiner Tochter, die jede einzelne Dialogzeile in sich aufsaugt, aber was weiß die schon?

Wie spielt man Clash of Heroes?

Und damit kommen wir zum eigentlichen Kern des Spiels: den Kämpfen. Man kann es grob als eine Mischung aus einem Gefecht zwischen zwei Fraktionen wie zum Beispiel in Magic – The Gathering und einem Match-Three-Spiel wie Bejeweled beschreiben. Auf der unteren Seite des Bildschirms seht ihr eure Einheiten, auf der oberen Seite die eures Gegners. Jetzt geht es darum, dass ihr eure Figuren auf bestimmte Weise anordnet. Stehen zum Beispiel mindestens drei kleine Kämpfer der selben Art untereinander, bilden Sie eine Angriffsformation. Bei mindestens drei gleichen Recken nebeneinander wird eine Mauer gebildet, die die gegnerischen Truppen blockieren soll.

Das eigentliche Ordnen passiert entweder durch Verschieben der untersten Einheit einer Reihe in eine andere Reihe mit einem leeren Platz oder durch das Löschen von einzelnen Mitstreitern innerhalb einer Reihe. Ihr habt in einer Runde meistens drei Aktionen frei, dann darf euer Gegner handeln. Wenn euch die Figuren auf dem Schlachtfeld ausgehen, dürft ihr für einen Aktionspunkt auch Nachschub anfordern. Sobald ihr eure Angriffsformation aktiviert habt, braucht diese eine bestimmte Anzahl von Runden, damit sie automatisch Richtung Feind marschiert. Wenn Sie durch Gegner und Mauern durchkommt, verursacht sie eurem Gegenspieler Schaden. Wenn ihr seine Lebenspunkte auf Null reduziert, habt ihr die Schlacht gewonnen.

Das ist aber längst nicht alles, so gibt es zum Beispiel auch große Helden, die vier Felder einnehmen und zum Aktivieren vier gleichfarbige kleinere Kämpfer unter sich benötigen sowie weitere Spezialregeln, die das Spiel bis zum Ende spannend halten. Außerdem bietet Clash of Heroes fünf Fraktionen, die alle unterschiedliche Einheitentypen besitzen. So spielt ihr über die Kampagne hinweg Elfen, Menschen, Untote, Dämonen und Magier. Weitere Variationen bringen die Artefakte, die ihr im Laufe des Spiels findet und die euch einen entscheidenden Vorteil im Kampf bringen können.

Abgerundet wird das Spielerlebnis mit optionalen Puzzle-Herausforderungen, in denen ihr in einer fest vorgegeben Zeit ein bestimmtes Kampfszenario lösen müsst und mit Kopfgeldaufträgen, die euch durch Besiegen von besonderen Gegnern helfen, euren Goldbeutel zu füllen. Mit dem Gold könnt ihr weitere Spezialeinheiten anwerben und mit den Erfahrungspunkten, die ihr nach den Siegen erhaltet, werden sowohl eure Protagonisten als auch eure Mitstreiter mit der Zeit stärker. Die Oberwelt, auf der ihre eure Helden bewegt, ist zwar größtenteils trivial, beherbergt aber hier und da mal ein Geheimnis oder auch das eine oder andere Rätsel.

Beide Helden sind noch nicht besonders stark. Die Elfenprotagonistin wird von Feuerbällen des Dämonengegners malträtiert.

Und was ist daran so faszinierend?

Die abwechslungsreichen Kämpfen werden aus meiner Sicht nie langweilig und lassen sich schnell auch mal Zwischendurch spielen, wenn man nur eine halbe Stunde Zeit hat. Da eure Einheiten zufällig auf das Schlachtfeld gewürfelt werden, habt ihr immer eine andere Ausgangssituation. Schön ist auch, dass viele Taktiken, insbesondere in Kombination mit den Artefakten und der Auswahl der richtigen Spezialeinheiten, zum Erfolg führen können. Mit der Zeit bekommt man ein Auge dafür, ob es vielleicht sinnvoll ist, eine Einheit zu entfernen und somit eine Kombo auszulösen, die weitere Aktionspunkte generiert oder ob man Einheiten für einen Angriffsbonus gleichzeitig aktivieren lässt und noch vieles mehr.

