Adventure Creator

Die Spiele bis 2019

Die zweite Hälfte der 2010er Jahre brachte dann endlich die ersten erfolgreichen Projekte hervor. Und hier bemerkte man den professionelleren Ansatz im Vergleich zu AGS;  nahezu alle hier vorgestellten Spiele wurden kommerziell veröffentlicht.

Im Jahr 2016 erschien neben dem SciFi-3D-Adventure The Uncertain – Last Quiet Day sowie dem unheimlichen 2D-Point-and-Click Sally Face unter anderem auch das damals groß angekündigte neue Spiel von Bill Tiller, dem Background-Artist von The Curse of Monkey Island und dem Schöpfer von A Vampyre Story. Offenbar haben die dafür im Jahr 2014 via Kickstarter eingesammelten knapp über 40.000 US-Dollar dann aber doch nicht für ein Vollpreis-Spiel gereicht, denn die Spieldauer von Duke Grabowski, Mighty Swashbuckler! war mit knapp zwei Stunden dann doch etwas enttäuschend. Die Hoffnungen, dass weitere Episoden folgen könnten, dürften wohl mittlerweile auf dem Meeresboden liegen.

Im Folgejahr wurden unter anderem neben dem kleineren Point-and-Click-Projekt Bayou Island und dem Horror-Freeware-Adventure Shiver auch das preisgekrönte Milkmaid of the Milky Way veröffentlicht. Ein Jahr später folgte das deutsche Mystery-Abenteuer Unforeseen Incidents, das durchgängig gute Kritiken erhielt.

Das Jahr 2019 brachte eine Vielzahl von weiteren Adventure-Creator-Spielen hervor: Zu den bekannteren dürften Gibbous – A Cthulhu Adventure von Stuck in Attic, das ursprünglich auch über Kickstarter finanziert wurde, sowie Little Misfortune von Killmonday Games, gehören.

Für das Indie-Studio Harvester Games markierte 2019 einen Wendepunkt: Mit der Veröffentlichung von Lorelai wurde der Umstieg von AGS erfolgreich vollzogen. Zu den kleineren Geheimtipps des Jahres gehörten das Detektivspiel Rainswept, das humorvolle Chook & Sosig – Walk the Plank, sowie die Horror-Parodie Angelo & Deemon – One Hell of a Quest.

Die Spiele ab 2020

Zum Ende des Jahrzehnts erschien mit Yes, Your Grace eine wundervolle Mischung aus Mittelalter-Adventure, Strategie und Königssimulation mit Game-of-Thrones-Touch. Ein Zeitalter später spielt das ungewöhnliche The Procession to Calvary (zur News), das hauptsächlich von den Gemälden der großen Maler aus Renaissance und Barock lebt. Außerdem folgte mit Joyfess – Martin’s Secret Recipe der nächste optische Curse-of-Monkey-Island-Klon. Invoke Games zeigten mit Arcana Sands of Destiny, dass auch Wimmelbilder kein Problem für Adventure Creator darstellen.

Und ein weiterer ehemaliger AGS-User vollzog den Umstieg auf Adventure Creator: Die ehemaligen Zombie Cow Studios (jetzt Size Five Games) erstellten die ersten beiden Teile ihrer Dan and Ben Adventures-Serie noch mit AGS, der dritte Teil namens Lair of the Clockwork God war dann ein Produkt der neuen Engine.

Das neue Jahrzehnt machte da weiter, wo das alte aufgehört hat, der Strom von neuen Spielen riss nicht ab. Das Kickstarter-finanzierte Horror-Detektivspiel Saint Kotar kam nur ein Jahr nach seinem erfolgreichen Crowdfunding heraus und erzählte eine gruselige Geschichte um eine Mordserie in einem kroatischem Dorf, inspiriert von H. P. Lovecraft und Edgar Allan Poe, und stellt diesem Artikel das Titelbild zur Verfügung. Ebenfalls erfolgreich bei Kickstarter war Encodya, und das bereits im Jahr 2019, zwei Jahre später folgte der Release des SciFi-Abenteuers.

Ähnlich wie zuvor Harvester Games und Size Five Games schafften Clifftop Games den Umstieg von AGS auf Adventure Creator und veröffentlichten Kathy Rain – Director’s Cut mit der neuen Engine. Zu den kleineren Veröffentlichungen 2021 gehörten das Cowboy-Abenteuer Lone McLonegan – A Western Adventure von Sonomio Games, das FMV-Lockdown-Adventure The World After von Burning Sunset sowie das Psycho-Horror-Game Chasing Static von Headware Games.

Das letzte Jahr war ebenfalls sehr ergiebig. Harvester Games brachten mit Burnhouse Lane ihr bisher bestes Spiel auf den Markt, während Cultic Games mit ihrem „Katzen-Simulator“ Cats and the Other Lives überraschten. Das Langzeitprojekt Dexter Stardust – Adventures in Outer Space kam ebenso wie das 2019 über Kickstarter finanzierte Justin Wack and the Big Time Hack endlich zu einem versöhnlich Abschluss. Und mit Boxville von Triomatica Games erschien ein kleiner Indie-Geheimtipp, der an Klassiker wie Machinarium erinnerte.

Nicht zu vergessen sind außerdem die Indie-Adventures von Octavi Navarro, die ich euch im Midnight Scenes-Artikel bereits vorgestellt hatte und die mit Midnight Scenes – From the Woods in diesem Jahr ihren neuesten Ableger hervorbrachten. Eine recht prominente Neuerscheinung im Jahr 2023 war das Remake von Colossal Cave, das die ehemaligen Sierra-Gründer Ken und Roberta Williams in den letzten Jahren aus dem Boden gestampft hatten.

Die Zukunft von Adventure Creator

Chris Burton werkelt ständig weiter an seinem Tool, es erscheinen regelmäßig Updates und Bugfixes sowie Neuerungen. Das Forum ist eine tolle Anlaufstelle für alle Entwickler, die Hilfe brauchen. Sowohl Burton als auch andere User stehen meist zeitnah mit Rat und Tat zur Seite, ähnlich wie man es von der AGS-Community gewohnt ist. Die bisherige Entwicklung spricht für Burton und seinen Adventure Creator, so dass hier weiteres Wachstum zu erwarten ist.

Ich hoffe, ihr hattet ein wenig Spaß beim Lesen des Artikels und ich konnte euch einen kleinen Einblick in die Welt des Adventure Creators bieten. Den Abschluss des Artikels bilden vier Projekte, denen ich die Daumen drücke, es zukünftig noch über die Ziellinie zu schaffen: Es handelt sich dabei um den Primordia-Nachfolger-im Geiste Trenchmouth von den Wormwoord Studios, das SciFi-Noir-Point-and-Click Enoch – Children of Faith von Evil Pug Games, das im wahrsten Sinne des Wortes handgemachte Harold Halibut von den Slow Bros., sowie um das 3D-Adventure Utopia Syndrome von Utopia Games.

(Dieser Beitrag erschien zuerst am 15. April 2023 auf GamersGlobal)

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Über TheLastToKnow

Adventure-Fan aus dem Ruhrpott, groß (aber nicht erwachsen) geworden mit den SCUMM-Adventures in den 1990er Jahren. Spürt immer wieder kleine Indie-Perlen auf und zerrt sie ans Tageslicht.

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