Die „Adventure-Schatzkiste“ ist eine Kolumne unseres Gast-Autoren André Savetier, der uns eine neue Perspektive auf übersehene und/oder unterschätzte Adventure-Spiele aus der weitreichenden Vergangenheit des Genres bieten möchte.
Ungleiche Weggefährten

Alter Ego – Dark Adventure ist ein Third-Person-Mystery-Adventure, das von der tschechischen Firma Future Games entwickelt und 2010 veröffentlicht worden ist. Future Games ist auch für Klassiker wie The Black Mirror, NiBiRu: Age of Secrets und Next Life verantwortlich. Leider geriet das Studio nach dem mittelmäßigen Erfolg von Alter Ego in finanzielle Schwierigkeiten, sodass es ihr letztes Spiel geworden ist.
Wir schreiben das Jahr 1894. Timothy Moor, ein irischer Kleinkrimineller, wird als blinder Passagier an Bord eines Schiffes gefasst, das gerade in Plymouth, England, angekommen ist. Es gelingt ihm zu entkommen, indem er sich unerwartet losreißt, ins Wasser springt und untertaucht. Tim taucht in der Kanalisation von Plymouth wieder auf und gelangt zu einer Wäscherei, wo die Wäscherin Emily dem Charme des jungen Mannes hoffnungslos erliegt und ihm hilft, sich vor der Polizei zu verstecken.

In der Zwischenzeit trifft der exzentrische Detective Sergeant Briscol in Plymouth ein, um seinen neuen Posten bei der örtlichen Polizei anzutreten. Er wird nicht so herzlich empfangen, wie er es sich erhofft hat, und wird sofort zum Friedhof gerufen, wo die Leiche des kürzlich verstorbenen mutmaßlichen Serienmörders Sir William Lewis verschwunden ist. Als der Totengräber tot in der Nähe der leeren Gruft gefunden wird, geht das Gerücht um, Sir William sei von den Toten auferstanden …
Als sich Tims und Briscols Wege kreuzen, werden sie zu unerwarteten Verbündeten in einem Mysterium, das immer düsterer wird, je tiefer sie darin eintauchen.

Wunderschön düster
Von allen 2.5D-Adventure-Spielen, die ich gespielt habe, ist Alter Ego eines der schönsten. Die Hintergrundgrafiken sind atemberaubend und auch die Charaktermodelle sowie ihre Animationen sind ein Augenschmaus.

Die Mausmechanik besteht aus Linksklick zur Interaktion und Rechtsklick zum Betrachten. Ein Doppelklick lässt den Charakter rennen und schnell von einem Raum in den nächsten wechseln. Durch Drücken von F1 werden alle Hotspots auf dem Bildschirm hervorgehoben. Das Inventar befindet sich am unteren Bildschirmrand. Detective Briscol trägt ein hilfreiches und schön gestaltetes Tagebuch bei sich. Es gibt auch eine Karte von Plymouth, auf der ihr schnell zwischen den verschiedenen Orten wechseln können.
Alter Ego bietet englische Voiceovers in hervorragender Qualität. Timothy spricht mit irischem Akzent, während Detective Briscol ein typischer hochgestochener „Stiff-upper-lip“-Engländer ist. Die beiden Hauptfiguren sind im Allgemeinen sehr gut definiert und authentisch. Es gibt in Alter Ego kaum Musik, außer für Zwischensequenzen und dramatische Momente. Stattdessen verleiht eine unterschwellige dröhnende Geräuschkulisse dem Spiel eine mysteriöse Atmosphäre.
Der Schwierigkeitsgrad von Alter Ego ist ausgewogen, es gibt einige einfachere Rätsel, während andere ziemlich herausfordernd sein können. Aber ich kann mich an nichts Unlogisches erinnern.

Fazit
Nach all den positiven Dingen, die ich über Alter Ego erzählt habe, fragt ihr euch bestimmt, warum das Spiel nur durchschnittlich aufgenommen wurde. Die meisten negativen Bewertungen weisen darauf hin, dass das Ende zu plötzlich kommt und unbefriedigend sei. Hier bin ich völlig anderer Meinung. Das Ende ist nicht das, was man erwarten würde, es ist ziemlich gewagt und offensichtlich gefällt das nicht jedem. Ich persönlich finde genau das faszinierend.
Mir war beim Spielen nicht ein einziges Mal langweilig, ich habe jede Sekunde dieses spannenden Mystery-Spiels genossen und würde sogar so weit gehen zu sagen, dass Alter Ego zu einem meiner liebsten Point-and-Click-Adventures geworden ist.






„Alter Ego“ fand ich auch gelungen, vielleicht nicht in meinen Top 10, aber definitiv eine Spielempfehlung. „Next Life“ alias „Reprobates“ fand ich allerdings noch ein ganzes Stück besser. Future Games hatten einfach ein Händchen für unverbrauchte Szenarios.
Next Life war ein sehr gutes Spiel, das werde ich sicher auch irgendwann aus der Schatzkiste hervorholen 🙂
Hmm… Ich fand ehrlich gesagt Reprobates nicht so wahnsinnig prickelnd aber dennoch gut genug, dass ich es durchgespielt habe. Ich erinnere mich, dass man oft ständig die gleichen Sachen machen musste. Aber insgesamt fand ich auch die Story doof.
Da gefällt mir Alter Ego schon viel besser. Es spielt sich flüssig, sieht toll aus und macht Spaß.
Mittlerweile war ich es ja gewohnt, dass Future Games keine guten Enden hat und war dann eher angenehm überrascht, dass es nicht eines ihrer schlechtesten Enden ist. 😉
„Gewagt“ finde ich eine durchaus passende Bezeichnung für das Ende. Aber, hey, bis dahin kann man echt viel Spaß mit dem Spiel haben.
Danke für deinen Artikel! Ich muss gestehen, dass ich Alter Ego damals ausgelassen habe…
Schade, dass sich “Future Games” mit diesem Spiel aus der Adventure-Szene verabschiedet hat. Denn grundsätzlich wäre Potential für ein Top-Adventure vorhanden gewesen. Die Geschichte bietet spannende Ansätze. Grafik und Akustik vermitteln eine düstere Atmosphäre. Allerdings gibt es störende Mängel, die das Spiel schlechter als “Black Mirror” machen. Trotz der Mängel kann ich das Spiel empfehlen.
Für mich bleibt das beste Future Games Spiel „Black Mirror“.
Was hättest du denn zu bemängeln?