Chants of Sennaar

Der Beitrag „Spiele-Check: Chants of Sennaar – Erstklassige Sprachen-Rätselei“ erschien zuerst am 27.09.2023 auf GamersGlobal als User-Inhalt unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0 DE DEED.

Die Prämisse von Chants of Sennaar erinnert ein wenig an den biblischen Turmbau zu Babel und die einhergehende „Babylonische Sprachverwirrung“, denn auch im neuesten Werk des französischen Entwicklers Rundisc (Varion) geht es um die Sprachbarriere zwischen den Menschen.

Ihr spielt einen einsamen Reisenden, der einen Turm emporsteigt und dabei mehrere Völker kennenlernt, die alle ihre eigene Sprache entwickelt haben und nicht miteinander kommunizieren können. Grob gesagt ist euer Ziel, die Spitze des Turms zu erreichen. Die Besonderheit dabei ist die Art und Weise, wie das geschieht und was ihr währenddessen anstellt. Was ich damit genau meine und warum mir das großen Spaß gemacht hat, verrate ich euch in diesem Artikel.

Fremder in einer fremden Welt

Die ersten Spielstunden habe ich zusammen mit meiner Frau und meiner Tochter in dieser fremden Welt verbracht. Kurz nach Betreten des Turms finden wir eine verschlossene Tür, einen Schalter und eine Tafel mit Symbolen. Durch Ausprobieren des Schalters sind wir uns sicher, dass die Symbole „Öffne Tür“ und „Schließe Tür“ bedeuten müssen. Damit wir uns das nicht merken müssen, können wir jederzeit die Symbole in unserem Notizbuch benennen. Wir gehen durch die Tür und treffen einen Bewohner des Turms. Wir verstehen seine Sprache nicht, aber ein Symbol erkennen wir von der Tafel zuvor wieder. Aus dem Zusammenhang reimen wir uns zusammen, dass wir uns gegenseitig helfen sollen, um Schleusen zu öffnen und so gemeinsam weiterzukommen. Wir tragen unsere vermuteten Übersetzungen bei den Symbolen in unser Notizbuch ein und spielen weiter.

Nach einer gewissen Zeit, in der wir einige Symbole gesammelt haben, wird zum ersten Mal unser Wissen abgefragt: Eine Notizbuchseite mit Zeichnungen erscheint, und wir sollen zuordnen, welche Symbole dazu passen. Dies gelingt, und unsere Vermutungen werden bestätigt. Nun können wir sicher sein, die richtige Übersetzung für diese Symbole gefunden zu haben. Das Spiel findet im Verlauf immer mehr Möglichkeiten, um uns die Sprache dieses Volkes nahezubringen, aber wir müssen besonders gut aufpassen und auch hier und da ein zweites oder drittes Mal den Gesprächen der Bewohner lauschen. Irgendwann haben wir es geschafft und die Sprache des Volkes vollständig übersetzt. Allerdings fängt das Spiel hier erst so richtig an…

Ein schönes und herausforderndes Erlebnis

Das Gameplay hat mich positiv überrascht. Der Schwierigkeitsgrad ist allerdings nicht ohne, denn mit der Zeit werdet ihr auch die Sprachen der anderen Völker übersetzen müssen. Manche haben Besonderheiten wie etwa eine andere Satzstellung, die ihr berücksichtigen müsst. Es wird von euch stets höchste Konzentration gefordert, denn wenn ihr mehrere Symbole hintereinander nicht versteht, kann das schnell zu einem frustigen Erlebnis werden. Ihr werdet zwar zunächst hauptsächlich damit beschäftigt sein, die Sprachen zu entschlüsseln, aber das ist längst nicht alles, was euch geboten wird. So findet ihr zum Beispiel Teleporter, die euch zwischen den Abschnitten des Spiels befördern können, müsst in (relativ leichten) Schleichpassagen euer Geschick unter Beweis stellen, könnt optionale Minispiele gegen die Bewohner des Turms spielen, und so einiges mehr. „Echte“ Adventure-Rätsel werdet ihr hier zwar kaum finden, aber Chants of Sennaar setzt spätestens im letzten Viertel spielerisch und erzählerisch trotzdem noch einen drauf. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Vielleicht noch eins: Es lohnt sich, ein „New Game+“ zu starten!

Optisch und akustisch ist dieses Rätselspiel aus meiner Sicht besonders gut gelungen, anhand der Screenshots könnt ihr schon den ungewöhnlichen, aber äußerst passenden Grafikstil bewundern. Es ist komplett in 3D gehalten und streut immer mal wieder interessante Kameraperspektiven und auch nette Kamerafahrten ein, ohne dabei störend zu werden. Die Steuerung per Gamepad ist intuitiv und ließ bei mir keine Wünsche übrig. Auch auf dem Steam Deck lief Chants of Sennar technisch einwandfrei. Schön auch, dass sich der Fremde in einem angenehm schnellen Tempo durch den Turm bewegt.

Fazit

Was für ein Erlebnis! Chants of Sennaar ist neu, innovativ, schwierig, aber auch ungeheuer motivierend. Es wird euren Gehirnwindungen alles abverlangen, euch aber auch immer wieder für eure Lösungen belohnen. Ich habe insgesamt 14 Stunden mit dem Spiel verbracht, und hätte sogar Lust, noch weiter in den Turm abzutauchen, um die restlichen verbliebenen Geheimnisse zu finden.

Die Geschichte ist zwar nicht besonders komplex, trotzdem fand ich (ohne zu viel verraten zu wollen) das Ende des Spiels fantastisch gemacht, und das sage ich selten bei Spielen. Zuletzt wurde ich bei The Case of the Golden Idol so gefordert, auch wenn sich beide Titel schwierig miteinander vergleichen lassen. Die Sprachen zu entschlüsseln fühlt sich aber ähnlich befriedigend an, wie die Fälle des Golden Idol zu lösen.

  • 3D-Rätselabenteuer für PC, Playstation 4, Switch, Xbox One
  • Einzelspieler
  • Für Fortgeschrittene und Experten
  • Preis: 19,99 Euro
  • In einem Satz: Innovatives Rätselspiel voller Mysterien mit einer gelungenen Sprachentschlüsselungs-Spielmechanik
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Über TheLastToKnow

Adventure-Fan aus dem Ruhrpott, groß (aber nicht erwachsen) geworden mit den SCUMM-Adventures in den 1990er Jahren. Spürt immer wieder kleine Indie-Perlen auf und zerrt sie ans Tageslicht.

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