Da der DS ja schön handlich ist, habe ich also hier und da mal etwas gezockt, sei es auf der Couch, im Bett, auf dem stillen Örtchen… so kam ich relativ schnell auf 30 bis 40 Stunden Spielzeit, in der ich alle Gegner besiegt, alle Rätsel gelöst, alle versteckten Einheiten gefunden und alle Artefakte eingesammelt hatte. Und dann? Habe ich einfach wieder von vorne angefangen…

…bis ich mir eine Playstation 3 zugelegt habe. Als erste Amtshandlung habe ich mir im PSN das HD-Remake zugelegt und wieder einige Stunden damit verbracht. Zum ersten Mal auch sowohl im Online-Multiplayer als auch Eins-gegen-Eins an der Konsole mit besagter Tochter, die mich gemeinerweise während der Kämpfe immer wieder mit belanglosen Details zur angeblich interessanten Geschichte abgelenkt hat. Diese Version ist mir bis heute die Liebste geblieben und so wird das Spiel auch heute noch gestartet, um mal schnell ein Offline-Duell zu spielen, sei es gegen die KI oder gegen menschliche Gegner.

Auch die Steam-Version ist irgendwann in meiner Bibliothek gelandet, sie ist allerdings die Fassung, die ich am wenigsten gespielt habe. Vermutlich, weil ich mich für so eine Art Spiel lieber auf die Couch als an den Schreibtisch begebe. Schön fand ich ebenfalls die Android-Umsetzung, die mit einer gut gelungenen Touch-Steuerung ausgestattet wurde.

Die Geschichte wird zwischen den Kapiteln in kurzen Comic-Sequenzen weitererzählt. Nehme ich an, da ich ja die Texte nicht lese.

Klingt gut! Wo kann ich Clash of Heroes kaufen?

Falls ihr einen noch funktionstüchtigen Nintendo DS besitzt und einmal die Ursprungsfassung erleben möchtet, findet ihr ein gebrauchtes Modul für etwa 20 Euro im Internet. Die Steam-Version kostet regulär rund zehn Euro, ist aber auch häufig reduziert erhältlich. Schlechter sieht es da schon mit den PSN- und Android-Versionen aus, die aus den jeweiligen Shops wohl verschwunden sind. Zu den Xbox-360- und iOS-Umsetzungen kann ich leider nichts sagen, fürchte da aber ein ähnliches Schicksal.

Abschließend bedanke ich mich für zwölf Jahre tolle Unterhaltung und freue mich auf die nächsten zwölf. Schade, dass das Spiel nie so erfolgreich wurde, dass es einen Nachfolger hervorgebracht hat. Mit Grindstone haben die Entwickler von Capybara Games vor kurzem immerhin ein nettes Spiel hervorgebracht, das sich auch ganz gut spielt, aber leider nicht die Klasse von Clash of Heroes erreicht. Ich werde es jedenfalls weiterspielen und habe auch schon die nächste Generation damit angesteckt, die dann hoffentlich weitere Generationen damit ansteckt und das Spiel unsterblich werden lässt.

Meine persönliche Wertung: [rating stars=”4.0″]

Me and the Demon-Boys (and -Girl and -Dog).

(Dieser Beitrag erschien zuerst am 1. Dezember 2023 auf GamersGlobal)

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Über TheLastToKnow

Adventure-Fan aus dem Ruhrpott, groß (aber nicht erwachsen) geworden mit den SCUMM-Adventures in den 1990er Jahren. Spürt immer wieder kleine Indie-Perlen auf und zerrt sie ans Tageslicht.

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