Assassin’s Creed Shadows ist nun wahrlich kein Indie-Titel und große, ausschweifende Tests gibt es an jeder Ecke. Aber nur bei uns könnt ihr die persönliche Meinung von Jürgen zum neuesten Ableger der Reihe lesen!
Seit vielen Jahren bin ich Fan der Meuchelmörder-Serie Assassin’s Creed. Auch wenn ich bei den neueren Teilen selten alle Enden der Spielwelt erkundet habe, bin ich doch jedes Mal fasziniert. Mal von den Figuren, mal von der Umgebung, mal von der Mechanik, selten von der Geschichte. Ausgerechnet der letzte “große” Serienteil Assassin’s Creed Valhalla hat mich allerdings ratlos zurückgelassen. Nach meinem persönlichen Creed-Höhepunkt Assassin’s Creed Odyssey wurde ich mit den englischen Gefilden einfach nicht warm. Assassin’s Creed Mirage hat mir dann wieder besser gefallen, doch so richtig gezündet hat das Spiel auch nicht. Als angekündigt wurde, dass der nächste Serienteil in Japan spielen sollte, war ich auch nicht besonders glücklich – und hätte mir persönlich gewünscht, dass der gleichzeitig angekündigte nächste Teil Assassin’s Creed Hexe stattdessen vorgezogen wird. Entsprechend voreingenommen habe ich mich Assassin’s Creed Shadows genähert.

Shadows ist der erste “reine” AC-Release der aktuellen Konsolen-Generation. Und er ist groß. Weit über 100 Gigabyte gönnt sich das Spiel von meinem notorisch knappen PS5-Festplatten-Platz. Nun gut, dann spiele ich halt für eine Weile nichts anderes. Was direkt beim Start auffällt: Es gibt nun einen Bereich, in dem die Reihe ab AC Origins dargestellt wird. Ob dies der angekündigte Hub namens Assassin’s Creed Infinity ist? Von hier aus könnte ich auf installierte Teile zugreifen oder kann sie gleich passend im Playstation Store kaufen. Außerdem gibt es natürlich wieder die Möglichkeit, virtuelle Währung gegen schicke Gegenstände oder Skins einzutauschen. Wie ich allerdings an die Währung komme, ist mir schleierhaft. Anscheinend ist der Bereich noch nicht freigeschaltet.

Freigeschaltet ist dagegen natürlich Shadows, das erfreulich flott startet. Gerade im Vergleich zu Odyssey, das erst noch ewig mit Servern Daten austauscht, ist dies eine Wohltat. Und schon bin ich im neuesten Abstergo-Werbefilmchen. Seit Serien-Urzeiten als Templer-Firma bekannt, dient der Hersteller der Animus-Technologie sowohl als Feindbild als auch als Erklärung, warum ich in Erinnerungen meiner Vorfahren rumpfuschen darf. Im Laufe der Jahre hat sich der Einfluss dieser Hintergrundgeschichte immer weiter verflüchtigt – und in Shadows sind – wenigstens in meinen ersten Spielstunden – nur noch Spurenelemente vorhanden. Wozu überhaupt noch ein Gegenwartsbezug hergestellt werden soll, ist mir nicht klar.
Immerhin ist dieser Abschnitt schnell vorbei und ich übernehme die Rolle von Yasuke und damit dem Haudrauf der beiden spielbaren Figuren in Shadows. Erstmals übernimmt der Spieler damit selbst eine historische Figur, während diese in früheren Teilen immer nur Nebenfiguren waren. Da die japanische Geschichte allerdings eine einzige große weiße Fläche in meinem Kopf ist, kann ich das mit der Geschichte sowieso nicht einordnen. Jedenfalls führt Ubisoft die Figur schön ein, bevor sie mir auch schon wieder entrissen wird und ich Naoe übernehme, die den Schleichaspekt der AC-Reihe abdecken soll.

Auffällig ist, dass die ersten Stunden eine sehr geführte Veranstaltung sind. Neben einigen Kämpfen gibt es teils Abschnitte, in denen ich die jeweilige Figur gerade mal ein paar Meter laufen oder kriechen lasse, bevor die nächste Cutscene die Geschichte weitertreibt. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Freiheit gewünscht, denn gefühlt habe ich in den ersten zwei Stunden selber nur eine halbe Stunde das Heft in der Hand – und selbst dann nur in sehr eingeschränkten Gebieten. Doch dann nimmt die Sache langsam Fahrt auf und ich kann damit beginnen, die Welt frei zu erkunden.
Dabei sind viele Mechaniken wie aus den Vorgängern bekannt. Einige Dinge wurden abgewandelt, wobei dies meistens eine Verbesserung darstellt. Wir reden hier von Kleinigkeiten wie der Idee, dass Naoe automatisch auf ihr Pferd schwingt, wenn sie es ruft. Oder dass wir per Tastendruck nun ebenfalls automatisch innerhalb von Missionen neben bestimmten Personen herlaufen können. Nix mehr mit zu-schnell-zu-langsam-dann-wieder-zu-schnell. Dafür muss ich das Pferd nun selbst zu seinem Zielort lenken, weil hier die Automatik entfernt wurde.

