Agatha Christie – Hercule Poirot: The London Case

Der Beitrag „Spiele-Check: Agatha Christie – Hercule Poirot – The London Case“ erschien zuerst am 13.10.2024 auf GamersGlobal als User-Inhalt unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0 DE DEED.

Der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot treibt sich wieder in der Weltgeschichte herum. Die Figur aus der Feder von Agatha Christie durfte schon einige Abenteuer in Spieleform erleben, manche davon auch unter dem Dach des französischen Publishers Microids. Da kann man als Spieler schon ein wenig durcheinander kommen. In diesem Artikel geht es um Agatha Christie – Hercule Poirot: The London Case, entwickelt vom schottischen Studio Blazing Griffin, von dem auch der Vorgänger Agatha Christie – Hercule Poirot: The First Cases stammt. Beide Spiele werden von Microids herausgebracht. Nicht zu verwechseln mit Agatha Christie – Mord im Orient Express, das vom Microids Studio Lyon kommt und am 19. Oktober erscheinen soll. Das wiederum bitte nicht verwechseln mit Agatha Christie – Mord im Orient Express aus dem Jahr 2006 von AWE Productions. Soweit alles klar?

Young Hercule

Wie schon in The First Cases spielt ihr Hercule Poirot in seinen „jungen Jahren“. Und auch diesmal basiert die Geschichte nicht auf einer Vorlage von Agatha Christie, sondern sie wurde neu erdacht. Das Spiel beginnt auf einem Kreuzfahrtschiff Richtung London, das eine wertvolle Ladung an Bord hat. Es handelt sich um das Gemälde „Die reumütige Magdalena“ und euer Auftrag ist es, dafür zu sorgen, dass dies unbeschadet an seinem Bestimmungsort ankommt. Während der Fahrt dürft ihr bereits einen ersten Fall lösen, denn offenbar wurde ein wertvolles Zigarettenetui gestohlen. Hier lernt ihr, wie ihr Beweise sammelt und Schlussfolgerungen zieht. Außerdem lernt ihr dort euren Sidekick Hastings kennen, der für euch quasi die gleiche Rolle wie Doctor Watson für Sherlock Holmes einnimmt und mit euch zusammen die Geschehnisse reflektiert.

Sobald ihr in London ankommt, dürft ihr der Eröffnungsveranstaltung des Museums beiwohnen. Und genau da wird das Gemälde entwendet! Das packt euch natürlich bei euer Ehre, und ihr versprecht, das Bild schnellstmöglich wiederzubeschaffen. Im Laufe der Geschichte bleibt dies aber nicht das einzige Verbrechen, das ihr aufklären müsst, und sogar ein Mordfall wird eure Aufmerksameit benötigen.

Es zählen die inneren Werte

Wie auch im Vorgänger, wird euch das Spielgeschehen aus einer Art isometrischen Perspektive von schräg oben gezeigt. Die Kamera lässt sich dabei in festen Stufen drehen. Nur bei Gesprächen oder beim Untersuchen von Gegenständen zoomt die Kamera heran und zeigt euch die relativ detailarme Grafik in Nahaufnahme. Generell gewinnt die 3D-Optik keine Schönheitspreise, dafür sieht sie zu steril aus. Auch die Musikuntermalung wird schnell öde. Immerhin gibt es eine deutsche Vertonung, wenn auch nicht durchgängig (manche Beschreibungstexte müsst ihr einfach selbst lesen).

Zum Glück sind dieses Dinge aber nicht das wichtigste für ein Adventure. Stattdessen möchten wir in einem Adventure etwas interessantes erleben, und je nach Vorliebe des Spielers ist die hier präsentierte Geschichte durchaus gelungen. Außerdem sollte die Steuerung dem Spieler nicht im Weg stehen, und das tut sie in diesem Fall auch nicht. Sowohl die Gamepad-Steuerung (auch auf dem Steam-Deck!) als auch die Maus- und Tastatursteuerung gehen in Ordnung. Und wie sieht es mit den Rätseln aus?

Ich bin dann mal in meinem Gedankenpalast

Klassische Adventure-Rätsel findet man in The London Case relativ wenige. Hier und da müsst ihr einmal einen Safe knacken oder einfach den richtigen Gegenstand am richtigen Ort einsetzen. Die meiste Zeit über werdet ihr Orte absuchen, Hinweise sammeln und Schlussfolgerungen ziehen. Eine zentrale Spielmechanik ist dabei eure „Gedanken-Mindmap“, in der alle gesammelten Hinweise landen. Eure Aufgabe ist es, diese Hinweise untereinander zu verknüpfen. Beispiel aus dem Prolog: „Am Safe sind keine Einbruchsspuren“ + „Die Ziffernscheibe wurde gedreht“ => Kannte der Dieb die Kombination?“.

Diese Verbindungen zu finden, ist ein Großteil des Spiels und erinnert stark an die Mechaniken vieler Sherlock Holmes-Spiele. Hier könnt ihr allerdings keinen Fehler machen. Wenn ihr nicht überlegen möchtet oder gerade nicht weiterkommt, könnt ihr auch einfach alles durchprobieren, bis ihr alle Schlüsse per „Bruteforce“ gefunden habt. Dies senkt den Schwierigkeitsgrad enorm. Häufig müsst ihr auch in Nahansichten von Gegenständen mit eurem Mauszeiger Hinweise finden, so wie ihr es vielleicht auch von Sherlock Holmes-Spielen kennt.

Fazit

Wenn ihr The First Cases kennt, wisst ihr in etwa, was auf euch zukommt: Hinweise suchen, Verdächtige befragen, Schlüsse ziehen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger hat das Spiel zu bieten. Ich war innerhalb von fünf bis sechs Stunden durch und fühlte mich weder besonders gut unterhalten noch besonders stark gefordert. Es plätscherte für mich so dahin und das Ende hinterließ mich unbeeindruckt. Das lag wohl daran, dass bis auf Poirot die Charakterisierung der Figuren vernachlässigt wurde, so dass ich sogar gegen Ende des Spiels manche Personen noch verwechselte. Nicht dass das einen Unterschied gemacht hätte…

  • Detektivspiel für PC, Playstation 4 & 5, Switch, Xbox One & Series X|S
  • Einzelspieler
  • Für Anfänger bis Fortgeschrittene
  • Preis: 29,99 Euro
  • In einem Satz: Nette Geschichte über den jungen Hercule Poirot mit biederer Präsentation und etwas eintöniger Rätselmechanik
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Über TheLastToKnow

Adventure-Fan aus dem Ruhrpott, groß (aber nicht erwachsen) geworden mit den SCUMM-Adventures in den 1990er Jahren. Spürt immer wieder kleine Indie-Perlen auf und zerrt sie ans Tageslicht.

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