3 Minutes to Midnight

Es ist 5 vor 12… nein sogar nur noch 3 Minuten bis Mitternacht… es ist also allerhöchste Zeit für unseren Test zu 3 Minutes to Midnight!

Beim Point-and-Click-Adventure 3 Minutes to Midnight handelt es sich um das Erstlingswerk von Scarecrow Studio. Unser neuer Gast-Autor Tyler Durden hat sich durch das Spiel gerätselt und teilt hier seine Erfahrungen mit euch.

Wie „einfallsreich“: Ein Protagonist mit Amnesie

Betty wird von einer lauten Explosion aus dem Schlaf gerissen. Der Blick auf die Uhr verrät: Es ist 3 Minuten vor Mitternacht. Betty hat allerdings ihr Gedächtnis verloren. Sie steht auf, geht durchs Haus und anschließend in die Stadt, um herauszufinden was los ist. Alle Bewohner haben ihr Gedächtnis verloren. Betty erfährt bald, dass sie die Tochter der Bürgermeisterin Eliza Barret ist. Was hat die Politik, der nahegelegene Staudamm, das Militär, die Mafia, das Necronomicon, ein Seeungeheuer, fliegende Kühe und Außerirdische mit alledem zu tun?

In 3 Minutes to Midnight sind Betty und Eliza spielbare Charaktere. Eliza ist eine machthungrige und skrupellose Politikerin und die gefühlskalte Mutter von Betty. Eliza bezeichnet und nennt Betty immer nur ihren „Nachwuchs“. Betty hingegen würde sich nur mal gerne etwas Herzlichkeit und Aufmerksamkeit ihrer Mutter wünschen. Die Beziehung zwischen den Beiden soll lustig und humoristisch sein, ebenso wie die übrigen Stadtbewohner und Charaktere.

Ist das lustig oder kann das weg?

Im Shop trägt das Spiel folgenden vollen Namen: 3 Minutes to Midnight® – A Comedy Graphic Adventure. Oha, das verheißt zumeist nichts Gutes, wenn ein Spiel schon im Namen darauf aufmerksam machen muss, dass es lustig sein soll und es sich um ein Grafik-Adventure handelt. Bei mir hat der Humor zumeist auch nicht gezündet. Klar, der eine oder andere Lacher ist dabei, aber hier wird kein Gag-Feuerwerk gezündet. Wirklich schlapp lachen musste ich mich nie. Bei mir bewegte es sich eher so zwischen einem Schmunzeln hier und da, Kopfschütteln und den Gedanken „ist das deren Ernst“ und einem innerlichen Nicken mit dem Gedanken „aha – darauf wollen sie anspielen“.

Ein absoluter Pro-Punkt ist der Spielumfang. Da kann man echt nicht meckern. Ich habe für meinen Spieldurchgang laut Steam ca. 38 Stunden benötigt. Das ist für ein Point & Click Adventure wirklich sehr umfangreich. Allerdings will das Spiel meines Erachtens zu viel, daher wirkt es bis zum Überquellen mit Ideen vollgestopft, wobei nichts wirklich ausgegoren und bis zu Ende gedacht ist. Daher tat sich das Spiel phasenweise sehr schwer mich bei Laune zu halten und mich wirklich gut zu unterhalten.

Schön, aber nervig

Ein erheblicher Contra-Punkt ist für mich die fehlende deutsche Sprachausgabe. Vielleicht ist da oftmals der „Joke Lost in Translation“. Zumindest werden deutsche Untertitel angeboten. Die englische Sprachausgabe ist professionell gemacht, allerdings fand ich die Stimme von Betty und auch ihren Charakter insgesamt irgendwie nervig. Da konnte ich mit dem Humor und der Stimme von Eliza schon irgendwie mehr anfangen.

Die Grafik ist wiederum positiv hervorzuheben. Eine schöne, bunte Comic-Grafik, welche zumindest dem selbstbetitelten „Comedy Graphic Adventure“ gerecht wird.

Die klassische Maussteuerung funktioniert gut, das Rätseldesign ist recht interessant und abwechslungsreich. Ihr dürft zwar keine bahnbrechenden Innovationen erwarten, aber einen durchaus soliden Genre-Standard.

Fazit

Es handelt sich um ein von der Spiellänge her umfangreiches Adventure, welches trotz guter Grafik nicht wirklich Begeisterung und Euphorie bei mir entfachen konnte. Ich habe von 5 möglichen Enden wohl das schlechteste Ende erlebt, trotzdem habe ich nahezu gar keine Lust, selber noch zu versuchen andere Lösungswege und Enden zu erspielen. Selbst mit der Hilfe eines Guides würde ich es nicht nochmal spielen, da ich das Gefühl habe, dass mir das Spiel nach 38 Stunden schon alles gegeben hat, was es mir geben kann.