Nach wenigen Stunden beginnt Naoe damit, einen Unterschlupf zu errichten. Ähnlich wie in AC 3 findet sie passende Mitstreiter im Laufe ihrer Missionen – Häuser muss sie allerdings beauftragen. Wenn ich eine Schmiede errichten lassen möchte und die entsprechenden Rohstoffe fehlen, muss Naoe sie in Klostern und Burgen… nun… borgen. Sie schleicht sich an die Kisten heran und markiert sie für ihre Späher, die sie dann außerhalb unserer Augen ins Lager schaffen. Wenn die Späher denn gerade verfügbar sind, denn ich kann sie auch zur Aufklärung eines Gebiets abstellen. Dann sind sie für den Rest der Jahreszeit verschwunden und ich kann die Rohstoffe vergessen.

Die Geschichte ist (bisher) nicht besonders kompliziert. Letzten Endes ist es eine Rache-Story – die aber schön inszeniert ist. Nur dass es wieder eine Bande von vermummten Bösewichtern ist, die ich einzeln finden muss… Ich glaube, das gab es innerhalb der Reihe schon einmal. Oder zweimal. Eine Wiederkehr innerhalb der Reihe feiert auch das Belauschen anderer Personen. Das geht besser von der Hand wie damals bei Altair oder bei Ezio und ist eine nette kleine Ergänzung. Der Greifhaken aus Syndicate ist in abgewandelter Form ebenfalls in Shadows gelandet. Mit ihm wird die sowieso schon agile Naoe noch flinker. Neue Aktionen wie die Möglichkeit, Kerzen und andere kleine Lichtquellen zu löschen, sorgt für noch mehr Ninja- oder Assassinen-Feeling. Wenn irgendwann im Laufe des Spiels Yasuke wieder eine spielbare Figur wird, muss er sich ganz schön anstrengen, um mit der wunderbar animierten Japanerin mithalten zu können.

Wie stehe ich also nach gut drei Stunden Spielzeit zu Assassin’s Creed Shadows? Nach der ersten Irritation mit den ellenlangen Cutscenes habe ich mich gefangen und bin begeistert! Die wunderschöne Welt mit ihren herrlich dargestellten Jahreszeiten ist nur die Tapete für ein glattgeschliffenes Meuchelmörder-Abenteuer. Bisher wirken die einzelnen Teile nicht überbordend. Ja, mir fehlen gerade die Rohstoffe für das nächste Haus in meinem Unterschlupf. Und ja: Ich finde gerade die Person nicht, mit der ich reden soll. Allerdings ist mir das so was von egal, während ich nachschaue, was um die nächste Ecke liegt. Shadows erfindet die AC-Mechaniken nicht neu, verbessert sie aber vorsichtig. Mal ehrlich: Mehr hatte ich mir von einem neuen Serien-Teil nicht erhofft.

Freut mich, dass dir der neue Teil wieder gefällt. Scheint ja nicht jedem so zu gehen. 🙂
Das Spiel ist vom Odyssey-Team. Vielleicht liegt es daran, dass es die richtigen Knöpfe bei mir drückt. Natürlich erfindet es die Reihe nicht neu, aber es verändert sehr viele Kleinigkeiten und verbessert damit meistens. Die Trefferquote ist jedenfalls hoch 🙂
Vielen Dank für deine Einschätzung! Ich muss erstmal andere Teile nachholen, uff. Und Japan und wieder mehr schleichen turnen mich auch eher ab als an. Gespräche belauschen auch, das fand ich in Teil 1 schon öde *duckundweg*
Das mit den Gesprächen taucht (bisher) sehr viel weniger auf. So passt das schon. Wenn die Schleicherei nicht dein Ding ist, dann wird es bei AC schwierig 🙂
Ja, das ist ein Problem 🙁 Aber ich muss ja eh quasi von vorne anfangen erstmal 😀 Wobei Shadows so gar nichts für mich ist glaube ich. Ein Glück, angesichts so vieler Spiele mit so viel Spielzeit 😉
Klar, wer nur so kurze Sachen spielt wie du… 🙂
Haha, das stimmt 😀 Ich sollte doch mal bei den 4-6 Stunden Adventureperlen wildern 😉