Der Beitrag “Spiele-Check: Chronique des Silencieux – Detektivspiel in Südfrankreich” erschien zuerst am 10.02.2024 auf GamersGlobal als User-Inhalt unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0 DE DEED.
Die Herkunft von Chronique des Silencieux zu erraten, ist keine große Herausforderung. Spätestens in Kombination mit dem Namen Pierre Feuille Studio sollte klar sein, dass wir es hier mit einem Spiel aus Frankreich zu tun haben. Glücklicherweise haben die Entwickler dem komplett französisch vertonten Spiel noch eine englische Text-Übersetzung hinzugefügt, sonst wäre die Sprachbarriere (wohl nicht nur für mich) zu hoch gewesen. Vermutlich hätte eine Übersetzung des Titels auch nicht geschadet, zumindest hätte ich bei „Chronicle of Silence“ oder „Chronik des Schweigens“ nicht immer nachschauen müssen, ob ich es richtig geschrieben habe.
Im Juni 2023 konnte Chronique des Silencieux auf Kickstarter etwas über 16.000 Euro einsammeln. Fast pünktlich (geplant war Dezember 2023) lieferte das Pierre Feuille Studio jetzt das fertige Detektivspiel ab. Es ist ihr Erstlingswerk und wird direkt von ihnen vertrieben. In diesem Artikel verrate ich euch, ob ich mit der englischen Version in die Rolle eines französischen Detektivs abtauchen konnte.

Le détective débutant
Wir befinden uns im Südfrankreich der 1970er Jahre. Ihr spielt den jungen Franzosen Eugène Faury, der nach dem Tot seiner Mutter zu seinem Onkel nach Bordeaux geschickt wurde. Doch anstatt ihn am Bahnhof oder bei der angebenen Adresse zu treffen, erfahrt ihr, dass er im Gefängnis sitzt. Zudem stellt ihr fest, dass er in einem Bordell wohnt. Hier trefft ihr die ersten Charaktere, die für euch später eine wichtige Rolle einnehmen. Und hier beginnt auch eure Detektiv-Arbeit. Euer erster Fall dreht sich um euren Onkel, das Bordell und seine Einwohner sowie zwielichtigen Gestalten.
In dieser Einführung werden euch die Mechaniken erläutert, mit denen ihr etwa Personen befragen, Hinweise finden, oder Schlüsse ziehen könnt. Darauf gehe ich später noch etwas ein. Sobald ihr euren ersten Fall gelöst habt, lasst ihr euch in Bordeaux nieder und die Geschichte macht einen Zeitsprung. Fünf Jahre später gibt euch Professor Victor Dousvalon, der euch in den letzten Jahren immer mit Rat und Tat zur Seite stand, den Auftrag, Licht in das Dunkel seiner eigenen Vergangenheit zu bringen. Zusammen mit seiner Tochter Catherine macht ihr euch also auf, Dokumente zu sichten, Personen zu befragen und langsam ein lang gehütetes Geheimnis zu entdecken.

Lost in Translation
Ein Detektivspiel auf englisch zu spielen, bereitet mir eigentlich keine großen Probleme, wenn ich da zum Beispiel an das geniale The Case of the Golden Idol aus dem letzten Jahr zurückdenke. Hier allerdings habe ich das Problem, dass die Übersetzung aus dem Französischen ins Englische an vielen Stellen gelitten hat. Manche Dinge habe ich erst nach mehrmaligem Lesen verstanden, manche schienen mir komplett falsch übersetzt. Zusammen mit einigen Rechtschreibfehlern macht dies für mich den größten Mangel des Spiels aus.
Denn ein Großteil des Spiels besteht aus Lesen von Dokumenten sowie Aufzeichnungen von Gesprächen. Hier müsst ihr Widersprüche finden und diese markieren, damit ihr die betroffenen Personen damit später konfrontieren könnt. Außerdem könnt ihr Schlüsse ziehen, indem ihr Beweisstück A und Beweisstück B gegenüber in ein Schloss legt und in die Mitte ein Verb auswählt.
Leider kann dies auch, trotz des integrierten Hilfesystems in verzweifeltem Ausprobieren enden, bei dem manchmal der Groschen selbst nach dem Lösen nicht so recht fallen will. Dies führe ich vor allem auf die Übersetzung zurück.
An der grafischen Präsentation habe ich nichts auszusetzen, sie passt mit ihrem frankobelgischen Comic-Stil gut zum Setting. Die Zwischensequenzen sind liebevoll gestaltet und die französische Sprachausgabe unterstreicht die Atmosphäre. Ich bin zwar kein großer Freund der isometrischen Ansicht von schräg oben, sie hat mich aber auch nicht groß gestört.
Die Maussteuerung war teils etwas hakelig, alternativ wäre auch eine WASD-Steuerung möglich gewesen. Ich habe das Spiel allerdings ausschließlich auf dem Steam Deck gespielt und konnte mich daran gewöhnen. Nur die Texte hätte ich mir, trotz Lupenfunktion, manchmal etwas größer gewünscht. Vor allem, da ihr in diesem Spiel wirklich sehr viel lesen müsst.

Fazit
Sehr wahrscheinlich hätte ich mit Chronique des Silencieux als französisch-sprechender Mensch deutlich mehr Spaß gehabt. Mit einer besseren Übersetzung, womöglich sogar noch auf deutsch, würde ich es Detektiv-Spiel-Liebhabern, die vor viel Text nicht zurückschrecken, gerne empfehlen. Im jetzigen Zustand würde ich eher davon abraten. Schade, da hier eigentlich so manch nette Idee drinsteckt.
- Detektivspiel für PC
- Einzelspieler
- Für Einsteiger bis Fortgeschrittene
- Preis: 24,50 Euro
- In einem Satz: Ein im Ansatz interessantes Detektiv-Spiel, das unter seiner mäßigen Übersetzung leidet