Cats and the Other Lives

Der Beitrag “Spiele-Check: Cats and the Other Lives – Einmal Hauskatze sein” erschien zuerst am 21.11.2022 auf GamersGlobal als User-Inhalt unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0 DE DEED.

Die türkischen Entwickler von Cultic Games werden immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben, denn ihr Debüt Stygian – Reign of the Old Ones (zum Tagebuch) hat bei mir einige “spezielle” Erinnerungen eingebrannt, die ich wohl so schnell nicht vergessen werde. Ihr zweites Spiel Cats and the Other Lives ist (glücklicherweise) auf vielerlei Art anders.

Während Stygian ein waschechtes Rollenspiel mit taktischen Kämpfen war, konzentriert sich Cats and the Other Lives auf die Erzählung einer Familiengeschichte mit einem besonderen Kniff: Ihr schlüpft in die Rolle der Hauskatze Aspen, die zwar keine Superkräfte besitzt, aber dennoch auf gewisse Art im Hintergrund die Fäden zieht.

Melancholische Familiengeschichte

Das Spiel beginnt mit dem Ableben eures Herrchens, Bernard Mason. Ihr seid sein einziger Begleiter, als er in seinem großen Anwesen nachts seine Reise in das Totenreich antritt. Die Geschichte umspannt nun drei ereignisreiche Tage und einen kürzeren Epilog, an denen zunächst die Familie des Toten zur Trauerfeier im Mason-Anwesen zusammenkommt, um dem ehemaligen Familienoberhaupt die letzte Ehre zu erweisen und zu planen, wie es mit den Hinterlassenschaften weitergehen soll.

Als stiller Beobachter wird euch schnell klar, dass die Verhältnisse innerhalb der Familie alles andere als harmonisch sind. Im Laufe der Erzählung kühlen sich die Beziehungen der Familienmitglieder sogar noch weiter hinunter, als sich herauskristallisiert, welchem Mysterium Bernard Mason all die Jahre hinterhergejagt ist. Anspielungen auf übernatürliche Mächte dürfen da ebenfalls nicht fehlen.

Eine normale Katze

Der Kater Aspen muss nicht reden oder auf zwei Beinen laufen können. Er braucht keinen lustigen Begleiter oder technische Gadgets. Er ist einfach “nur” eine Hauskatze. Das Spiel fokussiert sich auf das, was echte Katzen ausmacht. Ihr streunt durch das Haus und die nähere Umgebung, schnappt Gespräche auf, lasst euch füttern und kraulen, kratzt an der Couch, spielt mit eurem Spielzeug, jagt Mäuse und Insekten und dreht euch dreimal im Kreis, bevor ihr euch in euer Körbchen legt. Manche Aspekte, wie das Nutzen einer Katzentoilette, wurden allerdings auch ausgespart.

Dies geschieht mit einer einfachen Point-and-Click-Steuerung per Maus. Haltet ihr die linke Maustaste gedrückt, könnt ihr mit Aspen durch die Gegend flitzen. Wenn ihr Hotspots anklickt (für die es im Übrigen keine Anzeigehilfe gibt), zeigt euch der Mauszeiger an, was ihr dort dann anstellt: darauf hüpfen, daran lecken, miauen, und so weiter. Während ihr am Anfang wenig Einfluss auf die Handlung zu haben scheint, ändert sich dies aber mit zunehmender Spieldauer.

Faszinierende Fähigkeiten

Man sagt Katzen nach, dass sie Dinge sehen können, die sich dem menschlichen Auge verschließen. In Cats and the Other Lives ist dies eine eurer wichtigsten Fähigkeiten. In den Räumen des Hauses könnt ihr beobachten und belauschen, was die ehemaligen und aktuellen Bewohner dort in der Vergangenheit gemacht und beredet haben. Diese Fragmente, gemeinsam mit euren aktuellen Beobachtungen, setzen sich dann in eurem Kopf zur Hintergrundgeschichte der Familie zusammen.

In bestimmten Situationen kann Aspen mit Hilfe eines Gegenstands den Geruch des Besitzers aufnehmen und ihn so im Haus aufspüren. Dies erklärt wohl, warum alle Personen in der hübschen Pixelgrafik gesichtslos dargestellt werden. Schließlich sind für Katzen andere Merkmale wichtiger, um die Menschen auseinanderhalten zu können. Auch Geräusche und Gerüche, sowie Bedürfnisse wie Nahrung und Schlaf werden euch zu gegebenem Anlass angezeigt. Das Spiel legt euch dann auch Nahe, dem nachzugehen.

Als Aspen ist es für euch natürlich ein Leichtes, auf dem Dach herumzulaufen, etwa um Krähen zu verscheuchen, oder im Keller mit eingebauter Nachtsicht eine Maus zu jagen. Leider führt dies zu einigen Geschicklichkeitspassagen, in denen ihr eure Samtpfote schnellstmöglich durch die Gegend bugsieren müsst, Gegenständen ausweicht und Hotspots anklickt. Diese Passagen haben mir gar nicht gefallen und hätten aus meiner Sicht optional sein sollen.

Rätsel gibt es im Spiel fast gar nicht. Euch wird fast immer klar sein, wie es weitergeht. Solltet ihr trotzdem einmal festhängen, könnt ihr euch vom Spiel Tipps geben lassen. Als ich diese für diesen Check ausprobiert habe, fand ich sie allerdings meistens nutzlos, da sie nur offensichtliche Dinge wiederholt haben (in der Qualität von “Katzen mögen Laserpointer”).

Fazit

Zu Beginn fand ich die Handlungsfreiheit zu eingeschränkt, weil ich nur an festgelegten Hotspots agieren durfte. Im Laufe der acht Stunden, die ich zum Durchspielen benötigt habe, empfand ich diese Einschränkung aber als positiv für den Spielfluss, sonst hätte ich wohl häufig per Trial-and-Error alle Hotspots abgrasen müssen, damit es weitergeht. Ich konnte mich gut in die Rolle der Katze einfühlen und musste an manchen Stellen böse grinsen, wenn ich absichtlich für Chaos gesorgt habe.

Die Familiengeschichte ist nett inszeniert und beinhaltet interessante Elemente, hat mich aber ehrlicherweise nur am Rande interessiert. Für mich lag der Fokus auf der Katze. Hardcore-Adventure-Fans, die mit Miezen nichts anfangen können und knackige Rätsel erwarten, werden hier nicht glücklich. Wenn ihr über die Geschicklichkeitspassagen hinwegsehen könnt, würde ich das Spiel jedem Fellknäuel-Fan ans Herz legen. Deutsche Texte sind enthalten, eine Sprachausgabe (bis auf wenige Ausnahmen) gibt es allerdings nicht. Der Einführungspreis bei Steam ist bis zum 28. November um 20 Prozent auf 15,60 Euro rabattiert.

  • Catventure für PC
  • Einzelspieler
  • Für Einsteiger bis Profis
  • Preis: 19,50 Euro bei Steam
  • In einem Satz: Story-Adventure für Katzenliebhaber
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Über TheLastToKnow

Adventure-Fan aus dem Ruhrpott, groß (aber nicht erwachsen) geworden mit den SCUMM-Adventures in den 1990er Jahren. Spürt immer wieder kleine Indie-Perlen auf und zerrt sie ans Tageslicht.

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