Der DS war nicht nur unter Core-Gamern beliebt. Es gab auch zahlreiche Spiele und vor allem Programme, die das Ziel hatten, Zielgruppen anzusprechen, die vorher weniger mit klassischen Videospielen Berührung hatten. Von Dr. Kawashimas Gehirnjogging und der anschließenden Welle an Brain-Training-Games habt ihr sicherlich alle schon einmal gehört. Doch welche Spiele und Programme wurden damals sonst noch veröffentlicht, um neue Zielgruppen zu erschließen? In diesem Teil unserer DS-Geschichte, möchte ich euch einen kleinen, lange nicht vollständigen, Überblick geben.
42 Spieleklassiker (2005, Nintendo)
42 Spieleklassiker war sozusagen mein Erweckungserlebnis in Sachen Touch-Steuerung. Ich mochte schon immer digitale Versionen von Brettspielen, zumindest auf dem PC. Denn dank der Maussteuerung waren die Umsetzungen komfortabel zu spielen. Auf den Konsolen gab es zwar ebenfalls Umsetzungen von Klassikern wie Dame, Othello oder diversen Kartenspielen, aber durch die Controller-Steuerung waren diese Spiele nie gut zu bedienen.
Auf dem DS waren diese Spiele sogar noch besser spielbar als mit der Maus. Einfach die Karten, Würfel, Steine und andere Spielelemente anwählen und bewegen. Das mag aus heutiger Sicht vielleicht banal klingen, weil wir ständig von Touchscreens umgeben sind. Aber damals war das einfach eine neue Welt. Selbst meine Mom, die sich nie viel aus Computerspielen machte, konnte durch die sehr intuitive Steuerung ihren Spaß mit dem Spiel haben!
Zur Wahl stehen, wie der Name schon sagt, 42 Spiele. Die meisten sind Kartenspiele wie Mau Mau, Rommé oder Poker, genauso wie Brettspiele wie Othello, Dame und Schach. Mit der Zeit lassen sich neue Designs für die Spiele freischalten und was noch cooler war: damals gab es einen richtigen Online-Modus, in denen man mit anderen Spielern richtig chatten konnte. Also keine vordefinierten Smileys und Sätze – sondern als Chatfunktion wurde einfach der Pictochat aus dem System übernommen. So konnte man frei Sätze schreiben – entweder mit Druckbuchstaben oder handschriftlich.
Art Academy (2010, Nintendo)
Heute gibt es wohl kaum einen Künstler, der nicht mit einem Grafiktablett wie den Modellen von Wacom arbeitet. Natürlich war der DS nicht einmal ansatzweise mit einem modernen Tablet zu vergleichen, allein die geringe Auflösung und der kleine Touchscreen machten das Zeichnen schon etwas knifflig. Dennoch gab es mit Art Academy ein sehr schönes Lernprogramm, um zumindest die rudimentären Techniken des Zeichnens und Malens zu erlernen.
Dabei geht das Programm recht intelligent vor, indem es jeden einzelnen Arbeitsschritt vormacht und vom Spieler nachvollzogen wird. Zusammen mit den Erklärungen des virtuellen Lehrers Vincent zu den einzelnen Techniken wird tatsächlich ein handwerkliches Verständnis vermittelt. Und wenn man sich so auf Reddit umschaut, kann man damit immer noch recht beeindruckende Werke zaubern.
Von Art Academy gab es viele weitere Iterationen für Wii U und 3DS. Warum es aber nie eine Version für die Switch gab, dessen Touchscreen viel präziser ist als bei den alten Konsolen, bleibt wohl das Geheimnis von Big N.
Kochkurs – Was wollen wir heute essen? (2008, Nintendo)
Ein weiteres Lernprogramm ist der Kochkurs, die einzige europäische Veröffentlichung aus der japanischen Shaberu! DS Oryōri Navi-Reihe. In Japan haben Nintendo und Koei mehrere Titel dieser Reihe veröffentlicht, die alle von indieszero entwickelt wurden. Ein Studio, das auch für die Theatrythm-Spiele von Square Enix oder die Game Center CX-Spiele verantwortlich zeichnet.
Im Mittelpunkt dieser Programme stehen Hunderte von Rezepten aus aller Welt, deren Zubereitung Schritt für Schritt durch Bilder, Sprachausgabe und Videos erklärt wird. Das Programm ist so konzipiert, dass der DS in der Küche während des Kochens liegt und das Programm per Sprachsteuerung bedient werden kann. Für Mitte der 2000er Jahre ziemlich fortschrittlich. Ergänzend gibt es eine Funktion, um Zutaten auf eine Einkaufsliste zu setzen und auch viele Kochutensilien und Handgriffe werden ausführlich in Wort, Bild und Video erklärt. Auch einen Time brauchte es nicht, dieser ist ebenfalls im Programm dabei.
Das Programm mag aus heutiger Sicht ebenfalls etwas aus der Zeit gefallen sein: Es gibt YouTube, dutzende Kochblogs und natürlich unzählige Apps fürs Handy. Rückblickend ist es jedoch interessant, wie viele moderne Konzepte hier bereits umgesetzt wurden. Sonderlich gut scheint sich das Programm im Westen jedoch nicht verkauft haben, denn es blieb die einzige Ausgabe.
Ich kürze ab: Spielerisch in Erinnerung blieb Tetris – wobei’s die besseren Varianten auf anderen Systemen gibt – wie Prof. Layton – Puzzles, sofern man gewillt war, nervige Geschichten und Dialoge weg zu klicken.
Etwas Nintendo-Gedudel: High Score / Zoop (SNES).
Auch der dritte Teil war wieder sehr informativ, vielen Dank dafür. Die 42 Spieleklassiker sowie Art Academy habe ich damals auch selbst ausprobiert, danach hat mein Interesse an den Konzepten abseits der Spiele stark nachgelassen. 😉
Über so viele Jahre wird dem Handheld Markt ja der Tod vorausgesagt, weil Mobile Gaming auf dem Smartphone ihn verdrängt.
Ich habe das schon immer für nicht sehr plausibel gehalten und die Verkaufszahlen zeigen das. Aber hier sieht man, ein Segment, wo es tatsächlich passiert ist. Dass der DS bei über 150 Millionen verkauften Einheiten liegt, das ist sicherlich zu großen Teilen auch durch die Erschließung neuer Zielgruppen begründet. Diese sind es auch, die inzwischen aber auch tatsächlich wohl eher auf dem Smartphone zocken.
Sehr schöne Ideen. Bis auf Art Academy habe ich sie aber leider nie besessen.