Das fleißige Berliner Indie-Team Byterockers‘ Games bringt mit Catch me! innerhalb von gerade mal 18 Monaten bereits zum sechsten Mal ein Spiel raus. Bisher flogen all diese Titel unter meinem Radar. Es ist also dringend Zeit für mich, ein Schlaglicht auf die Firma zu werfen und dem jüngsten Spross auf den Zahn zu fühlen. Wenn wir ihn denn erwischen! Catch Me! ist gerade in den Early Access gestartet und ich habe mir mit Zankstellen-Veteran Hendrik kompetente Verstärkung auf das Spielfeld geholt.
Hasch mich! Ich bin der Frühling!
Das Grundprinzip ist schnell erklärt: Auf dem jeweils nur einen Bildschirm großen Spielfeld jagen drei Spieler die vierte Figur, die wiederum Trophäen sammelt. Wird der Gejagte erwischt, ist der Fänger das neue Ziel. Die Regeln klingen also ein wenig wie die Spiele früher auf dem Pausenhof und sind genauso intuitiv. Das Bewegungs-Repertoire ist klein und knackig: Sprünge, Wall-Runs und elegantes Gleiten. Das reicht aber vollkommen aus, um Hektik zu verbreiten. Gerade das Sliden ist ein mächtiges Instrument, um Gegner zu erwischen oder ihnen auszuweichen. Dazu kommen noch Stromschläge, Falltüren und die Eigenheiten der unterschiedlichen Karten. Auf der Steam-Seite erwähnt das Team stolz Katzen, die auf die Gegner geworfen werden. Davon ist beim Early Access-Start allerdings noch nichts zu sehen, die Samtpfoten sollen später nachgereicht werden.
Jede Map hat wie bereits erwähnt ihre eigenen Elemente: Das Londoner Riesenrad ermöglicht radikale Abkürzungen über die Karte. In Griechenland sind nur die Räume des Hauses zu sehen, in dem die eigene Spielfigur läuft und turnt, während von den anderen Gebäuden nur die Außenwände zu bewundern sind. Auf der US-Karte gibt es Druckschalter und Aufzüge, um Abkürzungen zu öffnen oder zu schließen. Und Deutschland hat natürlich die pünktlichste Eisenbahn zu bieten, die quer durch die Karte rast und damit ständig neue Wege schafft. Die einzelnen freispielbaren Figuren steuern sich alle genau gleich und rennen verzögerungsfrei über die Karten. Vorteile hat nur der Spieler, der die Umgebung nutzt und nicht wie ich immer wieder vergisst, dass eine bestimmte Abkürzung gerade nicht aktiv ist. Eine Runde ist normalerweise nach wenigen Minuten zu Ende. Alle Teilnehmer bekommen für erreichte Tages- und Wochen-Aufgaben Punkte gutgeschrieben, um Figuren und Animationen freizuschalten. Dann geht es auch schon wieder auf zur nächsten Runde.
Faule Bots
Der Trainings-Modus bringt euch innerhalb von einer Minute alle Grundlagen bei, indem er euch einen einzelnen Bot jagen lässt. Die Karten können wir in Übungsrunden gegen drei KI-Kameraden erkunden, bevor wir uns in die Königs-Disziplin der Multiplayer-Kämpfe werfen. Falls nicht genügend Gegner zur Verfügung stehen, füllen Bots das Feld bereitwillig auf. Allerdings bewegt sich deren Niveau zwischen Auf-der-Stelle-stehen und Löcher-auf-der-Karte-finden-wo-keine-sind. Einstellungsmöglichkeiten zu ihren Fähigkeiten gibt es bisher leider nicht. Hoffentlich bessert Byterockers’ Games hier noch nach. Finden sich aber genügend Mitspieler, geht der Spaßfaktor gleich nach oben. Ich konnte dazu ein paar Runden mit Hendrik auf den verfügbaren Karten drehen und durfte meinem Pulsschlag beim Hochkochen zusehen. Selbst mit zusätzlich zugeschalteten Bots ist es gleich eine viel spaßigere Angelegenheit, wenn echte Menschen hinter den anderen Figuren stecken. Apropos zugeschaltete Bots: Derzeit existiert noch ein Bug, mit dem sie sich nach einigen Runden aus den Partien verabschieden und nur die menschlichen Spieler noch auf der Karte auftauchen. Sie sind erst nach einem kompletten Neustart des Spiels wieder da.
Ein Austausch unter den Spielern findet weder per Chat noch per Mikrofon statt. Ist natürlich bei dieser Konstellation, in der jeder für sich alleine kämpft, nicht nötig. Trotzdem vermisse ich ein wenig die Atmosphäre von Anno Dunnemal, als sich die Spieler hinter den Tastaturen und Joysticks noch angebrüllt haben. Die Roadmap kündigt dieses Feature für den November 2022 an. Bis dahin schreit jeder Spieler für sich alleine.
Fazit
Die fröhliche Hasch-mich-Hatz Catch Me! leidet momentan noch an der geringen Karten-Auswahl. Dass die Spieler als Belohnung unterschiedliche Charaktere freischalten, ist wegen der zugrunde liegenden Chancengleichheit wohl nur auf mindestens 45 Zoll Bildschirmgröße relevant. Denn dann kann man mehr als nur Farbflecken erkennen. Byterockers‘ Games wird mit zukünftigen Updates zeigen müssen, wie lange das Konzept trägt. Die Roadmap der nächsten sechs Monate bietet ein buntes Sammelsurium an neuen Charakteren, neuen Skills , Animationen und Karten. Steam-Achievements sollen im September parallel zu der oben erwähnten Katze freigeschaltet werden. Ab Januar 2023 stehen Features wie ein Karten-Editor und ein Konsolen-Launch samt Crossplay auf dem Programm. Wenn die Unterstützung der Community so weit trägt. Und das wäre dem Spiel zu wünschen, denn eine Runde zwischendurch macht mit den richtigen Mitspielern jetzt schon richtig viel Spaß.
- 2D-Multiplayer-Jagd
- Einzelspieler, Mehrspieler
- Für Einsteiger bis Profis
- Preis: 4,99 Euro auf Steam
- In einem Satz: Spaßige Mehrspieler-Hatz für Zwischendurch, die auf Dauer eintönig zu werden droht.
Dieses Artikel erschien zuerst am 29. Juli 2022 auf GamersGlobal.de