Die „Adventure-Schatzkiste“ ist eine Kolumne unseres Gast-Autoren André Savetier, der uns eine neue Perspektive auf übersehene und/oder unterschätzte Adventure-Spiele aus der weitreichenden Vergangenheit des Genres bieten möchte.

Dieser Artikel ist Teil der DKSN-Halloween-Woche 2025.
Society of the Serpent Moon wurde von WRF Studios entwickelt und 2011 vom niederländischen Publisher Iceberg Interactive veröffentlicht. Es war das vorerst letzte Kapitel der Last Half of Darkness-Reihe und gleichzeitig das einzige Third-Person-Spiel der Serie. Erst heuer, im Februar, gab es wieder ein LHoD-Spiel, das anscheinend ein Remake des ersten Teiles ist. WRF steht übrigens für den Entwickler William R. Fisher, der die Last-Half-Spiele quasi im Alleingang geschaffen hat.
Society of the Serpent Moon ist ein – zugegeben etwas in Vergessenheit geratener – Horror-Klassiker, der sich durch seine düstere Atmosphäre und packende Grusel-Elemente auszeichnet. Da Halloween vor der Türe steht, habe ich meine Kopie des Spiel wieder einmal herausgekramt, um es für euch ordentlich durchzutesten.
Billy Black, furchtlos in Antibes

Ihr übernehmt die Kontrolle über den mysteriösen Billy Black, dessen gothisches Auftreten und tiefe Stimme ihn sofort als unnahbaren Einzelgänger kennzeichnen. Nur eines treibt ihn an: die Suche nach seiner verschwundenen Verlobten Wendy, die in dunkle Machenschaften verwickelt wurde. Im Introvideo wird Wendys Geschichte und Schicksal angedeutet, der Einstieg ist jedoch sehr abrupt. Zum Glück hat Billy Wendys Tagebuch bei sich, mit dem ihr euch auf mehreren Seiten einen storymäßigen Überblick verschaffen könnt.
Seine Suche führt unseren Protagonisten in die düsteren Gassen von Antibes, einem verschlafenen, heruntergekommenen Ort in Europa. Gleich zu Beginn wird Billy in seiner fürchterlichen Herberge von einer giftigen Schlange gebissen, der ihm Schwindel beschert – ein Vorgeschmack auf die unheimlichen Begegnungen, die folgen. Auf seinem Weg trifft er auf zwielichtige Gestalten, Verbrecher und mysteriöse Kreaturen, wobei oft nicht klar ist, ob diese real sind oder seiner Fantasie entspringen. Menschliche Begegnungen sind knapp, weshalb die Atmosphäre verstärkt auf Horror, Jumpscares und das Gefühl ständiger Bedrohung setzt. Society of the Serpent Moon lebt von seiner unheimlichen Stimmung: Friedhöfe, dunkle Rituale und übernatürliche Wesen machen jeden Schritt zu einem Abenteuer, das den Puls beschleunigt.
Ein nicht-lineares Abenteuer

Die Steuerung erfolgt unkompliziert per Linksklick: Ein Doppelklick lässt Billy schnell zum nächsten Raum wechseln, während Inventargegenstände am unteren Bildschirmrand gesammelt werden. Und von diesen gibt es sehr viele, da kann man schon manchmal den Überblick verlieren. Wer mag, kann die langsamen Animationen im Menü beschleunigen oder den optionalen „Easy Mode“ aktivieren, bei dem ein Tagebuch mit hilfreichen Hinweise im Inventar auftaucht. Mit der Tabulator-Taste könnt ihr euch alle Exits anzeigen lassen.



Relativ am Anfang habt ihr die Möglichkeit, euch eine Karte der Stadt zu besorgen, mittels derer ihr danach einfach von Punkt zu Punkt springen könnt. Zum Glück wurde diese Minimap integriert, muss man sagen, denn die Spielewelt ist relativ groß und es gibt viel Backtracking. Besonders hervorzuheben ist die nicht-lineare Struktur des Spiels, ein Aspekt, der für mich stets ganz oben auf der Liste steht. Society enthält einige Minispiele, die größtenteils logisch und fair lösbar sind. Generell sind die Rätsel meist Inventar-basiert – sie sind clever, ergeben Sinn und sind auch nicht zu einfach.
Atmosphäre und Grusel

Die 2,5D-Grafik war zwar auch für 2011 technisch veraltet, erzeugt aber nach wie vor eine dichte, finstere Stimmung. Antibes wirkt als heruntergekommene, gefährliche Stadt lebendig, während die klobigen 3D-Charaktermodelle etwas fremd in dieser Umgebung wirken. Render-Sequenzen und Zwischencutscenes unterstützen die Erzählung, auch wenn sie heute leicht unfreiwillig komisch wirken können. Besonders hervorzuheben ist die gekonnte Inszenierung von Jumpscares – sie sind zahlreich, effektiv und definitiv nichts für schwache Nerven.
Soundtechnisch hält sich das Spiel zurück: Ambientgeräusche und gelegentlicher Goth-Rock unterstreichen die Atmosphäre. Die Stimme von Billy Black wirkt bewusst tief und düster, was zwar aufgesetzt wirkt, aber zum Charakter passt.
Fazit


Society of the Serpent Moon ist ein Abenteuer für Liebhaber von Grusel, Mystery und klassischem Point-and-Click-Gameplay. Wenn ihr die anderen Teile der Last Half of Darkness-Reihe nicht kennt, könnt ihr dennoch problemlos einsteigen, denn Billys Suche nach Wendy ist eigenständig. Das Spiel besticht durch seine Atmosphäre, den logischen Spielfluss und die sorgfältig gesetzten Rätsel. Trotz technischer Mängel, wie niedrige Auflösung oder Kompatibilitätsprobleme auf modernen Systemen, bleibt es ein Klassiker des Horror-Adventure-Genres, auch wenn es ein bisschen in Vergessenheit geraten ist. Zum Glück ist es mittlerweile auch auf Steam verfügbar, wobei man gleich drei andere Teile der Serie gratis dazubekommt.
Perfekt für Halloween oder für alle, die sich an einem klassischen, unvergesslich gruseligen Adventure erfreuen wollen. Wer jedoch empfindlich auf Gewalt, Tod und Jumpscares reagiert, sollte vorsichtig sein – Society of the Serpent Moon ist ein Spiel, das unter die Haut geht. Wie es eine PEGI-Bewertung von 7 erhalten hat, ist mir ein Rätsel.










Last Half of Darkness sagte mir tatsächlich noch etwas, aber gespielt habe ich es nie. Danke für die Vorstellung 🙂