Burnhouse Lane

Der Beitrag “Spiele-Check: Burnhouse Lane – Todesspirale der Cat-Lady-Macher” erschien zuerst am 02.12.2022 auf GamersGlobal als User-Inhalt unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0 DE DEED.

Das polnische Indie-Studio Harvester Games hatte mit The Cat Lady bereits im Jahr 2012 bewiesen, dass es weder vor expliziter Gewaltdarstellung noch vor komplexen Geschichten mit unangenehmen Themen zurückschreckt. Ziemlich genau zehn Jahre später erscheint nun das ursprünglich als Fortsetzung zu The Cat Lady geplante Burnhouse Lane, in dem die Michalski-Brüder die Geschichte der krebskranken Pflegerin Angie Weather erzählen. Dabei haben sie vor allem grafisch einen ordentlichen Schritt nach vorne gemacht. Doch worum geht es denn eigentlich genau?

Der Tod als ständiger Begleiter

Direkt zu Beginn des Spiels werdet ihr mit eurem unvermeidlichen Schicksal konfrontiert. Der Krebs hat den Kampf gegen euch gewonnen, ihr habt nur noch sechs Monate zu leben. Also nehmt ihr euch ein Seil, bindet es an einen Holzbalken in eurer kleinen Wohnung, steigt auf einen Stuhl, legt euch die Schlinge um den Hals und springt.

Oder etwa doch nicht? War das nur in eurem Kopf? Kaum seid ihr wieder bei klarem Verstand, findet ihr euch auf einem Bauernhof wieder. Eure Agentur hat euch hierher geschickt, um vertretungsweise als Pfleger für den älteren Besitzer des Landguts zu arbeiten. Also bezieht ihr ein kleines Zimmer des Hauses und geht eurer Arbeit nach. Bis ihr eines Tages im Keller des Hauses merkwürdige Geräusche hört. Davon angezogen betretet ihr einen mysteriösen Durchgang, der euch zur titelgebenden Burnhouse Lane führt. In dieser Parallelwelt, die nicht ganz zufällig an Silent Hill erinnert, trefft ihr eine riesige, halb verbrannte Katze, die euch die Heilung eurer Krebskrankheit verspricht. Dazu müsst ihr nur einige Aufgaben für sie lösen…

Spätestens ab hier nimmt die Geschichte Fahrt auf. Euer bevorstehender Tod, aber auch das Klammern an eine mögliche Heilung, bestimmen fortan eure Handlungen. Dabei müsst ihr euch ständig hinterfragen, ob das Erlebte vielleicht nur eurem todgeweihten Verstand zuzuschreiben ist. Ihr werdet euch mit Serienmördern, Vergewaltigern, Monstern und allerlei anderen unangenehmen Zeitgenossen herumschlagen müssen, aber auch immer wieder zu eurem Job als Pflegerin zurückkehren und eurem Gastgeber Sandwiches schmieren. Wie die Geschichte weiter- und ausgeht, hängt nun von euch ab.

Gewohnte Perspektive und Steuerung mit einem neuen Dreh

Wenn ihr Harvester-Games-Titel wie das bereits erwähnte The Cat Lady oder Lorelay gespielt habt, werdet ihr euch in Burnhouse Lane sofort zurecht finden. Das Geschehen findet im gesamten Spiel aus einer seitlichen Ansicht statt und erinnert somit ein wenig an Scherenschnitt-Filme oder an ein Puppenhaus. Ihr bewegt Angie entweder per Gamepad oder Tastatur nach links oder rechts, manchmal auch über Treppen nach oben oder unten, und interagiert mit den hervorgehobenen Hotspots per Knopfdruck. Euer Inventar ist ebenfalls per Kurztaste erreichbar und zeigt euch neben den gefundenen Gegenständen auch noch eure aktuellen Aufgaben und eure besonderen Fähigkeiten an, die ihr im Laufe des Spiels freischaltet. All dies dient dazu, Rätsel zu lösen und in der Geschichte voranzukommen.

Aber auch die Action kommt nicht zu kurz: Sobald ihr euch im wahrsten Sinne des Wortes euren Dämonen stellen müsst, setzt ihr euch mit Waffen wie Axt, Pistole oder Flinte zur Wehr. Durch die Munitionsknappheit und die tödlichen Gegner kommt Survival-Horror-Flair auf. In manchen Passagen dürft ihr auch eure pelzigen Freunde auf vier Pfoten steuern. Als Katze könnt ihr dann zwar nicht kämpfen, aber schnell laufen und weite Sprünge wagen.

Eure Entscheidungen haben Konsequenzen

Wie bei einem Abenteuerspielbuch wird die Geschichte als Konsequenz eurer Handlungen einen etwas anderen Verlauf nehmen. Was macht ihr, wenn euer Bekannter von einem übermächtigen Killer angegriffen wird? Rettet ihr eure Haut oder begebt ihr euch in Lebensgefahr, um ihm zu helfen? Freundet ihr euch mit der arroganten Schauspielerin oder mit dem waffenliebenden Schafshirten an? Wie weit würdet ihr gehen, um euer eigenes Leben zu retten? 

Immer, wenn Angie einen Aschenbecher erblickt, dürft ihr dort rauchend euren Spielstand abspeichern. Spätestens jetzt sollte klar sein, wo ihr Lungenkrebs herkommt. Leider gibt es nur einen einzigen Spielstand, was besonders im Hinblick auf die oben erwähnten Abzweigungen in der Geschichte sehr schade ist. Ihr solltet trotzdem häufig von der Speicherfunktion Gebrauch machen, denn gerade in Kampfbegegnungen führt eine falsche Bewegung zu einem schnellen Bildschirmtod.

Fazit

Burnhouse Lane hat mich auf mehrere Arten positiv überrascht. Es ist das bisher mit Abstand hübscheste Spiel von Harvester Games, glänzt mit einer äußerst spannenden Inszenierung und hat mit zwölf Stunden Spielzeit eine sehr ordentliche Länge für ein Indie-Spiel. Sogar die Plattform- und Kampfpassagen empfand ich als gelungen. Von mir gibt es also eine klare Empfehlung, allerdings solltet ihr ein Faible für Horror-Geschichten und kein Problem mit brutaler Gewaltdarstellung und der Behandlung von unangenehmen Themen haben.

Durch die Abzweigungen innerhalb der Multiple-Choice-Gespräche und euren möglichen Entscheidungen entsteht eine gewisse Wiederspielbarkeit, die eure Spielzeit sogar noch erhöhen kann. Leider gibt es keine deutsche Version, so dass ihr mit englischen Texten und gut vertonter englischer Sprachausgabe vorliebnehmen müsst.

  • Psycho-Horror-Genremix für PC
  • Einzelspieler
  • Für Einsteiger bis Profis
  • Preis: 12,49 Euro bei Steam
  • In einem Satz: Eine ungeschönte Geschichte von Krankheit und Tod, aber auch Freundschaft und Hoffnung
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Über TheLastToKnow

Adventure-Fan aus dem Ruhrpott, groß (aber nicht erwachsen) geworden mit den SCUMM-Adventures in den 1990er Jahren. Spürt immer wieder kleine Indie-Perlen auf und zerrt sie ans Tageslicht.

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