Ein klassisches Geschicklichkeitsspiel im Jahr 2025? Das Genre ist in der Tat selten geworden. Ob sich die Mischung aus Remake und Fortsetzung des 1987er-Spiels Bubble Ghost lohnt, erfahrt ihr im Test.

Titel: | Bubble Ghost Remake |
Erscheinungsdatum: | 27.03.2025 |
Plattformen: | Windows, Switch, PS5 |
Entwickler / Herausgeber: | Nakama Game Studio / Selecta Play |
Bubble Ghost – klingelt da was? Wenn nicht, ist das nicht so schlimm, denn das im Jahr 1987 veröffentlichte und vom damaligen französischen Programmierer Christophe Andréani entwickelte Spiel war nie ein sonderlich großer Hit. Sicher, die Ursprungsversion für den Atari ST bekam gute Kritiken in der damals noch jungen Spielepresse, und der Titel verkaufte sich gerade noch gut genug, um 1989 weitere Portierungen für C64, MS-DOS und Amiga zu rechtfertigen. 1990 folgte mit der Game-Boy-Version die schönste Adaption. Doch danach war es das mit dem Blasen pustenden Geist. Christophe Andréani verließ nach einem Rechtsstreit mit Infogrames die Spielebranche, und dieses obskure Geschicklichkeitsspiel war fortan bestenfalls Connaisseuren der Game-Boy-Spielebibliothek ein Begriff.
Da stellt sich zurecht die Frage, warum die spanischen Indies vom Nakama Game Studio ausgerechnet zu diesem Spiel ein Remake produziert haben. Ganz einfach: Das zugrunde liegende Spielkonzept funktioniert heute immer noch so gut wie damals – was dazu führte, dass Bubble Ghost unter Spieleentwicklern so etwas wie einen Kultstatus erlangte.
Alles neu und doch vertraut
Dieser Tage wird bekanntlich alles geremaked und geremastered, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Manchmal werden den alten Spielen neue Grafiken verpasst, manchmal gibt es Quality-of-Life-Features. Bei Bubble Ghost Remake ist die Sache etwas anders, denn hier haben wir es mit einem komplett neuen Spiel mit neuen Levels zu tun. Der einst namenlose Geist ist nun die Seele des berühmten Erfinders Heinrich von Schinker. Dieser hat sich einst in eine Frau namens Sofia verliebt und sich mit ihr in seinem Schloss voller verrückter Erfindungen niedergelassen. Doch dann wurde er in den Kriegsdienst eingezogen und starb an der Front. Nun kommt Heinrich als Geist in sein altes Schloss zurück und muss feststellen, dass seine Erfindungen außer Kontrolle geraten sind – und zudem haben sich wilde Tiere wie Schlangen und Elefanten in seinem Schloss gemütlich gemacht. Von Sofia fehlt dagegen jede Spur.

Nun liegt es am Spieler, den Geist mit einer mysteriösen Blase durch 40 immer schwieriger werdende Levels zu lotsen. Dabei könnt ihr frei herumfliegen, solltet jedoch nicht zu weit von der Blase wegfliegen. Eure Aufgabe besteht darin, die Blase mit sanftem und kräftigem Pusten durch einen Hindernisparcours zu lotsen. Jede Berührung mit Wänden, Tieren und anderen Hindernissen lässt diese zerplatzen, und ihr fangt noch einmal von vorn an. Während ihr euch an die generelle Steuerung schnell gewöhnt, hatte zumindest ich das Problem, einen schnellen Flow zu entwickeln. Mal pustete ich die Blase zu weit weg, mal nicht weit genug. Hier ein Gefühl zu entwickeln, dauert auf jeden Fall ein paar Levels.
Euch stehen zwei Bedienungsschemata zur Verfügung: Beim ersten Schema fliegt euer Geist passend um die Blase, um diese in die jeweils entgegengesetzte Richtung zu pusten. Befindet sich der Geist also unter der Blase, pustet er diese nach oben; befindet er sich rechts der Blase, pustet er diese nach links und so weiter. Per Tastendruck könnt ihr jederzeit auch in einen Modus wechseln, in dem ihr die Blickrichtung des Geistes per Schultertasten frei drehen könnt. Auch hier hatte ich anfangs meine Probleme zu erkennen, welches Schema nun gerade am besten funktioniert. Richtig zugänglich ist die Steuerung meines Erachtens daher nicht. Und zumindest auf dem PC fehlt mir auch eine echte Maussteuerung wie im Original von 1987. Das Spiel setzt ein Gamepad zwingend voraus, was normalerweise kein Problem ist – aber hier hätte ich mir auch eine Implementierung der alten Maussteuerung gewünscht.



Mitte: Mit der Zeit werden die Levels komplexer
Rechts: Neu sind Levels in denen ihr von einer Fledermaus verfolgt werdet
Habt ihr euch an die Steuerung gewöhnt, dann zieht der Schwierigkeitsgrad auch gut an – genauso wie im Original. Ihr navigiert eure Blase an fiesen Spinnen und umherfliegenden Glühwürmchen vorbei, durch verwinkelte Mauerwerke und Pflanzen, die Projektile abfeuern. Neu sind Levels, in denen euch eine Fledermaus verfolgt und ihr die Blase schnell durch den Parcours navigieren müsst. Optionale, schwerere Levels bieten weitere Herausforderungen, und außerdem gibt es ab und an Bosskämpfe, in denen es ebenfalls darum geht, die Blase zu beschützen.
Das ist alles schön in Szene gesetzt: Die Grafiken sind handgezeichnet und ergeben einen tollen Zeichentrickstil. Die Musik untermalt die gruselige Atmosphäre, und die Zwischensequenzen sind ebenfalls geschmackvoll gestaltet.
Als Bonus sind die 35 Levels aus den Originalversionen enthalten. Diese werden jedoch nicht in den alten Grafiken dargestellt, sondern in der neuen Zeichentrickoptik. Zudem habt ihr die Wahl zwischen drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Beim leichten Schwierigkeitsgrad gibt es ein Checkpoint-System, ihr müsst also die Levels beim Zerplatzen der Blase nicht immer wieder von vorn beginnen. Zudem habt ihr unendlich viele Leben.


Fazit
Klassische Geschicklichkeitsspiele mit handgemachten Levels sind in der heutigen Spielelandschaft zu einer echten Rarität geworden. Es ist schön, mal wieder ein modernes Spiel ohne irgendwelche Upgrades und Erfahrungspunkte zu spielen – und ohne prozedural generierte Levels. Wer sich an die anfangs etwas umständliche Steuerung gewöhnt hat, bekommt hier einen tollen Geschicklichkeitstest mit famoser audiovisueller Präsentation. Dabei wird eure Geduld auf die Probe gestellt, da spätere Levels ganz traditionell immer herausfordernder werden. Für ausgehungerte Genre-Fans ein Pflichtkauf – alle anderen spielen in die ebenfalls erhältliche Demoversion rein!
Sieht schnuffelig aus. Ich glaube, von den angebotenen Systemen würde mich das Spiel auf der Switch am meisten reizen. Es wirkt wie für ein Handheld gemacht.