Die „Adventure-Schatzkiste“ ist eine Kolumne unseres Gast-Autoren André Savetier, der uns eine neue Perspektive auf übersehene und/oder unterschätzte Adventure-Spiele aus der weitreichenden Vergangenheit des Genres bieten möchte.
Sicherlich kein James Bond

Operation Wintersonne (oder Undercover: Operation Wintersun im Englischen) ist ein Point-and-Click-Spionage-Thriller-Adventure aus dem Jahr 2006, entwickelt von der österreichischen Firma Sproing Interactive und veröffentlicht von Anaconda. Es spielt während des Zweiten Weltkrieges. Ein Prequel des Spiels mit dem Titel Undercover: Doppeltes Spiel (engl.: Undercover: Dual Motives) wurde 2007 exklusiv für den Nintendo DS veröffentlicht.
Die Geschichte von Operation Wintersonne ist mitten im Zweiten Weltkrieg angesetzt. Der Spieler übernimmt die Rolle von Dr. John Russell, einem renommierten Atomphysiker, der vom MI-6 kontaktiert wird. Der britische Geheimdienst hat Beweise dafür, dass die Deutschen kurz davor stehen, die erste Atombombe der Welt fertigzustellen. Dr. Russell, ein Experte auf diesem Gebiet, der dazu auch noch fließend Deutsch spricht, wird nach Berlin gesandt, um die Nazis davon abzuhalten, die Bombe fertigzustellen. Dr. Russell ist zwar ein Genie, aber er ist sicherlich kein James Bond. Deshalb wird er von einem waschechten Spion begleitet, Peter Graham. In der deutschen Hauptstadt angekommen, treffen die beiden Briten ihren deutschen Whistleblower und werden bald darauf von Grahams Kollegin, der charismatischen, aber durch und durch rebellischen Anne Taylor, begleitet. Sein Abenteuer führt den Physiker von England über Deutschland bis in die Sowjetunion. Wird es Dr. Russell gelingen, die Deutschen vom Bau der Bombe abzuhalten?



Ein Rennen gegen die Zeit

Operation Wintersonne sieht aus wie ein klassisches 2.5D-Adventure, wie sie für das frühe 21. Jahrhundert typisch gewesen sind. Die gerenderten Hintergründe sehen großartig aus, auch die Charakteranimationen sind recht gut gemacht. Die linke Maustaste dient zum Betrachten von Objekten, die rechte Maustaste zur Interaktion, also genau andersherum als bei den meisten Spielen. Glücklicherweise könnt ihr die beiden Funktionen in den Einstellungen nach euren Wünschen vertauschen. Das Inventar befindet sich am unteren Bildschirmrand. Die englischen Voiceovers sind durchaus in Ordnung, die deutschen hingegen ausgezeichnet.
Operation Wintersun ist in seinem Schwierigkeitsgrad gut ausgewogen, nicht zu schwer, nicht zu leicht. Ihr könnt nicht im klassischen Sinne sterben – wenn ihr scheitert, könnt ihr es so oft erneut versuchen, wie ihr möchtet. Die Rätsel sind größtenteils logisch. Das Spiel bietet eine Menge Minispiele, viele davon muss man lösen, um Türen zu öffnen. Diese sind mitunter sehr schwer und können leider nicht übersprungen werden.

Ein kurzes Vergnügen

Interessant ist auf jeden Fall die Hauptfigur von Operation Wintersonne. Dr. John Russell ist sicher keine herkömmliche Adventure-Figur: Als Atomphysiker ist er es gewohnt, eher mit dem Kopf als mit den Händen zu arbeiten. Er ist exzentrisch, streng, etwas tollpatschig, aber dennoch sympathisch.
Alles in allem ist Operation Wintersonne ein unterhaltsames Point-and-Click-Adventure. Die Story und der Hauptprotagonist sind ungewöhnlich. Leider ist es nicht sehr lang, man kann es in vier bis fünf Stunden durchspielen.






Operation Wintersonne ist derzeit weder auf Steam noch auf GOG erhältlich, aber auf Aktionsplattformen, bei Online-Gebrauchthändlern oder in Second-Hand-Läden solltet ihr dennoch fündig werden.
Wow, das liest sich spannend. Setting gefällt mir auch. 4-5 Stunden Spielzeit sind für mich dabei sogar ein Bonus! Schade, dass es nicht erhältlich ist.
Schau mal auf Medimops, sonst finden wir sicher einen Weg, dass du das auch einmal spielen kannst 😉
Das USP wurde ja gar nicht erwähnt! Das Spiel hat einen Sepiafilter, da kann man das Spiel komplett in Brauntönen durchspielen. 😀
Die Synchro war echt gut, wenn ich mich recht entsinne, hatte der Prof Thomas Karallus aka Doug Heffernan gehabt. War aber meiner Erinnerung nach auch noch das Beste am Spiel, das Adventure selbst war doch eher guter Standard.
Guter Standard klingt ja auch nicht so schlecht 😉 Stimmt, der Sepia-Filter. Den gibts aber auch bei Stroke of Fate, ein Spiel, dass ich auch bald aus der Schatzkiste hervorzaubern werde.
Huch, war das Spiel wirklich so kurz? Naja, wahrscheinlich hab ich mich gelegentlich blöd angestellt. ^^
Danke für den Bericht. Ich hab das Spiel auch in ganz guter Erinnerung, auch wenn es lange her ist.
Aber die Hintergründe waren doch nicht handgezeichnet? (und sehen auf den Screenshots nicht so aus)
Hatte es recht fix durchgezockt, erinner mich noch recht gut daran, dass ich sehr schnell voran kam. Aber ans Ende erinner ich mich heute null.
Ich glaub, du hast recht. Hab mir eingebildet, dass ich irgendwo einmal schöne handgezeichnete Concept Art gesehen habe, finde sie aber nicht mehr.
Hmmmmmm… da muss ich echt raten, weil ich habe ja damals so ziemlich alle P&C Adventures zu der Zeit gezockt. Ich hab mir mal die Bilder angeschaut, aber da hat nichts klick gemacht, vom Namen her sagt mir der Titel was, aber ich muss gestehen das ich mich nicht erinnern kann Operation Wintersonne gespielt zu haben… :/
BTW: Hier ein Medimops Tip, für 4,- Euro macht man da nichts falsch! 😉
https://www.amazon.de/Adventure-Collection-Undercover-Wintersonne-Overclocked/dp/B0026OE3AQ/
Ist das nicht schön, wenn man noch nicht alles von damals gespielt hat und es heute noch entdecken darf? 🙂 Belief and Betrayal von deinem Link werde ich wohl auch irgendwann aus meiner Schatzkiste hervorzaubern.