Ich bin dennoch auf weitere neue Spiele des Herstellers gespannt und hoffe, dass zukünftige Werke auch mit einer deutschen Sprachausgabe aufwarten können.

3 Minutes to Midight kostet regulär 24,50 €. Da es irgendwie nicht vollständig meinen Nerv und Geschmack getroffen hat, wäre es mir eher 14,50 € wert. Daher empfehle ich eine Anschaffung im Sale.

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Über Tyler Durden

Langjähriger Point-and-Click-Adventure-Spezialist, der aber auch anderen spannenden Story-Spielen aus solchen Genres wie "Visual Novel" oder "Walking Simulator" nicht abgeneigt ist.

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13 Comments on “3 Minutes to Midnight”

  1. Schade, das klingt ja eher etwas ernüpchternd. Wobei mich fehlende deutsche Sprachausgabe nicht stören würde. Aber für ganz nett reicht meine zeit dann eher nicht, die Protagonistinnen holen mich jetzt auch nicht sofort ab. Da bleibe ich bei 2 Minutes to Midnight

      1. Danke für den herzlichen Empfang. Ich versuche sofern es meine rare Freizeit zulässt, hier den ein oder anderen Artikel beizusteuern. 🙂 Bei Interesse finden sich einige Rezensionen bei meinem Steam Account. Vielleicht findet der ein oder andere da noch einen Adventure-Schatz für sich.

  2. Danke für diesen Test. Ich fand ihn zwar weniger ausführlich aber die Essenz bleibt: Kann man sich mal antun, wenn irgendwann Zeit ist oder so. Da gibt es dann doch viele andere schöne Adventureperlen.

    Howlongtobeat gibt das Spiel auch mit 20,5 Stunden an, was für ein Adventure außergewöhnlich viel ist. Damit spielt es in ähnlichen Ligen wie The Book of unwritten Tales 2 und The Longest Journey, die beide schon extrem lang sind.

    1. Beide genannten Adventures „The Book auf Unwritten Tales 2“ und „The Longest Journey“ finde ich deutlich besser als dieses Spiel. Vielleicht sollte ich irgendwann mal eine persönliche Adventure-Hitliste erstellen…

  3. Herzlichen Willkommen auf DKSN und Danke für deinen Test!
    Ich bin bei 3 Minutes To Midnight immer noch hin- und hergerissen. Es hat viele schöne Stellen, ist teilweise aber auch echt gestreckt.

  4. Hätte ich nur die Bilder und den Trailer gesehen, wäre ich begeistert. So habe ich zum Glück auch deine Einschätzung gelesen. Danke. Und herzlich Willkommen auf der Seite!

    1. Darüber lässt sich streiten, denn ich habe den Trailer geliebt, und letztlich auch genau das erhalten, was mir visuell und inhaltlich (auch hinsichtlich des Humors) vermittelt worden ist. 🙂

  5. Für mich persönlich ist „3 Minutes to Midnight“ das klassische Point-and-Click-Adventure des vergangenen Jahres. Ich habe es absolut genossen… und seit „Return to Monkey Island“ hat mich kein Spiel mehr dermaßen zum Lachen gebracht. Die schrägen Charaktere sind mir ans Herz gewachsen, von einigen wirklich unsympathischen Nebenfiguren einmal abgesehen… und die Spielwelt wurde mit sehr viel Liebe gestaltet. Und Betty ist ohnehin bezaubernd. 😀 Mag sein, dass viele Adventure-Spieler*innen das (allein schon visuell) komplett gegensätzliche „Prim“ einem „3 Minutes to Midnight“ vorziehen, mich hat ersteres hingegen überhaupt nicht berührt, sondern vielmehr deprimiert. Aber „3 Minutes to Midnight“, gestreckt oder nicht, hat sich immens kurzweilig angefühlt. Dabei schätze ich in aller Regel eher kürzere Adventures.

    1. Es freut mich, dass Du ein positiveres Spielerlebnis als ich hattest. „Prim“ kann man mit „3 Minutes zu Midnight“ nicht wirklich vergleichen. Aber wenn man schon vergleicht, dann hat „Prim“ jedenfalls ein für mich sehr gewichtiges Element, was es deutlich besser macht. Eine gute deutsche Sprachausgabe.

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